Das Wachsfigurenkabinett Madame Tussauds hat gelassen auf die Empörung über die Darstellung des früheren CSU-Chefs und bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß reagiert. Strauß werde nicht als Bösewicht dargestellt, sagte Sprecherin Natalie Ruoß. „Es liegt im Auge des Betrachters, wer hier ein Bösewicht ist“, betonte sie. Bislang habe sich noch niemand direkt mit Kritik an sie gewendet. Bei konkreten Anfragen sei man aber gesprächsbereit. Der Politikersohn Franz Georg Strauß hatte das Ausstellungshaus aufgefordert, die Darstellung „schleunigst aus dem Verkehr zu ziehen“.
Strauß wird bei Madame Tussauds in der Abteilung „Helden und Bösewichte“ gezeigt. Er wird nicht als Wachsfigur präsentiert, sondern mit einem Bild und einer Textpassage, die sich auf seine Rolle in der „Spiegel“-Affäre konzentrieren. Der CSU-Politiker wird in der Ausstellung neben dem Hitler-Attentäter Claus Schenk Graf von Stauffenberg und dem deutschen Jagdflieger im Ersten Weltkrieg Manfred von Richthofen gezeigt – und neben dem DDR-Spion Günter Guillaume.
Das sei ein „unglaublicher Vorgang“, sagte Franz Georg Strauß. Einen „Wicht“ wie Guillaume könne man nicht mit jemandem wie Franz Josef Strauß vergleichen. Dies sei wie der „Vergleich zwischen einem Häufchen Hundedreck und der Zugspitze“.
Söder: Ein Fall für das Außenministerium
Auch führende CSU-Politiker reagierten mit Entrüstung. Bayerns Europaminister Markus Söder (CSU) bezeichnete die Darstellung von Strauß als „Skandal“ und „unmöglichen Vorgang“. Er verlangte ein Einschreiten der Bundesregierung, weil der Fall eine „Belastung für die bayerisch-englischen Beziehungen“ sei. Das Ausstellungshaus sei „urbritisch“, deshalb müsse die englische Regierung kontaktiert werden. Das sei eine „Aufgabe“ für Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD).
Ruoß wies die Vorwürfe als „Fehlinformation“ zurück. Madame Tussauds habe nicht den Anspruch, den kompletten Lebenslauf von einzelnen Persönlichkeiten zu zeigen. Es würden nur Details aus der Geschichte herausgegriffen.