Die neuen Aufnahmekriterien bei Übernachfrage, die Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) am Freitagabend vorgestellt hat, billigen den Schulen erstmals eine große Eigenverantwortung zu. Die Bildungseinrichtungen dürfen sich vom Schuljahr 2011/12 an entsprechend ihres Profils Kriterien zusammenstellen, nach denen sie mindestens 60 Prozent der neu in der Jahrgangsstufe 7 aufzunehmenden Schüler selbst auswählen können. Erst danach greift für weitere 30 Prozent das Losverfahren. Die Auswahl der Schüler nach dem Wohnortprinzip, die bisher von übernachgefragten Schulen angewendet werden musste, entfällt.
Dieses Modell gilt für integrierte Sekundarschulen (in diesen Schulen gehen Haupt-, Real- und Gesamtschulen auf) und für Gymnasien. Für Gemeinschaftsschulen gelten andere Regeln. Bei Übernachfrage müssen diese Schulen die vorhandenen Plätze unter allen Bewerbern auslosen.
Bis zu 10 Prozent der verfügbaren Plätze werden begehrten Sekundarschulen und Gymnasien vom kommenden Unterrichtsjahr an für Härtefälle vergeben können, wobei auch Geschwisterkinder nach dieser Reglung vorrangig aufgenommen werden. Über die Vergabe der letzten 30 Prozent entscheidet das Los.
Für die Auswahl von 60 Prozent ihrer Schüler stehen den Schulen vier Aufnahmekriterien zur Verfügung, die die Bildungsverwaltung zusammen mit verschiedenen Schulleitern erarbeitet hat. Die Schulen können aus diesen Kriterien die auswählen, die am besten zu ihrem Profil passen. Außerdem sind auch Kombinationen und Rangfolgen möglich.
Zu den vier Kriterien gehört die Durchschnittsnote der Förderprognose. Dafür wird der Durchschnitt der Noten der Halbjahreszeugnisse der 5. Klasse (2. Halbjahr) und der 6. Klasse (1. Halbjahr) gebildet. Die Noten in Deutsch, Fremdsprache, Mathematik und Naturwissenschaften zählen doppelt. Ein weiteres Kriterium ist die Notensumme von bis zu vier Fächern der beiden letzten Halbjahreszeugnisse, die das Profil der Schule kennzeichnen. Dabei können einzelne Noten doppelt gewichtet werden. Bestimmte Kompetenzen der Schüler wie etwa musische oder sportliche Fähigkeiten oder das Sozialverhalten können ebenfalls als Kriterium gelten. Schließlich sollen auch profilbezogene schriftliche oder mündliche Tests zur Auswahl der Schüler herangezogen werden können.
Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) betonte, dass Eltern und ihre Kinder endlich eine Auswahl mit realistischen Chancen über die Bezirksgrenzen hinweg haben. „Die Eigenverantwortung und die Flexibilität der Schulen bei der Profilbildung ist so groß wie nie zuvor“, so Zöllner weiter.
Ralf Treptow, Vorsitzender der Vereinigung der Oberstudiendirektoren, begrüßte die von Zöllner vorgestellten Aufnahmekriterien. „Das ist ein riesiger Schritt in die richtige Richtung“, sagte er. Die Eltern würden endlich sehen, dass die Entscheidung tatsächlich an der Schule getroffen wird, an der sie ihr Kind angemeldet haben und zwar nach Kriterien, die die Schule selbst festgelegt hat.
„Für diese Reglung hat die Vereinigung der Oberstudiendirektoren lange gekämpft“, sagte Treptow. Er betonte allerdings, dass es das große Ziel der Schulen sei, alle Schüler selbst auswählen zu können. „In einigen Jahren werden sich die Aufnahmekriterien so bewährt haben, dass sie auf alle Bewerber angewendet werden“, sagte Treptow.
Der Entwurf geht jetzt erst in den Schulausschuss und muss dann vom Landesparlament beschlossen werden.