Aktenzeichen XY

Tunnel-Coup - Berliner Polizei spricht von neuen Ansätzen

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Hans H. Nibbrig und Steffen Pletl

Nachdem der Tunnelraub von Steglitz Thema der Sendung „Aktenzeichen XY“ war, sind bei der Berliner Polizei zahlreiche Hinweise eingegangen. Sicher scheint, dass die Spur nach Polen führt.

Knapp sieben Monate nach dem spektakulären Tunnelraub von Berlin-Steglitz hat jetzt eine breite Öffentlichkeit die Möglichkeit erhalten, das Geschehen vom Januar 2013 in allen Einzelheiten mitzuerleben.

Am Mittwochabend zeigte die ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY“ ein 30-minütiges Special, in dem der Raub in der Volksbank-Filiale an der Schloßstraße mit Schauspielern lebensecht nachgestellt wurde. Dazu waren der Tunnel und der Tresorraum der Bank nachgebaut worden.

Der Film hatte neben einem hohen Unterhaltungs- auch einen besonderen Nutzwert. Mehr als 170 Hinweise sind nach seiner Ausstrahlung bei der Berliner Polizei eingegangen.

Eine heiße Spur sei nach erster Bewertung nicht darunter, räumte Polizeisprecher Thomas Neuendorf am Donnerstag ein, es gebe aber etliche „vielversprechende Ansätze“. Seit Bekanntwerden des Einbruchs am 14. Januar 2013 sind knapp 500 Hinweise zu den Tätern und verdächtig erscheinenden Vorgängen rund um die Bankfiliale eingegangen.

Die unbekannten Täter haben neben Bargeld auch Schmuck im Wert von mehreren Millionen Euro sowie weitere Wertgegenstände erbeutet. Relativ sicher scheint nach Auswertung der bisherigen Hinweise, dass die Männer aus Osteuropa, wahrscheinlich aus Polen kommen. Eine polnische Bierdose und ein Buch in polnischer Sprache, die die Täter im Tunnel zurückließen, hatten die Ermittler auf diese Fährte gebracht.

Ermittlungsgruppe aufgestockt

Die inzwischen personell noch einmal verstärkte Ermittlungsgruppe hat bereits damit begonnen, den neuen Hinweisen nachzugehen. Große Hoffnungen setzen die Ermittler dabei auf die bei Aktenzeichen ebenfalls gezeigten Phantombilder der Täter, die zudem auch auf der Internetseite der Berliner Polizei zu sehen sind.

Hinweise gibt es bislang vor allem zum Porträt eines mutmaßlichen Täters. Einer der Männer war einem Verkäufer in einem polnischen Geschäft aufgefallen, als er dort 1000 Holzwinkel kaufte, wie sie auch beim Tunnelbau verwendet wurden. Der Verkäufer erinnerte sich zudem daran, dass der Mann deutsch und englisch, aber kein Polnisch sprach.

Auch zu den gezeigten Gerätschaften der Tunnelräuber – darunter eine auffällig große Bohrmaschine – machten mehrere Anrufer nach der Sendung Angaben, ebenso wie zu einigen entwendeten Schmuckstücken. Ein Diamantencollier wurde vom Besitzer ursprünglich für 1,1 Millionen Euro gekauft, ein auffälliger Ring in Form eines Schmetterlings für 400.000 Euro. Beide Stücke könnten seither erheblich an Wert gewonnen haben. Die Polizei hofft jetzt auf Hinweise, wo und von wem diese Schmuckstücke möglicherweise zum Kauf angeboten wurden.

Wo hatten die Täter ihr Basislager?

Ein Ermittler wies in der Sendung nochmals auf einen Mann hin, der unter dem Namen Simon Segura mehrere Stellplätze in der Tiefgarage an der Wrangelstraße angemietet hatte. Von dort gruben die Täter den 45 Meter lagen Tunnel bis zum Tresorraum der Volksbank.

Während der monatelangen Arbeiten waren die Männer mit einem dunkelblauen 5er BMW und einem weißen Transporter, möglicherweise der Marke Mercedes Vito, an dessen Seiten große schwarze Aufkleber angebracht waren, unterwegs. Die Beamten hoffen jetzt auch auf Hinweise zu den benutzten Fahrzeugen. Die Ermittler glauben, dass die Täter eine Basis unterhielten, von der sie täglich zu ihren Bohrarbeiten fuhren. Nach dieser Basis wird gesucht.

Am Wochenende zwischen dem 11. und 14. Januar 2013 waren die Männer dann in den Tresorraum der Bank eingedrungen und hatten dort 309 Schließfächer aufgebrochen. Viele Wertsachen, aber auch ganze Geldbündel, ließen die Täter im Tresorraum und im Tunnel zurück. Dann legten sie einen Brand, vermutlich um Spuren zu beseitigen.

Die Volksbank hat eine Belohnung von 25.000 Euro für Hinweise ausgesetzt, die zum Ergreifen der Täter führen. Die Versicherung bietet auch 25.000 Euro.