Eine Wachstumsgeschichte ist zu Ende. Die große Buchhandlung “Berlin Story“, Unter den Linden 26, schließt am heutigen Donnerstag und zieht aus. Inhaber Wieland Giebel kann die hohe Miete nicht mehr bezahlen.

Erst 2008 war Wieland Giebel mit seinem Geschäft "Berlin Story" Unter den Linden 26 eingezogen und hatte in den neuen Räumen ein Café, einen Theatersalon und eine Museumsausstellung eröffnet. Nun hat er nach eigenen Angaben Zahlungsrückstände im sechsstelligen Bereich. Er habe Ende Januar Insolvenz angemeldet, sagte der 60-Jährige Morgenpost Online. Doch der umtriebige Unternehmer macht weiter, allerdings in kleinerem Rahmen.

Seine Buchhandlung wird in einem Laden an der Mittelstraße, nicht weit entfernt vom alten Standort, wieder aufmachen. Auch das Historiale Berlin Museum zieht an einen anderen Standort: Unter den Linden 40. Es hatte erst im Dezember 2010 in der Berlin Story eröffnet. Giebel hatte dafür Lottomittel bekommen. Doch für das Café und den Salon in der Berlin Story ist es vorbei. Den großen Gewinn haben beide nicht gebracht. „Das Café hat ganz leicht im grünen Bereich gelegen, der Salon hat sich fast selbst getragen.“

Giebel war stolz auf die prominente Adresse Unter den Linden 26, in den Kaiserhöfen, neben dem Haus der Schweiz gelegen und nahe der Kreuzung zur Friedrichstraße. Ein Platz, an dem täglich Tausende Touristen und Einheimische vorbeikommen. Im Juni 2010 wurde die Buchhandlung zum „Ort des Tages“ im Wettbewerb „Land der Ideen“ ernannt. „Es war ein sehr schönes Projekt“, sagt Wieland. „Ich bin traurig, aber nicht am Boden zerstört.“ Seit 1997 gibt es „Berlin Story“, aber so viel Platz wie in den Kaiserhöfen hatte Giebel nie zuvor. Rund 1600 Quadratmeter auf zwei Etagen und eine Galerie standen ihm zur Verfügung. Es reichte, um 3000 verschiedene Buchttitel zum Thema Berlin anzubieten, in mehr als zwölf Sprachen, außerdem eine Vielzahl von kleinen Skulpturen, DVDs, CDs und Poster.

Im Untergeschoss waren die Berlin-Modelle zu sehen. Dort befand sich der Salon mit kleiner Bühne und Zuschauerreihen. Im Erdgeschoss waren die hohen Bücherregale aufgebaut, das Café eingerichtet, Skulpturen und Bilder ausgestellt. Die Büros lagen in der Galerie. Die Miete für die Buchhandlung habe im fünfstelligen Bereich gelegen, sagt Giebel. Es sei eine Staffelmiete vereinbart gewesen, mit jährlicher Steigerung um 5000 Euro. Erschwerend habe sich der Wechsel des Eigentümers im Jahr 2009 ausgewirkt. Das Haus ging von einem privaten Unternehmen an einen Pensionsfonds über.

Am neuen Standort, an der Mittelstraße 43, zahlt Giebel „nur wenige Hundert Euro“. Er hat aber auch nur 150 Quadratmeter zur Verfügung. „Es reicht, um fast alle Bücher unterzubringen.“ Etwa 2500 verschiedene Titel zum Thema Berlin sollen im Angebot sein. Kein Platz bleibt für die Modelle, die Bilder und verschiedene Schaustücke. Auch der Bereich des modernen Antiquariats werde kleiner, sagt Giebel. Zudem muss er sich von einigen Mitarbeitern verabschieden. Nur fünf der zehn Beschäftigten in der Buchhandlung kommen mit an die neue Adresse. Die acht Kollegen, die im Salon und im Café tätig waren, hätten schon im Januar neue Jobs in der Gastronomie gefunden, sagt Giebel. Voraussichtlich am 10. Februar werde er den Laden an der neuen Adresse öffnen. Im März soll das Historiale Berlin Museum wieder zu besichtigen sein. Giebel zufolge wird es jetzt bereits in den Räumen Unter den Linden 40 aufgebaut.

Keine Abstriche macht Wieland Giebel am Geschichtsfestival Historiale, das er seit 2007 organisiert. Das Spektakel mit vielen Geschichtsdarstellern soll in der letzten Augustwoche stattfinden. Austragungsort ist wie in den vergangenen Jahren das Nikolaiviertel. 2011 geht es um die Zeit von 1945 bis 1961. Das Thema lautet „Hauptstadt der Spione“. Die Finanzierung des Vorhabens sei gesichert, so Giebel. Er feiert in wenigen Tagen Geburtstag. Als Katastrophe betrachte er die Ereignisse um seine Berlin Story nicht, sagt der Unternehmer. Er sei sechs Jahre lang Entwicklungshelfer in Ruanda gewesen und habe Not und Elend gesehen. „Man muss die Proportionen wahren.“