Privatschule

Türkische Uni plant Gymnasium in Mariendorf

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Joachim Fahrun

Eine große türkische Privat-Universität möchte in Berlin eine Hochschuldependance eröffnen und eine Internationale Schule als türkisches Gymnasium aufbauen. Sie sucht dafür eine Immobilie.

Die Bahcesehir Universität aus Istanbul sucht für eine Hochschuldependance und eine Internationale Schule als türkisches Gymnasium Gebäude in verschiedenen Bezirken, die sie vom Liegenschaftsfonds des Landes erwerben möchte. Obwohl sich die Türken konkret für eine Schule in Mariendorf interessieren und ihr Kaufinteresse bekundet haben, ist ein Abschluss bisher noch nicht zustande gekommen.

Als Unterstützer des Geschäfts fungiert auch der Kreuzberger Grünen-Abgeordnete Özcan Mutlu. Das ist heikel, weil Mutlu sich bereits gegen Vorwürfe zur Wehr setzen muss, er habe Vermittlungstätigkeiten in einem anderen Immobiliengeschäft nicht wie verlangt offengelegt und beim Präsidium des Abgeordnetenhauses angezeigt.

Führende Vertreter der Bahcesehir Universität um den Stifter Enver Yücel waren im Frühjahr in der Stadt, um sich Schulstandorte anzuschauen. Dabei koordinierte Mutlu die Terminwünsche der Besucher mit dem Liegenschaftsfonds, war auch bei den Besichtigungen dabei.

Den Verdacht, er habe für seine Tätigkeit irgendwelche Vermittlungsprovisionen erhalten oder verlangt, weist Mutlu zurück: „Für mein Engagement habe ich weder Geld bekommen, noch Geld beansprucht“, sagte der bildungspolitische Sprecher der Grünen.

Mutlu muss sich nach dem Ende der Sommerpause vor dem Parlamentspräsidium erklären. SPD-Abgeordnete wollen wissen, was es mit seiner Rolle in einem gescheiterten Verkaufsversuch von sechs deutschen Kempinski-Hotels für 380 Millionen Euro an die türkische Dogan Holding auf sich hat. Mit dem Medienunternehmer Aydin Dogan verbindet Mutlu seit Jahrzehnten eine enge, fast familiäre Beziehung.

Er hatte auf Bitten eines ihm bekannten Maklers den Kontakt zu dem solventen Investor hergestellt. Mutlu versichert, dafür nie Geld verlangt zu haben. Inzwischen hat das Landgericht München das Magazin Focus verurteilt, nicht länger den Verdacht zu verbreiten, Mutlu habe eine Provisionsabrede getroffen.

Als er sich gegen die Vorwürfe in Zusammenhang mit dem Hotel-Deal öffentlich rechtfertigte, habe er „keinen Zusammenhang“ mit seiner Hilfe für die Bahcesehir Universität gesehen, sagte Mutlu. Deswegen hatte er sein Engagement zugunsten dieses anderen Immobilieninteressenten auch nicht erwähnt. „In dieser Frage bin ich als Bildungspolitiker aufgetreten, der Kontakt zum Liegenschaftsfond bestand bereits“, sagte Mutlu.

Tatsächlich hatte sich die Bahcesehir Universität, die seit dem vergangenen Jahr ein Büro am Gendarmenmarkt betreibt, schon 2009 mit dem Liegenschaftsfonds in Verbindung gesetzt. Zur Büro-Eröffnung sprach Justizsenatorin Gisela von der Aue (SPD). Die juristische Fakultät der Istanbuler Hochschule pflegt bereits Kontakte zu Berliner Jura-Fakultäten. Der Berliner Ableger soll sich neben der Architektur vor allem den Rechtswissenschaften widmen.

„Das ist ein großer und erfolgreicher Bildungsträger in der Türkei“, sagte Mutlu. Er fände es gut, wenn solche Bildungsträger von säkularen Türken hier internationale Schulen oder Universitäten gründen wollten, so der Grünen-Politiker. Die Bahcesehir Universität wurde 1998 im Istanbuler Stadtteil Besiktas gegründet und hat sich zu einer der führenden Hochschulen des Landes entwickelt. Unterrichtssprache ist Englisch.

„Ich hatte ein politisches Interesse daran, dass dieser Bildungsträger nach Berlin kommt“, begründet Mutlu seine Bereitschaft, als Kontaktmann zu agieren. Zumal die Universität auch von Bildungs- und Wissenschaftssenator Jürgen Zöllner (SPD) unterstützt werde, der sich auf Vermittlung Mutlus mit dem Stifter getroffen habe. In Zöllners Verwaltung werden die Kontakte zu den türkischen Investoren bestätigt.

Zunächst wollen die Türken in der aufgegebenen Hermann-Köhl-Oberschule in der Mariendorfer Kurfürstenstraße eine internationale Schule aufbauen. Der Verkauf stockt jedoch, weil dem Vernehmen nach der Bezirk Tempelhof-Schöneberg die Schulturnhalle noch für Sportvereine nutzen will.