In zwei Berliner Bezirken gibt es nicht genügend Schulplätze: Pankow und Tempelhof müssen auf Schulen in Nachbarbezirken zurückgreifen.
In dieser Woche haben die Bezirke miteinander abgestimmt, an welchen Schulen künftige Siebtklässler untergebracht werden können, die keinen Platz an einer ihrer drei Wunschschulen erhalten.
Dabei haben sich Engpässe gezeigt: Zwei Bezirke – Tempelhof-Schöneberg und Pankow – müssen auf einige Sekundarschulplätze in Nachbarbezirken zurückgreifen, um allen angemeldeten Schülern eine Schule anbieten zu können. Alle anderen können innerhalb des Bezirks Lösungen finden.
In Tempelhof-Schöneberg sind etwa 30 Schüler betroffen. Ihnen wird ein Platz an einer Sekundarschule in Neukölln oder Steglitz-Zehlendorf angeboten. So sollen beispielsweise 18 Kinder auf die Buckower Heinrich-Mann-Schule gehen.
Platz für eine ganze Schulklasse fehlt
Im vergangenen Jahr mussten noch 160 Kinder auf andere Bezirke verteilt werden. Für Entspannung sorgt die 13. Sekundarschule, die zum kommenden Schuljahr mit vier siebten Klassen an den Start geht. Dadurch konnten 104 Kinder im Bezirk versorgt werden.
Doch immer noch fehlt Platz für etwa eine ganze Schulklasse. Grund dafür sei, dass sich 900 Schüler aus anderen Bezirken per Erstwunsch an den Sekundarschulen in Tempelhof-Schöneberg beworben haben. Schulen wie die Carl-Zeiss-Oberschule oder die Sophie-Scholl-Schule gehören zu den gefragtesten in ganz Berlin.
Insgesamt hatten acht der zwölf Sekundarschulen mehr Bewerber als Plätze. „Es ist schön, dass unsere Schulen berlinweit so einen guten Ruf haben, doch wir haben die Pflicht, den bezirkseigenen Kindern einen Schulplatz zu bieten“, sagt Roger Gapp, Schulamtsleiter von Tempelhof-Schöneberg.
Maximal 60 Minuten Fahrweg zur Schule erlaubt
Die Schwierigkeit bestehe darin, dass der Fahrweg zur Schule nicht länger als eine Stunde dauern darf. Deshalb sei es beispielsweise nicht möglich, einem Kind in Lichtenrade eine Schule in Charlottenburg-Wilmersdorf anzubieten.
Das Problem wird auch in Zukunft weiter bestehen, denn die Schülerzahlen steigen. Deshalb setzt sich die Stadträtin Jutta Kaddatz (CDU) dafür ein, dass die Bezirke bei Bedarf die Möglichkeit haben, vorrangig bezirkseigene Kinder aufzunehmen. Dabei sollten maximal 30 Prozent der Plätze für wohnortnahe Kinder vergeben werden anstelle der Losquote.
Doch in der Koalition ist dieser Vorschlag umstritten. Gerade Neukölln beispielsweise will nicht die Schülerschaft einer Schule an das direkte Wohnumfeld koppeln, um eine bessere soziale Mischung zu erreichen. Dabei hatte Neukölln vor zwei Jahren selbst noch Schwierigkeiten, alle Schüler unterzubringen. Jetzt versuchen offenbar mehr Sechstklässler, von vornherein auch in anderen Bezirken unterzukommen.
Stark steigende Schülerzahlen in den kommenden Jahren
Freie Plätze gibt es sowohl im Süden als auch im Norden des Bezirks. Insgesamt kann Neukölln nach Angaben der Stadträtin Franziska Giffey (SPD) 90 Prozent der Erstwünsche erfüllen. Für die zu erwartenden Rückläufer, die das Probejahr am Gymnasium nicht bestehen, werden ganze Klassen frei gehalten.
Zu wenige Schulplätze für alle bezirkseigenen Kinder hat der Bezirk Pankow. Den Betroffenen soll ein Platz an Lichtenberger Schulen angeboten werden. Das gelte laut Schulamt nur für jene, die nahe an der Bezirksgrenze wohnen. Das Platzproblem hier wird durch den Kinderboom ausgelöst, der in den vergangenen Jahren schon an den Grundschulen für Schlagzeilen sorgte.
Insgesamt 3000 zusätzliche Plätze wurden vorrangig an Grundschulen geschaffen. Jetzt erreichen die starken Jahrgänge die weiterführenden Schulen. In den kommenden Jahren wird sich die Situation weiter zuspitzen. Der Bezirk rechnet mit 8000 zusätzlichen Schülern bis 2017. Wie viele Pankower Schüler jetzt einen Platz in Lichtenberg angeboten bekommen, war am Freitag nicht zu erfahren.
Wenig gefragte Schule als Zweitwunsch
Laut Bildungsverwaltung verteilen sich die Anmeldungen in diesem Jahr insgesamt besser als im Vorjahr. Von den Sekundarschulen können 29 Prozent nicht alle Bewerber aufnehmen, im vergangenen Jahr waren es 34 Prozent. Bei den Gymnasien hatte nur ein Viertel mehr Bewerber als Plätze, im Jahr zuvor war es noch ein Drittel.
„Wir gehen davon aus, dass die Quote der erfüllten Erst-, Zweit- oder Drittwünsche mindestens so hoch liegen wird wie im Vorjahr“, sagt Beate Stoffers, Sprecherin der Bildungsverwaltung. Im vergangenen Jahr haben 95 Prozent der Kinder eine ihrer drei Wunschschulen bekommen.
Viele Eltern hätten in diesem Jahr von vornherein bei den Zweit- oder Drittwünschen eine wenig gefragte Schule angegeben, um auf Nummer sicher zu gehen, sagt dazu André Nogossek, Vorsitzender des Landeselternausschusses.