Ein 30 Jahre alter Marine-Soldat hat in der Nacht zu Mittwoch einen sogenannten Base-Jump in Charlottenburg beinahe mit den Leben bezahlt. Er war nach dem Absprung von der Hochbaustelle des „Zoofensters" mit einem Fallschirm gegen ein Bürogebäude geprallt und anschließend ungebremst aus der Höhe des 6. Stockwerks in die Tiefe gestürzt. Der Mann schwebt in Lebensgefahr und wird auf der Intensivstation behandelt.
Nach bisherigen Erkenntnissen hatte der Mann den Rohbau mit einer sogenannten „Objektsprungausrüstung“ und einem Helmkamerasystem betreten und war gegen 3.30 Uhr aus 120 Meter Höhe in Richtung Hardenbergplatz gesprungen. Aus noch ungeklärter Ursache prallte er nach kurzem Flug mit seinem Gleitschirm gegen die Hauswand des gegenüberliegenden Bürogebäudes, stürzte ab und schlug auf dem Gehweg des Hardenbergplatzes auf.
Kameraaufnahmen ausgewertet
Ein 43 Jahre alter Wachmann des Baustellenkomplexes rief die Polizei zur Unfallstelle, wo die Beamten den Schwerverletzten und einen mutmaßlichen Begleiter des 30-jährigen Springers antrafen. Nach Angaben eines Polizeisprechers soll dieser noch versucht haben, das Kamerasystem an sich zu bringen, was die Polizisten allerdings verhindern konnten. Gleitschirm und Filmaufnahmen wurden sichergestellt und bereits ausgewertet. Darauf soll sich in der Tat der Sprung aus der Sicht des 30-Jährigen befinden.
Der Mann wurde unmittelbar nach dem Unglück in das Bundeswehrkrankenhaus an der Scharnhorststraße in Mitte transportiert, wo die behandelnden Ärzte der Intensivstation eine Oberschenkelfraktur sowie schwere innere Verletzungen diagnostizierten. Bis zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe schwebte der 30-Jährige in Lebensgefahr. Gegen ihn wurde ein Ermittlungsverfahren wegen Hausfriedensbruchs eingeleitet. Wie er trotz der Sicherheitsvorkehrungen mit der Ausrüstung auf das Gebäude gelangen konnte, ist Gegenstand der laufenden Ermittlungen.
Nach Informationen von Morgenpost Online soll der 30-Jährige seinen Dienst als Marine-Soldat auf der Fregatte „Brandenburg“ versehen und sich nach einem Einsatz am Horn in Afrika in Somalia im Urlaub befunden haben. Sein Begleiter – der 32-jährige Michael T. aus Kreuzberg – soll den Sprung von unten gefilmt haben. Auch dieses Material befindet sich zur Auswertung bei der Polizei. Wie Morgenpost Online aus Ermittlerkreisen erfuhr, soll sich unweit von dessen Privatanschrift ein Lokal befunden, in dem sich die Berliner Szene der Base-Jumper regelmäßig treffen soll.
Base-Jumping gilt als der ultimative Nervenkitzel in der Fallschirmspringer-Szene. Dabei gilt es, von den höchsten Gebäuden der Welt – möglichst als Erster – zu springen und sich damit einen Namen zu machen. Der Objektspringer trägt oft keinen Reservefallschirm, da im Falle sehr niedriger Absprunghöhen die Zeit für dessen Aktivierung ohnehin nicht ausreichen würde. In Deutschland ist dieser Extremsport vor allem in innerstädtischen Bereichen verboten. Es können allerdings Ausnahmen von den Behörden erteilt werden, dafür ist aber die Genehmigung des jeweiligen Eigentümers des Gebäudes sowie der Landesfläche nötig.
Am 31. Januar 2005 stürzten sich zehn Springer des VDO (Verein Deutscher Objektspringer) gleichzeitig aus der 107 Meter hohen Kuppel des Tropical Island Resort in Briesen-Brand bei Berlin und kamen ins „Guinnessbuch der Rekorde“.