Point Nine Capital legt einen 40-Millionen-Fonds für Berliner Internet-Start-ups auf. Mehr als ein Drittel des Geldes soll in Berliner Unternehmen investiert werden, die sich vorrangig mit Softwarelösungen für Geschäftskunden („Business-to-business“) befassen, wie zum Beispiel für Banken, sagte Pawel Chudzinski, Co-Chef von Point Nine, der Berliner Morgenpost. Ziel sei es, die besten und ambitioniertesten Unternehmen für solche Softwareprodukte, eCommerce und mobile Anwendungen zu unterstützen, so Co-Chef Christoph Janz.
„Start-ups aus Berlin spielen dabei eine wichtige Rolle.“ Der Finanzierer will auch in anderen europäischen Ländern aktiv werden. Schwerpunkte sind dabei Frankreich, Großbritannien und – auch wegen der Berlin-Nähe – vor allem Polen. „Wir sehen uns als europäischen Investor“, sagte Chudzinski.
Erster Wagniskapitalfonds aus Berlin
Point Nine ist der erste auf Internet-Investitionen ausgerichtete Wagniskapitalfonds aus Berlin. Ursprünglich ein Investmentbereich des Berliner Inkubators Team Europe, steht Point Nine seit der Ausgründung Mitte 2011 auf eigenen Beinen.
Ein erster noch unter dem Dach von Team Europe 2010 aufgelegter Fonds umfasste sechs Millionen Euro. Finanziert wurden unter anderem das Wachstum des Lieferdienstportals Lieferheld und des Einrichtungsportals Westwing. Mit dem Fokus auf Dienstleistungen für Geschäftskunden setzt Point Nine auf langfristige Investments. Solche Anwendungen brauchen länger bis zur Geschäftsreife, versprechen aber auf lange Sicht eine höhere Rendite für Investoren.
Point Nine ist Frühphaseninvestor
Point Nine versteht sich dabei als ein sogenannter Frühphaseninvestor. Das heißt, der Fonds Point Nine CapitalII steigt bei Unternehmen ein, die schon auf eigenen Beinen stehen, ein Pilotprojekt und eine erste Mannschaft zusammengestellt haben. Investiert werden sollen in der ersten Phase bis zu 750.000 Euro, in einer zweiten Phase auch mehr. „Der (neue) Fonds ermöglicht es uns, deutlich größere Beträge als bislang zu investieren“, sagte Chudzinski.
Damit schließt Point Nine eine Lücke in der Finanzierung von Start-ups, die von Gründern immer wieder beklagt wird. Anschubfinanzierungen für erste Ideen gibt es von zahlreichen Investoren, zum Beispiel sogenannten Acceleratoren. Die dabei investierten Summen sind aber selten höher als 100.000 Euro.
Die Anschlussfinanzierung ist dann aber umso schwerer. Große Wagnisfinanzierer etwa aus den USA oder Großbritannien interessieren sich in der Regel für Investments oberhalb der Eine-Million-Euro-Marke oder beteiligen sich vorrangig an Projekten, die von sogenannten Inkubatoren wie Rocket Internet oder Team Europe gegründet und finanziert werden. Anders als bei Inkubatoren versteht sich Point Nine als „rein strategischer Investor“, sagt Chudzinski. „Wir geben Geld, unterstützten auf Board-Ebene, halten uns aber aus dem Tagesgeschäft raus.“
Investoren sind die Gründer von Team Europe
Das Kapital für Point Nine Capital II stammt nach eigenen Angaben vor allem von institutionellen Anlegern wie Horsley Bridge Partners aus San Francisco, der polnischen RTA Ventures und dem Wagnisfinanzierer des Softwarekonzerns SAP.
Investiert haben zudem Arend Lars Iven und Ron Hillmann von Berlin Venture Partners und die eKomi-Gründer Michael Ambros und Gunther Schmidt. Investoren sind auch das Team von Point Nine Capital selbst, sowie die Gründer von Team Europe, Lukasz Gadowski und Kolja Hebenstreit. Zeitgleich mit dem Start des neuen Fonds verlassen Gadowski und Hebenstreit das Investment-Komitee, teilte Point Nine mit.
Wie Chudzinski sagte, werde sich der Fonds pro Jahr an zehn Jungunternehmen beteiligen. Jüngste Investitionen sind der Kleinkreditvermittler Kreditech, der überdies eine Software zur Überprüfung der Kreditwürdigkeit entwickelt hat, und der polnische Arzttermin-Vermittler Docplanner. Point Nine hat mit weiteren Investoren rund vier Millionen Dollar in Kreditech investiert, Docplanner bekam eine Million Dollar.