Wer mehr als 10.000 Euro pro Quadratmeter zahlt, kann schon etwas besonderes erwarten. Zum Beispiel, dass die Innenausstattung der künftigen Wohnung von einem namhaften Designer gestaltet wird. Das geschieht beim Luxusprojekt, dem „Yoo Berlin“, an der Spree neben dem Berliner Ensemble. Dort setzt man auf den seit den 80er-Jahren weltbekannten französischen Stardesigner Philippe Starck – und will damit kaufkräftige Kunden locken. Im Gegensatz dazu steht die Schlichtheit eines Luxus-Projektes, das mit dem „Yoo“ konkurriert: Das „Lux“ -Wohnhaus am Neustädtischen Kirchplatz will jungen Planern eine Chance geben.
Purismus ist in
„Die puristisch transparente Architektur des Lux ist die perfekte Kulisse für innovatives Interieur“, glaubt der mit der Vermarktung des Objektes beauftragte Nikolaus Ziegert. „Für uns lag es daher nahe, Kunden und jungen Designern ein Angebot zu machen.“ Aus diesem Grunde wurde die Gestaltung der 213 Quadratmeter großen Musterwohnung in Rahmen eines Wettbewerbs unter jungen Designern ausgeschrieben. 2,12 Millionen Euro soll die Wohnung kosten, wenn sie fertig ist.
40 Designer, etwa die Hälfte davon aus Berlin, haben dazu Vorschläge geliefert. Die eingereichten Entwürfe wurden von der Jury, bestehend aus Angelika Müller, der Herausgeberin der Zeitschrift H.O.M.E und der deutschen Ausgabe des Magazins Domus, Armando Reguero, dem Geschäftsführer des Bauträgers Triple A, sowie Axel Kufus, Design-Professor an der Universität der Künste zu Berlin, bewertet. Ausgezeichnet wurden Jeanette Nique, 29, für ihre „innovativen und mutigen Pop-Art Entwürfe“, Thore Kiesecker, 49, für seine „klassischen Rauminterpretationen“ sowie Simun Tokic, 31, von gmsvision. „Sein Entwurf richtet sich mit bis ins Detail durchdachten Konzeptionen an die junge Avantgarde Berlins“, lobte die Jury. Und empfahl, Tokics Ideen umzusetzen. Wer nun üppigen Luxus im Lux erwartet, wird jedoch enttäuscht. Protz und Pracht sind offenbar nicht mehr erwünscht. Der Blick in die Küche offenbart statt Marmor und goldenen Wasserhähnen weiße Küchenfronten und bunte Plastikstühle. Eine überdimensionierte Schiefertafel die Wände, die Platz für die Einkaufsliste und andere wichtige Notizen bietet.
Auch der Blick ins Wohnzimmer zeigt eine schlichte weiße Sitzlandschaft, statt edlem Parkett sind rohe Holzdielen verlegt. Der ins Bücherregal integrierte Flachbildschirm fällt durch seine geringe Größe auf. Loft-Living statt opulentem Luxus eben. „In kaum einer Stadt ist das Neue heute so schnell und so aufregend wie in Berlin. Das zeigt sich auch im Lux, wo uns die Käufer regelmäßig mit ihren Einrichtungsideen überraschen“, begründet Armando Reguero.
Allerdings sei das Interieur ja nur als Vorschlag zu verstehen. „Nun heißt es sehen, was sich davon auch realisieren lässt und was unabhängig davon bei den Käufern auf Interesse stößt.“ Auch Nikolaus Ziegert ist überzeugt, damit den Geschmack seiner Kunden getroffen zu haben: „Viele potenzielle Käufer von Luxuswohnungen sind Sammler oder zumindest stark an Kunst und Design interessiert“, sagt er. Sie suchten nach Wohnungen von hoher ästhetischer Qualität, in denen sie ihre Sammlungen und wertvolles Mobiliar optimal präsentieren könnten. „Diesen Interessenten wollen wir ein gutes Angebot machen.“
Lux umfasst 64 Wohnungen zwischen 55 und 312 Quadratmetern und Preisen zwischen 4500 und 10.500 Euro je Quadratmeter. Nach Angaben von Nikolaus Ziegert sind bereits 52 Wohnungen vergeben. Das Gesamtinvestitionsvolumen beläuft sich auf 45 Millionen Euro. Hinter dem Vorhaben stehen zwei spanische Unternehmen, die sich mit der Verwaltung privater Großvermögen befassen. Die haben das Areal bereits 2007 gekauft. Der Baubeginn für das achtgeschossige Gebäude an der Westseite des Neustädtischen Kirchplatzes erfolgte 2012, die Fertigstellung des ist für Ende 2014 geplant. Die Architektur lieferten die Potsdamer Architekten Annette Axthelm und Henner Rolvien. Noch nicht verkauft sind das 3,2 Millionen Euro teure und 312 Quadratmeter große Penthouse sowie die 230 Quadratmeter große Musterwohnung.
Bis 17.000 Euro pro Quadratmeter
In Mitte gibt es mittlerweile eine ganze Reihe von Bauprojekten, die die 10.000-Euro-Grenze überschreiten. Neben dem eingangs erwähnten „Yoo“ mit der Adresse „Am Zirkus 1“, das die Peach Property Group errichtet und in der bis zu 14.000 Euro pro Quadratmeter verlangt werden, setzt auch die Bauwert auf eine wohlhabende bis reiche Käuferklientel. Deren Luxusappartments, die an der Oberwallstraße entstehen, punkten nicht nur mit der einmaligen Lage direkt neben der Friedrichwerderschen Kirche. Vorgesehen ist für die Penthäuser in den „Kronprinzengärten“, so nennt sich das Bauvorhaben, mit Pool auf dem Dach. Das hat seinen Preis: Für die Penthäuser werden 17.000 Euro pro Quadratmeter verlangt.