Mauerfall

Wissenstest: Das Ost-West-ABC

| Lesedauer: 10 Minuten
Uta Keseling
Eine Szene wie im Film? So sah es 1960 am Checkpoint Charlie in Kreuzberg aus – bis zum Mauerfall änderte sich nicht wirklich viel.

Eine Szene wie im Film? So sah es 1960 am Checkpoint Charlie in Kreuzberg aus – bis zum Mauerfall änderte sich nicht wirklich viel.

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Was gab es wirklich in der DDR, was ist Klischee? Testen Sie Ihr Wissen über die Zeit, bevor die Mauer fiel.

Wir stellen Ihnen 26 Begriffe aus den berühmten „Ostzeiten“ vor – was hat es damit auf sich? Je eine der drei Antworten ist richtig, die Auflösung finden Sie am Textende. Und: Nicht alles ist ernst gemeint, viel Spaß beim Quiz!

A Der berühmteste Ossi? Klar, das Ampelmännchen – zumal es zu den wenigen ostdeutschen „Dingen“ gehört, die sich nach dem Ende der DDR gegen die West-Variante behaupteten. Aber warum wurde es überhaupt erfunden? 1) Um auch im Straßenverkehr die sozialistische Ordnung herzustellen. 2) Weil Menschen aus psychologischer Sicht Symbole eher befolgen, wenn sie sich persönlich angesprochen fühlen. Deswegen trägt das Männchen einen Hut. 3) Um Werbung für Hüte zu machen.

B Was war mit Bausoldaten gemeint? 1) DDR-Bauarbeiter, die zwar in Brigaden auftraten, aber wenig Disziplin hatten. 2) Wehrdienstverweigerer. In der DDR gab es keinen Zivildienst, stattdessen mussten die Bausoldaten 18 Monate Wehrdienst „ohne Waffen“ auf Baustellen ableisten. 3) Spielzeug. Als Antwort auf den DDR-Bausoldaten brachte der Westen 1974 den Playmobil-„Bauarbeiter“ auf den Markt.

C Woher hat der Checkpoint Charlie seinen Namen? 1) Nach dem amerikanischen Stadtkommandanten der Alliierten. 2) Es war nur ein Spitzname, offizielle Bezeichnung war „Kontrollpunkt Kreuzberg“. 3) Der Name Checkpoint Charlie leitet sich ab vom Internationalen Buchstabieralphabet (Alpha, Bravo, Charlie usw.).

D Erinnern Sie sich noch an Dederon? Das war: 1) ein Kopfschmerz-Medikament. 2) eine Kunstfaser, aus der unter anderem Kittelschürzen hergestellt wurden. Zu Ehren der DDR hieß sie DDRon, ausgesprochen „Dederon“. 3) ein Kräuterschnaps.

E Was war Erichs Lampenladen? 1) Ein gehässiger Name für den Palast der Republik, der sich auf die vielen, kugelförmigen Lampen in dem gigantischen Bau bezog. 2) Eine Ladenkette für Elektrogeräte „made in GDR“. 3) Die offizielle Satiresendung der DDR.

F Ein Wort, das damals nur geraunt wurde: Freikaufen. Damit war gemeint: 1) Die Möglichkeit, sich in der DDR vom Wehrdienst freizukaufen. 2) Das zollfreie Erwerben von Waren auf den Transitstrecken zwischen West-Berlin und dem Bundesgebiet. 3) Den Freikauf politischer DDR-Häftlinge durch die Bundesrepublik. Knapp 34.000 Menschen kamen so frei, die DDR nahm bis 1989 mehr als 3,4 Milliarden D-Mark ein.

G Die Goldene Hausnummer war: 1) der Hauptgewinn im DDR-Lotto. 2) ein Cocktail. 3) eine Auszeichnung für vorbildliche Hausgemeinschaften in der DDR. Die Plaketten finden sich noch an vielen Hauseingängen.

H Der Haushaltstag bedeutete in der DDR: 1) Jede Frau bekam einen freien Tag pro Monat für die Haushaltsführung. 2) Der Tag, an dem die Volkskammer der DDR einmal im Jahr den DDR-Haushalt verabschiedete. 3) Das Ost-Pendant zum Abverkauf von „weißer Ware“, also Haushaltsgeräten im Westen.

