Der Aufmarsch von Truppen in DDR-Uniformen am Treptower Ehrenmal hat eine Welle der Empörung ausgelöst. Berlins Innensenator Frank Henkel (CDU) bezeichnete es als „unsägliche Provokation, wenn diese Ewiggestrigen jetzt wieder uniformiert auf die Straße gehen“. Der Aufmarsch sei ein Schlag ins Gesicht aller SED-Opfer und ihrer Angehörigen, so Henkel.
Wie berichtet waren am Donnerstag bei einem Fest zum „Tag des Sieges“ am sowjetischen Ehrenmal im Treptower Park Truppen in Uniformen der Nationalen Volksarmee, der Volkspolizei und der Staatssicherheit aufmarschiert. Die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) hatte die Veranstaltung zum 68. Jahrestag des Kriegsendes am 8. Mai beantragt.
Sein Grünflächenamt habe jedoch lediglich eine „Musikveranstaltung“ genehmigt, betonte Oliver Igel (SPD), Bezirksbürgermeister von Treptow-Köpenick. Er werde nun prüfen lassen, ob ein solcher militärischer Aufmarsch durch die Genehmigung gedeckt sei. Igel bezeichnete den Aufmarsch am Ehrenmal als Entehrung der dort beigesetzten sowjetischen Soldaten. „Die NVA und die Stasi haben uns nicht von den Nationalsozialisten befreit“, sagte Igel. Allerdings seien solche Zwischenfälle kaum zu verhindern, solange das Tragen Symbolen aus der DDR-Zeit erlaubt sei, argumentiert Igel.
DDR-Verklärer: „Unser Auftritt zur Kenntnis genommen“
Der Direktor der Stasiopfer-Gedenkstätte Hohenschönhausen, Hubertus Knabe, verlangt als Konsequenzen aus dem Vorfall, das Tragen von Uniformen und Abzeichen der DDR in der Öffentlichkeit genauso zu verbieten wie die das von Symbolen der Nazi-Diktatur. Organisiert wurde der Militäraufzug offenbar vom Traditionsverband Nationale Volksarmee e.V. in Berlin , der offenbar Trainings für „Ehrenformationen“ in Uniformen der aufgelösten DDR-Armee anbietet und aktuell für ein Feldlager in Jüterbog wirbt. Auf der Internetseite des Verbands heißt es: “Unser öffentlicher Auftritt am Treptower Ehrenmahl wurde durchaus auch auswärts zur Kenntnis genommen“. Gedenkstätten-Direktor Knabe fordert, dem Verein die Gemeinnützigkeit abzuerkennen. „Ich wundere mich, was in Sachen DDR-Verklärung in Deutschland alles möglich ist“, so Knabe. Wenigstens steuerlich absetzbar dürfe dies nicht mehr sein.
Der Berliner Bundestagsabgeordnete Kai Wegner (CDU) kündigte an, sich im Bund für ein Verbot von DDR-Unformen und -Abzeichnen einzusetzen. Auch der Berliner Sicherheitspolitiker Peter Trapp (CDU) will im Abgeordnetenhaus den Aufmarsch auf die Tagesordnung des Innenausschusses setzen.