Warnstreiks an sieben deutschen Flughäfen haben den Luftverkehr am Donnerstagmorgen massiv behindert. Am größten deutschen Luftdrehkreuz in Frankfurt wurde wegen des Ausstands im öffentlichen Dienst zunächst die Hälfte aller geplanten Flüge gestrichen.
Seit Beginn des Flugbetriebs um 5 Uhr seien knapp 550 Starts und Landungen annulliert worden, sagte eine Sprecherin des Flughafenbetreibers Fraport. Die meisten Ausfälle beträfen die Lufthansa. Deutschlands größte Airline hat für Donnerstag bundesweit rund ein Drittel ihrer 1800 Flüge gestrichen.
Laut Gewerkschaftssekretär Uwe Schramm beteiligten sich in Frankfurt am Morgen mehr als 90 Prozent der betroffenen Mitarbeiter an dem Streik. „Es läuft besser als erwartet“, sagte Schramm.
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Die Lage in Berlin
Auch in Berlin gibt es Arbeitsniederlegungen. Beschäftigte bei der Müllabfuhr, in Kliniken und Schwimmbädern sind am Morgen in den Warnstreik getreten. Auf den Flughäfen in der Hauptstadt gab es zwar keine Arbeitsniederlegungen. Doch wegen der Warnstreiks des Bodenpersonals an anderen Airports fallen nach Angaben eines Flughafensprechers bis zum Nachmittag auch 33 Flüge von und nach Berlin-Tegel aus. Auch danach könnte es zu Verspätungen kommen.
In Berlin blieben am Donnerstagmorgen Massen von gestrandeten Fluggästen aus. Der Flugausfall betrifft die Lufthansa und Air Berlin von und nach Tegel. Die Lage am Airport TXL ist ruhig, nur vereinzelt tauchen vom Streik und der Annullierung ihres Fluges überraschte Passagiere am Serviceschalter der Lufthansa auf. „Meist Urlauber, Touristen, die vom Streik nichts mitbekommen haben“, sagt eine Mitarbeiterin der Airline. „Wir buchen vor allem Anschlussfluggäste um.“
Zu ihnen gehören Giulio Favero und Laura Bergamini aus Venedig. Ihr Heimflug sollte um 9.15 Uhr über Frankfurt gehen. Von dessen Annullierung erfuhren sie bereits am Mittwochabend durch eine SMS von Lufthansa-Miles&More. Die Umbuchung verlief relativ problemlos. „Erst sagte man uns, es sei nichts zu machen und wir könnten Freitag erst abreisen“, sagt Giulio Favero. „Dann sollten wir eine italienische Servicenummer anrufen, die war allerdings nicht erreichbar.“ Nun kommen die beiden doch noch am Donnerstag nach Hause, eine Umbuchung auf einen Flug nach Bologna über Köln/Bonn war möglich. „Von dort nehmen wir uns ein Taxi“, lacht Laura Bergamini.
Nicht immer reibunsglos
Benjamin Schirmers Reiseverlauf hingegen konnte nicht so komplikationslos geändert werden. Auch er war auf den Flug um 9.15 Uhr nach Frankfurt gebucht. „Ich dachte, es sei unkompliziert, umzubuchen. Das wurde im Vorfeld ja so dargestellt“, erzählt der Berliner. „Das einzige Angebot war dann aber eine Stornierung.“
Auch in eine Zugfahrkarte hätte er sein Ticket eintauschen können, hätte es allerdings so nicht rechtzeitig zu seinem Arbeitstermin in Koblenz geschafft. Oder er hätte nachts um 3 Uhr losfahren müssen. Nun fliegt Benjamin Schirmer mit einer anderen Airline nach Köln/Bonn, allerdings auf eigene Kosten, für 300 Euro. „Aber halb so wild, das zahlt mein Arbeitgeber“, lacht er.
Flughafensprecher Lars Wagner findet es bedauerlich, dass der Streik auf dem Rücken der Passagiere ausgetragen wird. „Wir in Berlin können nur reagieren und informieren“, so Wagner. „Maschinen, die gar nicht erst in Berlin landen, können von hier auch nicht wieder starten.“
Am Berliner Hauptbahnhof hingegen waren die Auswirkungen des Flughafenstreiks kaum spürbar. Die Bahnsteige der ICE-Züge nach München und Frankfurt boten keinen überfüllten Anblick. „Normaler Reiseverkehr“, registrierte ein Schaffner.
Auch am DB-Info-Schalter blieb der Massenansturm aus. „Eine Kundin kam bisher, deren Flug annulliert wurde“, so eine Bahnmitarbeiterin. „Allerdings bekommen die Betroffenen Gutscheine und können sich damit direkt in den Zug setzen.“