Christian Göke wird einer der häufigsten Besucher der Internationalen Grünen Woche sein. Er ist Vorsitzender der Geschäftsführung der Messe Berlin und begleitet Spitzenpolitiker auf ihren Rundgängen.
Berliner Morgenpost: Herr Göke, wie lange kennen Sie diese Messe schon?
Christian Göke: Ich war zum erstem Mal 1996 auf der Grünen Woche in Berlin. Damals noch als Konkurrent von der Messe Frankfurt, um zu schauen, ob man sie aus Berlin abziehen könnte, nach Frankfurt. Aber das ist lange her.
Es hat auch nicht geklappt.
Nein. Gott sei Dank nicht.
Was hat sich seither verändert?
Ganz viel. Die Messe ist nicht mehr wiederzuerkennen. Am deutlichsten wird das an drei Punkten. Zum einen: Die Internationalität hat deutlich zugenommen. Vor der deutschen Wiedervereinigung gab es 15 oder 20 Länder, die in der Ausstellung präsent waren. Hauptsächlich aus Westeuropa. Jetzt, 2014, sind mehr als 70 Länder vertreten. Und der Trend wird sich in den kommenden Jahren fortsetzen. Ein zweiter Unterschied: Was es damals gar nicht gab, war der politische Überbau. Die Grüne Woche ist inzwischen ein globales Gipfeltreffen der Agrarindustrie geworden. 72 Landwirtschaftsminister kommen nach Berlin. Der Fachteil der Grünen Woche hat sich deutlich weiterentwickelt. Und drittens: Auch die Anmutung der Hallen ist anders. Kleine, hingeworfene Stände gibt es nicht mehr. Es ist durchgängig optisch ein ansprechendes Bild.
Wie oft werden Sie die Messe besuchen?
Ich bin jetzt täglich mehrere Stunden auf der Grünen Woche und werde bis zum Ende der Messe mehr als 100 Rundgänge absolvieren. Von morgens bis abends.
Gibt es etwas, was Sie persönlich ganz besonders interessiert?
Ich gehe gern in die Tierhallen. Da sind viele Exemplare, vom größten Riesenrammler bis zum größten Zuchtbullen der Welt, zu bestaunen. Das ist faszinierend.
Ist die Grüne Woche ein Selbstläufer?
Das erscheint nur nach außen hin so. Messen sind aber sehr flüchtige Gebilde und müssen jedes Jahr mit viel Engagement und von Menschen mit Marketingerfahrung betrieben werden. Jeder neue Quadratmeter ist hart erkämpft. In den Unternehmen entscheidet heute eine Controlling-Abteilung, ob die Teilnahme an der Grünen Woche Nutzen bringt. Sonst kommen sie nicht wieder. Das ist ein beinhartes Geschäft.
Das heißt, Sie leisten das ganze Jahr über Überzeugungsarbeit, um Aussteller nach Berlin zu holen?
So ist es. Der letzte Tag der Messe in diesem Jahr ist der erste Tag der Akquise für das nächste Jahr. 20 Mitarbeiter arbeiten nur daran. Der Projektleiter der Grünen Woche hat 1600 Aussteller. Die meisten erwarten, dass sie im Laufe des Jahres einen Besuch bekommen. Unser Geschäft, das sind die persönlichen Beziehungen unseres Teams zu den Verantwortlichen der Unternehmen, der Organisationen und der Bundesländer, die hier ausstellen.
Kriegen Sie trotz all der Kontaktpflege während der Messe noch etwas von der Vielfalt des Angebots mit?
Beim Eröffnungsgrundgang werden wir sicherlich mehr als 100 Stände besuchen. Da ich diesen Rundgang zehn Mal hintereinander mache, bekomme ich einen ganz guten Überblick. Es kommen mehrere Minister der Bundesregierung, es kommen die Parteivorsitzenden und die Generalsekretäre. Sie machen alle ihre eigenen Rundgänge.
Warum ist Estland in diesem Jahr das Partnerland ?
Wir haben eine lange Liste von Bewerbungen für den Status als Partnerland. Der ist hochinteressant, weil das jeweilige Land einen enormen Media-Hebel bekommt. Wir haben uns für Estland entschieden, weil es seit 1994 Aussteller auf der Grünen Woche ist und ein sehr gutes Konzept abgegeben hat.