Beton-Schäden

Baugerüste am Bahnhof Friedrichstraße bleiben länger

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Andreas Gandzior

Foto: Stephanie Pilick / dpa

Am Montag sollte die Deckensanierung am Bahnhof Friedrichstraße beginnen - aber noch sind Gutachter am Werk. Wer gepfuscht hat, ist noch unklar.

Rot-weißes Flatterband ist in der Bahnhofshalle Friedrichstraße gespannt. Sicherheitsmitarbeiter der Bahn stehen an der Absperrung vor eine Ladenzeile mit mehreren Geschäften. In der Halle hat die Bahn unter den Gleisen schützende Gerüste aufgebaut und mit Metall- sowie Holzplatten verkleidet. In einem Supermarkt stehen die Kunden unter Stahlgerüsten an der Kasse, in einem Souvenirshop wischt eine Verkäuferin Staub von den Berlin-Tassen. Teile der Ware sind in Plastikfolie eingewickelt. Alle Läden haben sich auf den Beginn der Sanierungsarbeiten vorbereitet. Die Bahn hatte angekündigt, dass mit den Bauarbeiten am Montag begonnen wird. Doch vorerst sind nur Gutachter vor Ort, sichten Schäden, leuchten mit Taschenlampen unter die Decken, nehmen Maß und machen sich Notizen. Von Bauarbeitern, Baustaub und Lärm ist keine Spur zu sehen und zu hören.

„Die Bauvorbereitenden Maßnahmen haben begonnen“, sagt Burkhard Ahlert, Sprecher der Bahn AG in Berlin. „Einige Teile der abgehangenen Zwischendecke wurden geöffnet und die Schäden werden aufgenommen.“ Erst Mitte bis Ende der kommenden Woche könne die Bahn Details zu den Bauarbeiten nennen. „Zu den Kosten der Sanierungen, den Einschränkungen im Bahnverkehr und in der Bahnhofshalle sowie der Dauer der Arbeiten werden wir frühestens zu diesem Zeitpunkt nähere Angaben machen können“, sagt Ahlert. „Eventuell werden in den kommenden Tagen Teile der Betondecke direkt unterhalb der Gleisanlagen aufgestemmt, um den Schadensumfang zu begutachten.“

25 Kilogramm schweres Betonteil fällt von der Bahnhofsdecke

Hintergrund für die anstehenden Sanierungsarbeiten, sind schwere Baumängel, die Mitte Dezember offensichtlich geworden sind. Am 13. Dezember hatte sich ein 25 Kilogramm schweres Betonteil von der Decke gelöst, eine Zwischendecke aus Gipskarton durchschlagen und war in die Bahnhofshalle gestürzt. Verletzt wurde glücklicherweise niemand. Bis zu 190.000 Reisende durchqueren täglich das Bahnhofsgebäude. Erste Untersuchungen ergaben, dass wahrscheinlich Baupfusch Ursache für den Schaden ist.

Zwischen 1995 und 1999 wurde die Bahnhofshalle saniert. Dabei wurde im Auflagenbereich der Stahlträger für die Bahnsteigkonstruktion Beton fest verbaut. Das hätte nicht geschehen dürfen, denn die Träger müssen sich frei bewegen können. Nur so können sie Temperaturschwankungen und die Schwingungen der darüber fahrenden Züge ausgleichen. Nach Aussagen des Bahnsprechers sind die Fristen für die Anzeige von Baumängeln aber lange verjährt. Wer, und aus welchen Gründen die Mängel bei der Bauabnahme übersehen hat, kann Ahlert nicht sagen. Das werde aber geprüft. Regressforderungen wird es wohl keine geben können. Mit den Folgen der Baumängel haben seit Mitte Dezember auch die Ladeninhaber zu kämpfen. Eine Bäckerei am Ausgang Georgenstraße hat seitdem geschlossen. Aus Sicherheitsgründen, wie auf einem Plakat an der verschlossenen Glastür zu lesen ist. Auch andere Geschäfte mussten zeitweise schließen. Vertreter der Bahn hätten Gespräche mit den Ladenbesitzern geführt und es würden weitere folgen. Zu Einzelheiten über Schadenersatzforderungen gegenüber der Bahn wollten sich die Geschäftsführer zum jetzigen Zeitpunkt nicht äußern.