Fünf Tage lang haben sich internationale Modegrößen, Einkäufer und Prominente zu Shows und Awards bei der Fashion Week getroffen. Es gab viele Laufstege: am Brandenburger Tor, im ehemaligen Flughafen Tempelhof, in der alten Münze. Doch nur ein Veranstaltungsort löste sowohl im Vorfeld als auch während der Schauen eine Diskussion um seine Berechtigung und seine Strahlkraft aus: das große weiße Zelt auf der Straße des 17. Juni. Nun scheint es klar: Die Fashion Week bleibt dauerhaft dort. Das sagt die Landesregierung zwar noch nicht offiziell, aber alles läuft darauf hinaus.
„Offenkundig hat der Platz als Veranstaltungsort funktioniert“, sagte Senatssprecher Richard Meng zu Morgenpost Online. Er sei eine „prima Lösung“ nach der jahrelangen Suche nach dem passenden Ort für die Modezelte. „Ein anderer Veranstaltungsort dafür ist nicht wirklich im Spiel“, meinte Meng weiter.
Ähnlich äußerte sich sein Stellvertreter Günter Kolodziej: „Es gibt keine bessere Alternative.“ Auch wenn erst die abschließenden Untersuchungen in den kommenden Wochen, die Rücksprache mit Polizei und Veranstaltern endgültig zeigen könne, ob dieser Platz auch im kommenden Sommer Modestandort sein kann und wird – er geht davon aus, dass der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) sehr zufrieden mit der jetzigen Fashion Week dort gewesen ist: „Wenn solche Bilder von Berlin in die Welt gesendet werden, muss man das Brandenburger Tor im Hintergrund zeigen.“
Die Mode-Experten stimmen da fast alle zu: „Schon aus geschichtlicher Sicht finde ich den Standort am Brandenburger Tor sehr gut. Das Zelt ist nach dem Umzug vom Bebelplatz außerdem größer, klimatisiert, hat eine wunderschöne Lounge mit einem unglaublich schönen Blick – es ist einfach genau richtig, so wie es jetzt ist. Für uns war es die erfolgreichste Messe, die wir je hatten“, sagte „Premium“-Chefin Anita Tillmann. Auch viele Aussteller bestätigten, so gute Umsätze hätten sie bei einer Fashion Week noch nie getätigt.
„Ich kann auch nur bestätigen, dass das neue Zelt und der neue Standort eine Verbesserung sind“, sagte Model Franziska Knuppe, „ich finde, wenn man schon so oft die Straße des 17. Juni sperrt, sollte es auch gerade für solche wichtigen Events wie die Fashion-Week passieren. In Paris würde sich kein Mensch je darüber aufregen, dass wegen einer Mode-Veranstaltung etwas abgesperrt wird.“
Monika Grütters (CDU), Chefin der Stiftung Brandenburger Tor, hatte sich am vergangenen Sonntag im Interview mit Morgenpost Online gegen die erneute Planung der Modewoche vor dem Brandenburger Tor ausgesprochen. Wegen der rund 240 Veranstaltungen auf dem Pariser Platz pro Jahr hätten nicht nur Anlieger das Problem, zu ihrer Arbeit und Wohnstätte zu kommen – auch viele Besucher würden die Anfahrt zunehmend scheuen. Kritik am regen Veranstaltungsleben rund um das Tor teilten in der vergangenen Woche auch die Grünen. Stadtentwicklungsexpertin Claudia Hämmerling sagte, die Diskussion gebe es schon lange.
Zum Beginn der Fashion Week hatte die Investitionsbank Berlin (IBB) eine Studie veröffentlicht, nach der sich Berlin zu Deutschlands Modehauptstadt entwickelt hat. Mit den meisten Beschäftigten in der Modewirtschaft – 15.300 Selbstständige, freie und fest angestellte Mitarbeiter insgesamt – und einem Umsatz von 1,6 Milliarden Euro. Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linke) betonte den Wirtschaftsfaktor Fashion Week für Berlin.
Noch im vergangenen Jahr hatte die Modewoche auf dem Bebelplatz statt gefunden. Nach Protesten aus dem Landesparlament, aber auch von Berlinern, der historisch bedeutsame Platz der Bücherverbrennung dürfe nicht zum Hotspot einer seichten Veranstaltung mit Mode-Prominenz und Models verkommen, wurde der Standort hinter das Brandenburger Tor, auf die Straße des 17. Juni verlegt. Andere Alternativen wie der Alexanderplatz oder der Schloßplatz kamen nicht in Betracht. Ersteren wünschten die Veranstalter nicht, letzterer schied wegen des geplanten Baubeginns für das Berliner Schloss aus.
Veranstalter IMG zeigte sich mit der Location auf der Straße des 17. Juni absolut zufrieden. „Den Designern hat das vergrößerte Zelt als perfekte Plattform gedient und das Publikum war sehr zufrieden, das Feedback war durchweg positiv“, sagte Sprecher Daniel Aubke am Sonnabend. Da das Zelt nicht unmittelbar hinter dem Brandenburger Tor stand, sondern auf der Straße des 17. Juni, habe man sich entsprechend vergrößern und so auch jungen Designern eine Plattform im „Studio“ bieten können. Und der Verkehr rund um den Knotenpunkt sei trotz einiger weniger Einschränkungen weiter geflossen. Für Christian Tänzler, Sprecher von visitBerlin, kann es ebenfalls nur die Straße des 17. Juni als Ort für die Fashion Week sein: „Die Modewoche ist das Aushängeschild der Stadt, der Platz vor dem Brandenburger Tor ist dafür die richtige Location, weil das wichtigste Wahrzeichen der Hauptstadt immer mit im Blickfeld liegt. Das ist gut für das Image Berlins als Modehauptstadt. Und beim Verkehr sind die Berliner doch Kummer gewohnt.“
Die nächste Fashion Week wird vom 18. bis 21. Januar laufen – auf der Straße des 17. Juni. Wo im nächsten Jahr vom 4. bis 7. Juli die Zelte aufgebaut werden, müsse zwar noch entschieden werden, sagt Daniel Aubke. IMG hoffe jedoch darauf, „auch darüber hinaus“ genau hier die Schauen zeigen zu können – mit Blick auf das Brandenburger Tor.