Berlin-Kreuzberg

Anschläge auf Familienzentrum schrecken Nachbarn auf

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Henner Petin

Zweimal hat es beim „Nachbarschaftshaus Centrum“ an der Cuvrystraße gebrannt. Einmal war auch das Haus selbst in Gefahr. Eine nach dem letzten Feuer gefundene Hetzschrift richtet sich gegen den Islam.

Drei Brandanschläge hat es bereits auf das „Nachbarschaftshaus Centrum“ in der Kreuzberger Cuvrystraße gegeben. In der Nacht des 20. April brannte ein von Anwohnern aufgestellter Schrank nieder. Hier legte die Nachbarschaft gebrauchte Kleidung, Bücher oder Spielzeug hinein – zum Verschenken.

Das zweite Ziel: Ein Holzhäuschen, in dem Spielgeräte für die Besucher des Nachbarschaftshauses aufbewahrt wurden. Es brannte am 13. Mai. Dieser zweite Brandanschlag hat Tina Schenck, Koordinatorin des Aktionsprogramms Mehrgenerationenhäuser, große Sorge bereitet: „Die Flammen hätten auch unser Haus selbst angreifen können“. Zwei Wochen später brannte es ein drittes Mal. Wieder die Geschenkbox, die von den Anwohnern erneut aufgestellt worden war.

Nach dem letzten Anschlag fand sich auf dem Gelände des Familienzentrums eine Hetzschrift. Sie zitiert Stellen des Korans, in denen von Tötung, Frauenfeindlichkeit und Sklaverei die Rede ist. „Sie rücken den Islam in ein schlechtes Licht“, sagt Manuela Görlich, die in der Verwaltung des Zentrums arbeitet. Ähnliche Anschuldigungen ließen sich gegen auch gegen andere Weltreligionen vorbringen.

Polizei sieht keine Hinweise auf politischen Hintergrund

Rund die Hälfte der Besucher im Nachbarschaftshaus sind Muslime. „Es kommen Menschen aus allen Sozialschichten und allen Kulturen. Hier finden heute Begegnung und Miteinander statt“, meint Tina Schenck.

Doch vielleicht findet das bei Rechtsextremisten Anstoß. Nach dem Fund der Schrift erscheint den Mitarbeitern plötzlich auch der Termin des ersten Anschlags seltsam. Der 20. April war Hitlers Geburtstag. Zufall?

Bei der Polizei kann man den Verdacht nicht bestätigen. „Der Polizeiliche Staatsschutz des Landeskriminalamtes hat keine Hinweise auf einen politischen Tathintergrund in Form von Rechtsextremismus festgestellt“, hieß es. Auch die gefundene Schrift biete nicht genügend Anhaltspunkte.

Breite Solidarität mit Familienzentrum

„Es handelte sich um einen Ausdruck einer Internetseite, der jedoch keine Bezüge zu den Bränden aufwies. Auch wurde niemand bedroht“, so eine Polizeisprecherin. Die Ermittlungen hat das Brandkommissariat übernommen.

Beim Familienzentrum sind derweil zahlreiche Solidaritätserklärungen eingegangen. „Lasst euch nicht entmutigen“, schrieb Michael Kunze vom Nachbarschaftszentrum in Lichtenberg an die Kreuzberger Kollegen. Auch Anwohner haben ihre Hilfe angeboten. Die ungeklärten Anschläge haben die Nachbarschaft aufgeschreckt.