Das Geschäft von Zalando boomt. Der Berliner Online-Modehändler hat im ersten Quartal den Umsatz um mehr als ein Drittel gesteigert. Doch das Unternehmen macht weiter Verlust.
Kommt er jetzt, der lang erwartete Börsengang? Zalando-Vorstandsmitglied Rubin Ritter, bei Themen wie Umsatzwachstum, Effizienz und Kundenansprache sehr ausführlich, schaltet bei solchen Fragen auf die klassische Managersprache um: Man gehe nicht näher auf diese Gerüchte ein. Das Unternehmen schaue sich natürlich alle Optionen an, das könne auch einen IPO beinhalten. Das Kürzel steht für „Initial Public Offering“, erstes öffentliches Angebot von Aktien, der Gang an die Börse. Ritter ergänzt: „Unser Fokus liegt auf dem Aufbau des Geschäfts.“ Und das lief beim Berliner Onlinehändler im ersten Vierteljahr gut.
Der Börsengang wäre ein Höhepunkt der noch recht jungen Zalando-Geschichte. Das Unternehmen startete vor fünfeinhalb Jahren als Onlinehändler für Schuhe, eine Kopie damals des US-Anbieters Zappos, der inzwischen zu Amazon gehört. Heute ist Zalando Europas größter Onlinehändler für Schuhe und Mode und hat die Branche nachhaltig verändert.
Wert von fast 3,8 Milliarden Euro
Größter Einzelaktionär ist die schwedische Beteiligungsfirma Kinnevik, die 36,5 Prozent hält und ihren Anteil zuletzt mit 1,4 Milliarden Euro bewertete. Danach hat das Berliner Unternehmen jetzt einen Wert von fast 3,8 Milliarden Euro. Die drei Investmentbanken Credit Suisse, Morgan Stanley und Goldman Sachs sollen den Börsengang offenbar vorbereiten. Es könnte also bald soweit sein. Bisher konzentrierten sich die Gerüchte auf das kommende Jahr, vor wenigen Tagen berichtete das Magazin „Bilanz“ von einem Termin im dritten Quartal 2014. Vielleicht nimmt auch jemand sehr viel Geld in die Hand und kauft Zalando.
Sicher ist allerdings: Das Unternehmen wächst immer noch kräftig, und es schreibt Verlust. Zalando setzte insgesamt 501 Millionen Euro um, ein Plus von 35 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Im Kernmarkt, der Deutschland, Österreich und die Schweiz umfasst, wuchs Zalando um 27 Prozent auf 284 Millionen Euro. „Wir erwarten, dass sich dieser Trend im gesamten Jahr fortsetzt“, sagte Ritter. Allerdings schreibt Zalando immer noch rote Zahlen, das Verhältnis von Verlust vor Zinsen und Steuern zum Umsatz hat sich aber erheblich verbessert, wie Ritter sagte.
So konnte das Unternehmen etwa die internen Abläufe in den Logistikzentren verbessern. Zalando liefert von Brieselang (Havelland), Erfurt und Mönchengladbach aus. Im vergangenen Jahr betrug der Vorsteuerverlust bei einem Umsatz von 1,76 Milliarden Euro gut 115 Millionen Euro, das Verhältnis betrug minus 6,5 Prozent.
Hohe Investitionen belasten
Vor allem die immer noch hohen Investitionen sind für die roten Zahlen verantwortlich. 2012 startete das Unternehmen in zahlreichen Auslandsmärkten, 2013 baute es die Logistik mit eigenen Lagerhäusern aus, in diesem Jahr geht es Ritter zufolge um kundenorientierte Innovationen.
Die App werde überarbeitet. Mit ihr ist Einkaufen per Smartphone und Tablet möglich. Es soll möglich werden, Produkte von einem Model-Bild direkt zu bestellen. Das Angebot wird zudem besser auf den jeweiligen Kunden zugeschnitten, personalisiert, wie das heißt. Ritter rechnet aber dennoch damit, dass Zalando bald Geld verdienen wird, er geht aber nicht davon aus, dass es bereits in diesem Jahr soweit ist. Die Nachricht würde einen Börsengang allerdings beflügeln.