I Was war ein Intershop? 1) Geschäft, in dem nur mit West-Währungen und sogenannten Forum-Schecks bezahlt werden konnte, zur Abschöpfung von Devisen. Im Angebot: Zigaretten, Alkohol wie etwa Krimsekt, Kaffee und Süßwaren, vieles kam aus dem Westen. 2) Elektronikmarkt-Kette der DDR. 3) Eine Rockband aus Jena, die 1962 verboten wurde.

J Jungpioniere waren: 1) die politische Massenorganisation der DDR für Kinder, eng eingebunden in den Schulalltag, gut erkennbar an den blauen Uniformen. 2) Bausoldaten im ersten Jahr. 3) eine Bau-Serie besonders kleiner Panzer der Nationalen Volksarmee.

K Kennen Sie Krusta? 1) Ja. Erich Krusta war ein verdienter SED-Genosse aus Pankow. 2) Die Krusta-Ebene war eine Landschaft im damaligen sozialistischen Bruderland Jugoslawien. 3) Weil in der DDR nichts so heißen durfte wie im Westen, wurde aus dem Hot Dog die Ketwurst, der Hamburger hieß Grilletta – und aus der Pizza wurde „Krusta“. In Prenzlauer Berg gab es sogar ein eigenes Restaurant, die Krusta-Stuben.

L LPG war die Abkürzung für… 1) Die Biomärkte der DDR. Der Name stand für „Lecker, preiswert und gesund“. 2) Die „Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften“ der DDR, also die verstaatlichten Landwirtschaftsbetriebe. 3) Eine chemische Droge, die in Hinterhoflaboren illegal hergestellt wurde, vergleichbar mit LSD.

M Was war Mitropa? 1) Die „Mitteleuropäische Schlafwagen- und Speisewagen-Aktien-Gesellschaft“, 1916 gegründet. Sie wurde nach 1945 in zwei Gesellschaften geteilt. 2) Eine Gebrauchsgeschirrserie von KPM. 3) Eine Diskothek am Nollendorfplatz.

N Wer erinnert sich an „Nicki“? Das war: 1) ein samtiger Pullover, der in den 70er-Jahren Mode wurde. 2) das DDR-Synonym für T-Shirt. Wichtig: Es hieß das Nicki. 3) eine beliebte Schlagersängerin aus Rostock.

O Der Begriff „Ormig“ meinte: 1) ein in der DDR gebräuchliches Hektografiergerät – Kopierer gab es praktisch nicht. 2) ein Jugendwort der 70er-Jahre, vergleichbar mit dem heutigen „krass“. 3) eine Gestalt aus einem Märchen, das in der DDR-KinderSchallplattenserie „Litera“ erschien.

P Die „Pappe“ war: 1) ein salopper Begriff für die Fahrerlaubnis, wie der Führerschein im Osten bis heute genannt wird. 2) ein salopper Begriff für den Kleinwagen Trabant, dessen in Zwickau gebaute Karosserie teilweise eben aus Hartpappe bestand. 3) ein salopper Begriff für die sogenannte „Sättigungsbeilage“ in Restaurants und Kantinen.

Q Was bedeutet „Q3A“? 1) Eine Abkürzung aus dem Qualitätssiegelsystem der DDR. 2) Der Q3A war eine Baureihe des Autos Trabant. Es steht für „Qualitätsfahrzeug, 3. Baureihe, Motortyp A“. 3) Das Kürzel der ersten Plattenbauen der DDR. Es steht für „Querwandtyp (Nr. 3) Variante A).

R DDR-Rentner waren im Westen oft ein Thema: 1) Weil Rentner zu Besuchen in den Westen reisen durften und dort für ihre Verwandten einkauften. In West-Berlin waren sie den gerngesehene Kunden. 2) Weil die Bundesrepublik ihre Renten zahlte. 3) Weil Das Rentenmodell der DDR in der Bundesrepublik als vorbildlich galt.

