2010 bietet der Liegenschaftsfonds Berlin teilweise sehr ungewöhnliche Immobilien aus Landesbesitz an. Beste Lage ist dabei kein Problem. Das ehemalige Kulissenhaus der Staatsoper, in dem bisher Bühnenbilder entstanden, liegt nahe dem Gendarmenmarkt. Und auf der Nobel-Insel Schwanenwerder ist direkt am Ufer der ehemalige Stützpunkt der Wasserschutzpolizei zu haben.
Rund 4500 Objekte hat der Berliner Liegenschaftsfonds noch in seinem Portfolio. Verschleudern will der Aufsichtsratsvorsitzende Christian Sundermann diesen Besitz trotz leerer Landeskassen nicht. „Das ist ein Schatz“, sagte er. Ein Teil dieses Tafelsilbers solle in einer Art Vorratspolitik erhalten bleiben. Dazu zählen zum Beispiel leerstehende Kita- oder Schulgebäude, die später wieder gebraucht werden könnten. Auch das Amerikahaus nahe dem Bahnhof Zoo will das Land nicht mehr verkaufen, sondern nun lieber selbst nutzen.
Für das Gesamtgeschäft erwartet der Liegenschaftsfonds nach dem Finanzkrisenjahr 2009 allerdings wenig große Sprünge. 126 Millionen Euro könnten in diesem Jahr nach den heutigen Schätzungen durch Immobilienverkäufe in die Landeskasse fließen, sagte Geschäftsführer Holger Lippmann. 2009 waren es 135 Millionen Euro Erlös für das Land und 20 Millionen Euro für die Bezirke. Im Vergleich zum Immobilien- Rekordjahr 2008 ist das ein harter Schnitt. Damals gab es insgesamt 150 Millionen Euro mehr Erlös aus Verkäufen.
Die ganz großen gewerblichen Investoren bleiben in Berlin – neben der Krise – 20 Jahre nach dem Mauerfall auch langsam aus. Nur zwei Verkaufsobjekte gingen 2009 für mehr als 5 Millionen Euro über den Tisch. Weiter sind jedoch ganze Stadtareale ausgewiesen, die sich für eine Neugestaltung eignen. Darunter ist von 2011 an ein großes Uferstück an der Rummelsburger Bucht, direkt am Bahnhof Ostkreuz.
Für Verkäufe muss sich der Liegenschaftsfonds bei der großen Zurückhaltung auf dem Immobilienmarkt weiter Neues einfallen lassen. So soll es für Baugruppen mehr Angebote in begehrten Innenstadtlagen geben. Denn der Fonds findet für kleinere Objekte inzwischen immer mehr Privatinteressenten mit gefüllter Geldbörse. Häuser und Grundstücke in wenig begehrten Lagen gingen 2009 auch über Auktionen weg. Mit Bieter-Verfahren macht der Fonds gute Erfahrung. Hier soll in Zukunft nicht allein das höchste Gebot zählen, sondern auch die Planung der Investoren. Ökologisches Bauen oder Renovieren und Mehrgenerationen-Wohnen ist gern gesehen.
Auf bekannten Ladenhütern wie dem Spreepark oder dem Steglitzer Kreisel bleibt der Liegenschaftsfonds aber weiter sitzen. Für das hässliche Hochhaus in Steglitz will Aufsichtsratschef Sundermann einen neuen Markttest, denn das asbestbelastete Gebäude schlägt in Berlin im Jahr mit einer Million Euro reinen Unterhaltungskosten zu Buche. „Wir können das nicht weitere fünf Jahre so stehenlassen“, sagte Sundermann. Zur Not muss das Land wohl die Asbestsanierung selbst bezahlen – geschätzte Kosten 32 Millionen Euro – und den ungeliebten Steglitzer Kreisel danach erneut an den Markt bringen.
Für den Verkauf des mehr als 100 Jahre alten ehemaligen Krematoriums in Wedding sieht der Liegenschaftsfonds dagegen nicht schwarz. In den Niederlanden seien Bibliotheken oder Werbeagenturen in solche Gebäude gezogen. Auch Berlin setzt auf die künstlerisch- kreative Szene, die vielleicht einzelne Gebäudeteile kauft. Eine privates Pharmamuseum fände das Land auch nicht schlecht.