Die Technische Universität (TU) ist für Berlin ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Diese allgemeine Aussage hat kurz vor dem Start der Verhandlungen mit dem Senat über die Hochschulfinanzierung der nächsten Jahre nun eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) mit Zahlen untermauert.
Demnach übersteigt die Wertschöpfung, die durch die TU, ihre Mitarbeiter und ihre sonstigen Ausgaben ausgelöst werden, den staatlichen Zuschuss des Senats um das Doppelte. 276 Millionen Euro, die 2006 aus der Landeskasse an die TU flossen, sorgten für einen Einkommenszuwachs in der Stadt von 533 Millionen Euro, sagte DIW-Präsident Klaus Zimmermann am Montag bei der Vorstellung der Studie.
Das entspricht nach Rechnung der DIW-Experten 11.200 Arbeitsplätzen. Diese Zahlen kommen zustande durch den Konsum der TU-Mitarbeiter und Studenten sowie die Ausgaben der Universität für Geräte und Bauinvestitionen. Die daraus entstandenen Steuereinnahmen belaufen sich laut DIW auf 21 Millionen Euro jährlich.
Hinzu kommt das Humankapital, das in den Köpfen der Absolventen steckt und das die TU-Alumni in großen Konzernen oder eigenen Unternehmen nutzbar anwenden. Dieses Potenzial beziffern die DIW-Forscher nach „vorsichtigen Annahmen“ auf 800 Millionen Euro pro Jahr. Davon entfallen 200 Millionen Euro auf Berlin. Damit sei eine Hochschule für die Stadt eine erheblich bessere Investition als andere Optionen, das gleiche Geld auszugeben, so das Credo des DIW.
TU-Präsident Kurt Kutzler sagte, es gehe darum, der Politik gegenüber klar zu machen, „welche Wertschöpfung wir hier haben“. Kutzler und die Präsidenten der anderen Hochschulen hatten kürzlich zusammen 157 Millionen Euro pro Jahr zusätzlich vom Senat gefordert, um in den kommenden vier Jahren das Niveau der Berliner Universitäten halten zu können.
Manfred Gentz, ehemaliger Daimler-Top-Manager und Vorsitzender des TU-Kuratoriums, hat über die von ihm geführte Gesellschaft von Freunden der TU Berlin die Studie mitfinanziert. „Eine Universität ist nicht nur ein Kostenfaktor, Wissenschaft ist kein Selbstzweck, sondern hat erhebliche wirtschaftliche Bedeutung“, sagte Gentz. Vor allem in Charlottenburg gehe es darum, die wirtschaftlichen Auswirkungen der Hochschule sichtbarer zu machen.
Die Effekte der durch Mitarbeiter, Studenten sowie den Kauf von Geräten oder Bauinvestitionen ausgelösten Nachfrage sind vergleichbar mit anderen deutschen Hochschulen, sagte der Autor der Studie, Ferdinand Pavel vom DIW.
Aber als Hochschule mit natur- und ingenieurwissenschaftlichem Schwerpunkt liefert die TU Nutzen für die Wirtschaft. Allein durch die von den Professoren eingeworbenen Drittmittel flossen im vergangenen Jahr 81 Millionen Euro nach Berlin, pro Professor 260.000 Euro. Damit finanziert die Hochschule mehr wissenschaftliche Mitarbeiterstellen, nämlich 979, als durch die staatlichen Zuschüsse.
TU-Präsident Kutzler bezeichnete vor allem die Studierenden als „unseren Goldschatz“. Zum einen unterhalten die 28.000 TU-Studenten mit ihrem privaten Konsum alleine 3600 Jobs in der Stadt. FU-Absolventen, mit denen die Universität Kontakt hält, würden zu zwei Dritteln in Berlin leben, viele grünen ihre eigenen Unternehmen in der Stadt. Vor zwei Jahren waren der TU 614 Gründungen ihrer Absolventen oder Mitarbeiter bekannt, darunter auch Größen der Berliner Wirtschaft wie die Auto-Zulieferer Teles oder IAV. Diese „TU-Unternehmen“ beschäftigen nach einer Umfrage der Hochschule von 2004 insgesamt 11.700 Mitarbeiter und setzen 1,3 Milliarden Euro pro Jahr um. Vornehmlich engagieren sich die TU-Absolventen in der Computerbranche sowie im Logistik- und Verkehrssektor.
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