S Die Speckitonne war: 1) Ein böser Spitzname für dicke Mädchen. 2) Teil der Mülltrennung in der DDR. Darin wurden Essensreste für die Schweinemast gesammelt. Der Name stammt vom Schwein „Specki“, das für die Sammlung auf Plakaten warb. 3) „Speckitonne“ war der umgangssprachliche Begriff für eine Dose mit süßem Mäusespeck.

Interaktive Anwendung: Wissen Sie noch, wo die Mauer Berlin teilte?

T Was verstand man unter „Troll“? 1) Der Troll war eine Rätsel-Zeitschrift in der DDR und mit bis zu einer Million Exemplaren eine der auflagenstärksten Zeitschriften. 2) Ein Stasi-Agent, der andere Menschen verfolgte durch gezielte Provokation zu politisch kompromittierenden Aussagen verleitete. 3) Ein Einkaufstrolley für ältere Menschen, auch „Rentnervolvo“ genannt.

U Die Umwelt-Bibliothek war: 1) eine Buchreihe, mit der DDR-Bürger über Umweltthemen aufgeklärt wurden wie wie Smog, Waldsterben, Atomare Gefahren oder auch die Bodenbelastung durch Mülldeponien aus der Bundesrepublik. 2) der Treffpunkt der oppositionellen Umwelt-, Friedens- und Dritte-Welt-Bewegung der DDR im Keller des Gemeindehauses der Zionskirchengemeinde in Mitte. 3) eine Abteilung der Staatsbibliothek Unter den Linden.

V Das lateinische Wort „Veritas“: 1) Kam in dem abgewandelten Trinkspruch „in Goldi veritas“ vor, bezogen auf den beliebten „Goldbrand“. 2) Stand für Nähmaschinen aus Wittenberge. 3) Das Wort, (deutsch: „Wahrheit“) war in der DDR verboten.

W „Wandzeitung“ bedeutete:
1) eine Wand voller Zeitungen. Wegen Papierknappheit wurden Tageszeitungen zeitweise statt Tapete an die Wände geklebt.
2) Kurzform von „Wandlitzer Zeitung“ für die DDR-Oberen in der Wandlitzer Waldsiedlung. 3) In Schulen und Betrieben wurden Wandzeitungen zur Information und Agitation genutzt, darauf wurden die „Helden der Arbeit“ gekürt. Es gab viel politische Propaganda – aber ab und zu auch fantasievolle Protest-Veröffentlichungen, die für die Autoren allerdings oft ziemlich drastische Folgen hatten.

X Die X. Weltfestspiele waren:
1) Die sozialistische Variante der Olympiade. 2) Ein Jugendtreffen im Sommer 1973 in Ost-Berlin. Geplant als riesige Propagandaveranstaltung, 4000 Stasi-Spitzel waren im Einsatz. Für Teilnehmer war es trotzdem ein gigantisches Festival, bei dem sie endlich einmal Gleichaltrige aus anderen Ländern trafen. Rund acht Millionen junge Menschen kamen, darunter 25.000 ausländische Schüler und Studenten aus 140 Ländern. 3) Eine Satireveranstaltung, die Veranstaltungen wie den X. Parteitag der SED und andere staatliche Anlässe mit dem X im Namen veräppeln sollte.

Y Was verband man mit „Yvette“?
1) Eine Intimpflegeserie in rosaroten Verpackungen, für die in Anzeigen mit freizügigen Fotos von Frauen geworben wurde. 2) Das DDR-Pendant zum BMW-Rollermobil „Isetta“. 3) Eine Porno-Serie um eine sozialistische Sexarbeiterin.

Z Was war „Zettelfalten“? 1.) Beschäftigungstherapie für Häftlinge in DDR-Gefängnissen. 2) Der Begriff für Origami. Fremdwörter waren in der DDR verpönt. 3.) Spöttischer Begriff für Wählen. Politisch gewollt war, dass die Wähler ihren Wahlzettel einfach nur falteten und nicht in einen Umschlag steckten, bevor sie ihn einwarfen, damit jeder sehen konnte, dass sie die SED gewählt hatten.

Auflösung:

A2 – B2 – C3 – D2 – E1 – F3 – G3 – H1 – I1 – J1 – K3 – L2 – M1 – N2 – O1 – P2 – Q3 – R1 – S2 – T1 – U2 – V2 – W3 – X2 – Y1 – Z3

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