Kriminalität

Graffiti – Zahl der Anzeigen in Berlin geht drastisch zurück

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Foto: Paul Zinken / dpa

Die Polizei registriert 926 Graffiti-Straftaten weniger als ein Jahr zuvor: Das könnte an einer neuen Taktik der Polizei liegen – Experten vermuten dagegen eine geringere Bereitschaft zur Anzeige.

Die Polizei hat im zurückliegenden Jahr erheblich weniger Graffiti-Schmierereien registriert als in den zwölf Monaten zuvor. Im vergangenen Jahr bearbeitete das Landeskriminalamt (LKA) 1332 Straftaten wegen Sachbeschädigung durch Graffiti. 2012 waren die Ermittler der Gruppe „Graffiti in Berlin“ (GiB) beim LKA noch mit 2258 solchen Anzeigen befasst. Das ergibt sich aus der Antwort der Senatsinnenverwaltung auf eine Anfrage des Abgeordneten Peter Trapp (CDU).

Entsprechend ist auch die Zahl der von der Polizei ermittelten Tatverdächtigen rückläufig. 2013 ermittelte das LKA, das die gravierendsten Fälle übernimmt, 701 mutmaßliche Sprayer, die illegal am Werk waren. Ein Jahr zuvor waren es 966 Verdächtige. In den sechs Berliner Polizeidirektionen wurden im vergangenen Jahr 380 Tatverdächtige (2012: 459) ermittelt.

Gleichzeitig stieg nach Angaben von Innenstaatssekretär Andreas Statzkowski die Aufklärungsquote. 67,4 der angezeigten Sachbeschädigungen durch Sprayer konnte die Sonderermittlungsgruppe des LKA aufklären. 2012 lag die Aufklärungsquote dort noch bei 57,7 Prozent. In den sechs Berliner Direktionen lag die Quote der Ermittlungserfolge bei bei 6,4 Prozent (2012: 5,3).

„Es fehlen szenekundige Beamte“

Die Senatsverwaltung für Inneres führt die aktuellen Daten auf gute Fahndungsarbeit zurück. „Die Entwicklung der Zahlen kann auf eine konsequente Ermittlungsarbeit zurückgeführt werden“, sagte ein Behördensprecher am Montag. Insbesondere die enge Kooperation mit der Bundespolizei habe sich bewährt.

„Sicherlich hat auch die neue Taktik der Bildung sogenannter operativer Einheiten gemeinsam mit der Bundespolizei, durch die die Szene teilweise unterwandert wird, zu einer offensichtlichen Verunsicherung und Abschreckung beigetragen“, so der Sprecher von Innensenator Frank Henkel (CDU).

CDU-Innenexperte Peter Trapp führt den Rückgang der registrierten Graffiti-Delikte hingegen vor allem auf die schlechte personelle Austattung der GiB gerade bei den operativen Einheiten zurück. „2007, als die Ermittlungsgruppe Graffiti ins LKA überführt wurde, hatte die Operativgruppe neun Mitarbeiter, jetzt sind es gerade noch vier. Es fehlen szenekundige Beamte“, sagte Trapp. Viele Betroffene würden daher Schmierereien nicht mehr anzeigen, weil dies mit Arbeit verbunden sei und zugleich wenig Erfolg verspreche, vermutet Trapp.

Nach Expertenschätzungen verursachen Sprayer in Berlin jährlich einen Schaden von 35 Millionen Euro.

( hel )