Die Zahl der Kinder wird in einigen Bezirken um 30 Prozent zunehmen, Schulen fehlen. Der Senat berät über Investitionen.

Berlin wächst und braucht dringend neue Schulen: 250.000 zusätzliche Einwohner, so viele wie ein ganzer Bezirk, sollen in kaum 20 Jahren in der Stadt leben. Am Montag treffen sich die Senatoren von SPD und CDU zu einer Klausurtagung. Dort wollen sie auch beraten, wie schnell mehr Plätze für Schüler geschaffen werden können.

Nach einer Bevölkerungsprognose von Stadtentwicklungssenator Michael Müller (SPD) werden im Jahr 2030 in Berlin 65.000 mehr Kinder und Jugendliche zwischen sechs und 18 Jahren leben als heute. 388.000 Kinder und Jugendliche, überwiegend im schulpflichtigen Alter, werden erwartet – das wären in etwa so viele wie zum Mauerfall im Jahr 1989. Seitdem hat Berlin zahlreiche Schulen geschlossen.

Diese Prognose bedeutet, dass die Stadt in den nächsten Jahren rund 60 neue Schulen benötigt. Ein Schulneubau kostet je nach Größe zwischen zehn und 25 Millionen Euro. Es geht also um Investitionen in Milliardenhöhe.

Zuwachs an Kindern und Jugendlichen vor allem im Osten Berlins

Aber nicht in allen Bezirken wird gleich stark investiert werden. Die Experten des Senats gehen davon aus, dass vor allem in den östlichen Bezirken die Schülerzahlen zunehmen. So soll in Lichtenberg die Gruppe der Sechs- bis 18-Jährigen um 35 Prozent wachsen. Das bedeutet, statt bisher 21.000 würden in einigen Jahren dann 28.000 Kinder und Jugendliche aus Lichtenberg einen Schulplatz suchen, die meisten in ihrem eigenen Bezirk.

Für Pankow, Marzahn-Hellersdorf und Treptow-Köpenick sehen die Prognosen ähnlich aus. Die Senatsbildungsverwaltung rechnet dort mit je einem Drittel mehr Schüler.

Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) geht davon aus, dass in diesen Bezirken neue Schulgebäude errichtet werden müssen. Außerdem soll geprüft werden, ob Anbauten sowie die Wiedereröffnung von nach dem Mauerfall geschlossenen Schulhäusern und auch Mobilbauten möglich sind.

Großer Bedarf an Schulen im Bezirk Pankow

SPD-Fraktionschef Raed Saleh drängt den Senat, schnell zu entscheiden. „Ich möchte nicht, dass wir die Entwicklung verschlafen, wie das in der letzten Legislaturperiode mit dem Wohnungsbau passiert ist“, sagte Saleh.

In der SPD ist es Konsens, dass man sich in den vergangenen Jahren zu wenig um den Wohnungsneubau gekümmert hat. Nun aber dürfe man bei den Wohnungsprojekten nicht die öffentliche Infrastruktur vergessen, mahnte Saleh. Der Senat müsse in den Bezirken neu handeln, wo der Bedarf am größten sei. „In Pankow müssen wir offenbar in jedem Jahr eine Schule bauen“, sagte Saleh.

Dies sieht auch die CDU so. Der CDU-Finanzexperte Roland Goiny geht davon aus, dass mit dem nächsten Haushalt Geld für Neubauprojekte bereitgestellt werden muss. „Wo die Prognosen so sind, dass man stark steigende Schülerzahlen erwartet, müssen wir auch Neubeginner in der Investitionsplanung zulassen“, sagte Goiny.

Lichtenberg braucht in vier Jahren fünf neue Grundschulen

Die Bezirke Lichtenberg und Pankow warnen schon lange vor einem sich verschärfenden Mangel an Schulplätzen. Lichtenbergs Bürgermeister Andreas Geisel (SPD) geht davon aus, in den nächsten vier Jahren fünf neue Grundschulen bauen zu müssen. Für Pankow spricht Bildungsstadträtin Lioba Zürn-Kasztanowicz von 6000 Grundschulplätzen, die sie bis 2017 benötigt.

Wie aus Regierungskreisen verlautet, will Nußbaum den Senat deshalb am Montag über Investitionsmöglichkeiten informieren.