Verkehrsopferbilanz

Auf diesen Straßen kracht es in Berlin am häufigsten

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Das Frankfurter Tor in Friedrichshain hat den Charlottenburger Ernst-Reuter-Platz als gefährlichste Kreuzung abgelöst. Dort wurden 2008 laut Statistik der Polizei die meisten Unfalltoten und -verletzten gezählt. Auch wenn die Gesamtzahl der Opfer sinkt, gibt die Polizei keine Entwarnung.

Ums Leben gekommen sind in Berlin im Jahr 2008 so wenig Menschen wie noch nie seit Beginn der statistischen Erfassung. Mit 55 Menschen starb eine Person weniger als noch 2007. 41 der Toten waren Fußgänger und Radfahrer. Im bundesweiten Vergleich liegt Berlin mit dieser – dennoch tragischen – Zahl an der Spitze der Liste der wenigsten Verkehrstoten.

Die Zahl der Menschen, die bei Unfällen verletzt wurden stieg indes um 222 auf 17.833, rund 1800 von ihnen wurden schwer verletzt, mussten als länger als 24 Stunden stationär im Krankenhaus behandelt werden.

Insgesamt musste die Polizei 2008 124.003 Verkehrsunfälle aufnehmen, nicht ganz ein Prozent weniger als im Jahr zuvor. Klare Hauptunfallursache waren Fehler beim Abbiegen, die mehr als 10.000 Mal zum Unfall führten

Große Verbesserungen seien weiterhin nicht zu erwarten, heiß es, da Berlin sich bereits auf sehr niedrigem Niveau bewege. 2006 hatte die Zahl der Verkehrsunfälle mit 120.559 ihren bislang niedrigsten Stand erreicht.

Radfahrer bleiben im besonderen Fokus der Polizei

Die meisten Fußgänger verletzten sich vergangenes Jahr an der Ecke Müllerstraße/Seestraße, zehn Personen kamen hier zu Schaden. Für die Radfahrer ist die Kreuzung Otto-Braun-Straße/Mollstrasse die schwierigste Ecke. Dort verunglückten 21 Radler, einer starb, einer wurde schwer verletzt.

Wie schon 2007 stieg die Zahl der Unfälle mit Radfahrern. 2008 waren es 11,3 Prozent als im Vorjahr. In mehr als der Hälfte aller Fälle waren die Radfahrer die Unfallverursacher oder -mitverursacher.

Meist lag dies daran, dass sich Radfahrer nicht an Verkehrsregeln hielten und sich falsch einordneten oder falsche Fahrbahnen benutzten. Aber auch Alkohol und das Nichtbeachten roter Ampeln spielten eine Rolle. „Der Radfahrer war 2008 ein Schwerpunkt unserer Verkehrsicherheitsarbeit, er wird es auch in diesem Jahr sein“, hieß es von der Polizei.

Motorradfahrer bauten 2008 ebenfalls mehr Unfälle als noch 2007, dabei starben wie im Vorjahr zehn Menschen.

Weiterhin überproportional hoch ist der Anteil von Unfällen, die von jungen Erwachsenen verursacht oder mitverursacht wurden, auch wenn die absolute Unfallzahl um 672 auf 17.901 sank. 13 Menschen starben bei diesen Vorfällen, 4200 wurden verletzt.

Jeder 13. fährt zu schnell

Trotz spektakulärer Unfallfluchtfälle, die tagelang die Schlagzeilen beherrschte, gibt es auch zu diesem Thema Positives zu vermelden: Die Zahl der Unfallfluchten sank 2008 um fünf Prozent, die Aufklärungsquote stieg um drei Prozentpunkte auf 45 Prozent.

Auch die Zahl der Straßenbahnunfälle, die immer wieder für großes Aufsehen sorgen, nahm 2008 im Vergleich zu 2007 ab. 285 Unfälle registrierte die Polizei, weniger gab es nur 2005 (274). Dabei starben allerdings vier Personen, zwei mehr als im Vorjahr. 108 wurden verletzt, 26 davon schwer. Als Hauptunfallursache stellte die Polizei falsches Abbiegen fest (in 63 Fällen), in 28 Fällen verhielten sich Fußgänger falsch.

Als Bilanz ihrer Geschwindigkeitsüberwachungen im Jahr 2008 teilte die Polizei mit, dass jeder 13. Autofahrer in Berlin zu schnell fährt. Die massivste Abweichung stellten die Beamten auf der A113 fest, wo ein Autofahrer statt der vorgeschriebenen 70 km/h Höchstgeschwindigkeit mit Tempo 150 unterwegs war.

Den volkswirtschaftlichen Schaden, der durch die Unfälle entstand, bezifferte die Polizei auf 1,04 Milliarden Euro.

Polizei will Autofahrer schärfer kontrollieren

Die Berliner Polizei will trotz der leicht rückläufigen Zahlen bei den Verkehrsunfällen und durch sie getötete Menschen im Jahr 2008 die Sicherheitssituation auf den Straßen mit Nachdruck weiter verbessern. 55 Unfalltote sind weiterhin viel zu viel, sagte ein Polizeisprecher.

Polizeidirektor Wolfgang Klang, Sachbereichsleiter im Referat Verkehr, sieht dafür vor allem drei Ansatzpunkte: Vorbeugende Arbeit bei den besonders gefährdeten Gruppen von Verkehrsteilnehmern, etwa Kinder, Senioren und Fahranfänger. Zweitens: intensivere Kontrollen zur Vermeidung jener Unfallursachen, die tendenziell zugenommen haben. Dazu zählen überhöhte Geschwindigkeit, Rotlichtverstöße sowie das Fahren unter Alkohol- und Drogeneinfluss. Dritter Schwerpunkt ist die Einflussnahme auf besondere Unfallbrennpunkte, etwa durch veränderte Verkehrsführung, Fahrbahnmarkierungen oder bauliche Änderungen.

( sh/pol )