Joe Rilla

Polizei nimmt Berliner Rapper nach Randale fest

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Michael Behrendt und Hans H. Nibbrig

Foto: Promo

Sie kamen ohne Vorwarnung. Zehn Männer stürzten auf die Bühne eines Berliner Clubs, verletzten zwei Männer schwer, zerstörten die Musikanlage und flüchteten. Die Polizei stoppte die Randalierer. Unter den Festgenommenen: der Berliner Rapper Joe Rilla.

Der Vorfall war der Berliner Polizei nur eine kurze Meldung wert: Am Donnerstagabend vergangener Woche stürmten zehn Männer auf die Bühne eines Clubs in Kreuzberg, attackierten die Musiker, zerstörten die Musikanlage und flüchteten zunächst, bevor sie noch in Tatortnähe von der Polizei festgenommen werden konnten. Jetzt kam heraus, dass unter den Festgenommenen auch ein prominenter Berliner Musiker war, der unter dem Künstlernahmen Joe Rilla bekannte Rapper Hagen Stoll. Das erfuhr die Morgenpost Online aus Polizeikreisen.

In welcher Form genau der 35-Jährige an der brutalen Attacke beteiligt war, wird nach Angaben einer Polizeisprecherin derzeit im Rahmen eines eingeleiteten Ermittlungsverfahrens geprüft. Zu Hinweisen, wonach Stoll als Anführer der Schlägertruppe fungierte, wollte sich die Sprecherin nicht äußern, Stoll selbst war am Mittwoch trotz mehrfacher Versuche für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Der Angriff in dem Club am U-Bahnhof Schlesisches Tor erfolgte nach Aussagen von Zeugen schnell und ohne Vorwarnung. Gegen 21.30 Uhr betrat die zehnköpfige Gruppe das Kato und ging sofort zielstrebig auf die Bühne zu. Dort schlugen die Eindringlinge unvermittelt auf die Mitglieder der Band ein und verletzten zwei von ihnen schwer. Auch die auf der Bühne aufgebaute Musikanlage wurde weitgehend zerstört.

Direkt nach ihrer Attacke verließen die Angreifer im Alter zwischen 21 und 35 Jahren fluchtartig den Club. Alarmierte Polizeibeamte konnten die Gruppe kurz darauf noch in Tatortnähe festnehmen. Gegen die Männer wird jetzt wegen schweren Landfriedensbruchs, Körperverletzung und Sachbeschädigung ermittelt.

Hass und Gewalt sind häufige Themen in den Texten des Rappers. „Bei uns feiern Hools, wenn sie Rapper von der Bühne schlagen“, heißt es etwa in seinem bislang größten Erfolgs „Der Osten rollt“. „Dass die so etwas dann auch in die Praxis umsetzten, kommt allerdings eher selten vor“, sagte ein Ermittler nun.

Dabei ist der gebürtige Marzahner mit der bewegten Vergangenheit für die Polizei kein Unbekannter. Er stand früher mal der Hooligan-Szene nahe und ist wegen Gewaltdelikten vorbestraft. Mittlerweile soll Hagen Stoll, der mit Frau und Kind im Umland lebt, allerdings ruhiger geworden sein, hieß es nun aus der Musikszene. Die Ermittlungen nach dem Vorfall von vergangener Woche sind für Stoll zudem nicht die einzige momentane Unannehmlichkeit. Vor zwei Wochen gab das bekannte Plattenlabel „Aggro Berlin“, bei dem der 35-Jährige einige seiner größten Erfolge veröffentlichte, die Einstellung des Geschäftsbetriebes bekannt.