Stadtbepflanzung

Welche Bäume der Berliner Luft gewachsen sind

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Foto: Hauke-Christian Dittrich / dpa

Berlin braucht neue Stadtbäume. Doch irgendeinen Baum zu pflanzen, reicht nicht mehr. Sie müssen Abgase, Streusalz, Hunde-Urin - und den Klimawandel aushalten. Heimische Arten haben schon Probleme.

Frische Luft, Schatten und schön fürs Auge: In Berlin sollen bis 2017 rund 10.000 neue Stadtbäume gepflanzt werden. Einen davon, eine Hopfenbuche, hat die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung am Mittwoch symbolisch im Bezirk Mitte gesetzt.

Um dem wachsenden Verlust von Bäumen in der Hauptstadt entgegenzuwirken, gibt es seit 2012 die Spendenkampagne „Stadtbäume für Berlin“. 2013 spendeten die Berliner rund 250.000 Euro für neue Bäume, 2014 waren es rund 16.000 Euro. Ein Straßenbaum kostet mit Pflege rund 1200 Euro. Wenn 500 Euro zusammen sind, gibt das Land den Rest für einen neuen Baum dazu.

Überraschend sei die gute Resonanz auf dieses Projekt nicht, sagte Petra Roland, Sprecherin der Senatsverwaltung am Mittwoch. Die Berliner liebten ihre Bäume. Beim Pflanzen geht es aber nicht mehr allein ums Geld. Da Bäume mehrere Jahrzehnte leben, muss heute auch der Klimawandel mitbedacht werden. Dazu zählen häufigere Temperaturextreme wie trockenere Sommer.

Exoten sind dem Klimawandel besser gewachsen

An der Humboldt Universität zu Berlin (HU) empfehlen Wissenschaftler deshalb Bäume, die dem Klimawandel besser gewachsen sind. Seit 2010 haben sie rund 80 Baumsorten geprüft. In Versuchen versorgten sie einige frisch gepflanzte Bäume optimal, andere aber setzten sie einem moderatem oder akuten Trockenstress aus. Außerdem untersuchten sie die Anfälligkeit für Krankheiten und Schädlinge. Die Tests gehören zu einem gemeinsamen Forschungsprojekt von HU und dem Innovationsnetzwerk Klimaanpassung Brandenburg Berlin.

In einem ersten Ergebnis sind unter anderem Kugel-Blumeneschen aus Ungarn, der amerikanische Amberbaum „Worplesdon“, die Kobushi-Magnolie aus Japan und das chinesische Rotholz besonders gut für Neupflanzungen in Berlin und Brandenburg geeignet. Die Erlenart „alnus spaethii“ kommt zum Beispiel auch als Alleebaum infrage: Sie hat eine kegelförmige Krone, ledrig dunkelgrüne Blätter und trotzt dem Wetter durch Frosthärte, Hitzetoleranz, Windfestigkeit und hohe Salzverträglichkeit.

Stetiger Baumverlust in der Stadt

Die klimatischen Veränderungen machen Berlins heimischen Stadtbäumen wie Eichen, Rosskastanien und Platanen bereits heute zu schaffen. Sie brauchen viel Wasser. Dazu kommen Belastungen durch Abgase, weniger Nährstoffe durch kleine natürliche Bodenflächen, weniger Licht, Streusalze und Hunde-Urin.

Seit Jahren gibt es einen stetigen Baumverlust in der Stadt. Zwar habe sich das Missverhältnis von Baumschwund und Neupflanzungen seit 2001 verringert, sagt Christian Hönig vom BUND Berlin. Den Grünflächenämtern fehle es aber weiterhin an Mitteln, um den Verlust wirklich auszugleichen. Dafür genüge selbst die Spendenkampagne „Stadtbäume für Berlin“ nicht.

Die Bedeutung der Bäume für Städte und ihr Klima werde oft unterschätzt, sagen die wissenschaftlichen Projektleiter der Stadtbaumforschung Matthias Zander, Jan Gloger und Christian Ulrichs. Bäume seien unentbehrlich für Sauerstoffproduktion, Feinstaubfilterung und Klimaverbesserung in urbanen Räumen. Und dort lebt inzwischen die große Mehrheit der Bundesbürger.

( dpa/mim/ap )