Der Anschlag auf die Wachsfigur von Adolf Hitler ist offenbar das Resultat einer Wette – die der Täter schon wieder bedauert. Der 41-jährige Frank L., der der Figur nur wenige Minuten nach der Eröffnung der Ausstellung den Kopf abgerissen hatte, sagte Morgenpost Online, er habe am Freitagabend mit Freunden in einer Kneipe gesessen und über die Hitler-Figur gesprochen. "Ich habe dann gesagt, ich werde etwas dagegen tun. Meine Freunde meinten, ich würde mich ja doch nicht trauen." So sei dann eine Wette entstanden, bei der es aber nicht um Geld, sondern nur um Ruhm gegangen sei. Die Tat selbst habe er dann nicht lange geplant, sagte L. Mitterlweile bedauere er sie auch schon wieder: "Gestern hätte ich gesagt, ich fühl mich gut. Aber heute tut es mir ehrlich gesagt schon wieder leid, was ich da getan habe", sagte er.
L. ist ein ehemaliger Polizist aus Kreuzberg. Er soll derzeit arbeitslos sein und von Hartz IV leben, hieß es außerdem. Nebenbei jobbe er in der Altenpflege. Er habe vor Jahren seinen Dienst bei der Polizei quittiert, weil er nach einer 1.-Mai-Demonstration festgestellt habe, dass er auf die „andere Seite gehöre“, hieß es aus seinem persönlichen Umfeld. Er war direkt nach der Tat festgenommen worden, ist nun aber wieder auf freiem Fuß.
Ob die Hitler-Figur auch künftig bei Madame Tussauds in Berlin stehen wird, ist weiterhin unklar. Eine Reparatur der 200.000 Euro teuren Puppe würde mindestens zwei Monate dauer, sagte ein Mitarbeiter. Am Montag soll eine Entscheidung über die Zukunft der Figur fallen.
Die Hitler-Figur war bereits vor Eröffnung der Ausstellung sehr umstritten. Auch nach der Attacke sagte der Grünen-Parteivorsitzende Reinhard Bütikofer, die Figur aufzustellen sei "eine Banalisierung von Verbrechen". "Das finde ich nicht hinnehmbar." Der Berliner SPD-Abgeordnete Frank Zimmermann begrüßte die Attacke sogar. "Es ist schon eher eine Kunst, Hitler den Kopf abzureißen, und weniger eine Kunst, Hitler überhaupt aufzustellen“, sagte er. Linke-Parteichef Lothar Bisky hingegen nannte den Übergriff "kulturlos“. Der Kampf gegen rechtes Gedankengut sei nötig, aber das Abreißen eines Kopfes sei "nicht das richtige Kampfmittel“. Der Widerstand gegen Rechts müsse energisch, aber gewaltfrei geführt werden.
Die Veranstalter hatten vor Ausstellungsbeginn gesagt, die Figur sei unentbehrlich für die Ausstellung. Sie hatten zudem auf eine Umfrage verwiesen, der zufolge die meisten Befragten den Diktator als historische Figur bei Madame Tussauds sehen wollten.