Mit einem Park der ersten Klasse will der Senat das stillgelegte Flugfeld von Tempelhof begrünen. Die Anlage soll die höchsten Weihen erhalten, die in Deutschland für Grünflächen zu vergeben sind. 2017 möchte die Koalition das Tempelhofer Feld zum Schauplatz der Internationalen Gartenbauausstellung machen. 100 Hektar des insgesamt 250 Hektar großen Landschaftsparks soll ein Zaun als inneren Bereich der Gartenschau umschließen.
Die ersten Überlegungen, die Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) gestern nach der Senatssitzung vorstellte, fallen noch vage aus. Die Rede ist von „Raumpionieren“, von „gärtnerisch-atmosphärischen Inszenierungen“, von Beziehungen zum Thema Klimaschutz. Bis Januar haben die Planer Zeit, in den Bewerbungsunterlagen bei der Deutschen Bundesgartenschaugesellschaft, die von den Gartenbau-Dachverbänden getragen wird, die Vorstellungen genauer darzulegen. Von weiteren Bewerbern ist seit dem Rückzug der Bodensee-Region nichts bekannt.
Sicher ist, dass das Gelände nicht als Garten gestaltet werden soll, wie etwa der Britzer Garten 1985 für die letzte Bundesgartenschau in Berlin. Es gehe um eine naturbelassene, extensive Nutzung, hieß es. Nur so lässt sich der Kostenrahmen halten, den der Senat gestern steckte.
61,5 Millionen Euro würde der Park ohnehin kosten. Von eventuellen Altlasten, die die Kosten hoch treiben würden, sei nichts bekannt, sagte die Senatorin. Hinzu kommen nun 50,5 Millionen Euro für besondere Gestaltungen, temporäre Bauten oder andere Elemente der Internationalen Gartenbauausstellung. 37 Millionen werde die Veranstaltung wieder einspielen, kalkuliert die Machbarkeitsstudie der Freiraumplaner das Büros Sinai und der Wirtschaftsprüfer der KPMG. Für Berlin bliebe ein Zuschuss von 13,5 Millionen zu leisten. Vertretbar sei das, findet der Senat, angesichts erwarteter Touristen und des Werbeeffekts. Die Planer gehen von 3,5 Millionen Besuchern aus.
Tatsächlich genießt eine Internationale Gartenbauausstellung offizielle Anerkennung. Als IGA durfte sich in Deutschland bisher jede fünfte der im Zweijahresrhythmus stattfindenden Bundesgartenschauen bezeichnen. Diese Ereignisse müssen wie Weltausstellungen bei der Internationalen Messegesellschaft in Paris registriert werden. 1993 war Stuttgart an der Reihe, 2003 Rostock-Warnemünde. Weil jedoch in den Niederlanden auch regelmäßig eine große Gartenschau namens Floriade immer jeweils ein Jahr zuvor die internationale Aufmerksamkeit anlockt, haben die Deutschen entschieden, sich vom Termin der Holländer zu entfernen. Die nächste offizielle IGA ist deshalb erst 2017 angesetzt. Die Hamburger, die 2013 ihre Grüngestaltung der Elbinsel in Szene setzen, genießen deshalb nur den Status einer Internationalen Gartenschau.
Parallel zur Gartenbauausstellung will Berlin die Ergebnisse der Internationalen Bauausstellung präsentieren, die auf den Kreuzberg, Neukölln und Tempelhof zugewandten Randzonen der insgesamt 380 Hektar großen Freifläche klimaschonende Wohnblocks vorsieht. Für die IBA ist keine Bewerbung notwendig, eine Stadt kann eine Bauausstellung in Eigenregie definieren.
Während in Tempelhof ein Landschaftspark entsteht, soll vom bis 2017 ebenfalls stillgelegten Flughafen Tegel nur der nordwestliche Teil den Berliner Forsten zugeschlagen werden. Ansonsten sehe man Tegel eher als Fläche für Gewerbe, sagte Junge-Reyer.