Zwei Tage nach der Zwangsräumung ihrer Wohnung in Reinickendorf ist Rosemarie F. gestorben. Das teilte der Initiator der Kältenothilfe mit. Er kündigt Protest und „radikalere Maßnahmen“ an.
Die 67 Jahre alte Rosemarie F., deren Wohnung an der Aroser Allee in Reinickendorf am 9. April zwangsgeräumt wurde, ist offenbar verstorben. Das teilte das Projekt „Kälte Nothilfe“ mit. Hier war F. zuletzt untergekommen. Videos auf der Facebook-Seite des Bündnisses zeigen sie in dessen Räumen.
F. war schwerbehindert. Gegen die Zwangsräumung ihrer Wohnung hatte es großen Protest gegeben, unter anderem vom Bündnis „Zwangsräumung verhindern“, aber auch von Linke-Politikern wie dem Landesvorsitzenden Klaus Lederer und dem Abgeordneten Hakan Tas.
Verlassen sollte F. ihre Wohnung wegen Mietrückständen. Nachbarn sprachen Medien gegenüber auch davon, die Frau habe sie tyrannisiert. In jedem Fall beharrte der neue Vermieter darauf, dass F. die Wohnung verließ. Die Räumung wurde wegen der Proteste mit 150 Polizisten abgesichert.
Das Bündnis „Die Kälte Nothilfe“ nahm nach eigenen Angaben Rosemarie F. auf, besorgte ihr mit Hilfe eines Aufrufs bei Facebook einen Rollstuhl, und betreute sie den Facebook-Posts zufolge bis in den Tod. Später stellte sich der Initiator der „Kälte Nothilfe“ Dominic Grasshoff vor eine Kamera und nahm ein Video auf, dass er bei Youtube einstellte. Hierin teilt er mit, dass Rosemarie F. zwei Tage nach der Räumung gestorben sei. Sie sei schon einen Tag zuvor sehr schwach gewesen, habe sich auf einem 500 Meter langen Spaziergang fünf Mal erbrochen. Grasshoff sagte, die Polizei sei in den Räumen der „Kälte Nothilfe“. In einer Mitteilung der Initiative heißt es, es werde eine Obduktion geben.
Die Polizei bestätigt, dass zu einer in einer Einrichtung in Wedding aufgefundenen toten Frau ein Todesermittlungsverfahren eingeleitet wurde, um die Todesursache zu klären, vermutlich wird eine Obduktion durchgeführt.
Klaus Lederer schrieb auf seiner Facebook-Seite: „Ich bin zutiefst erschüttert. Hier ist geschehen, wovor wir gewarnt haben: Man kann eine alte, schwerbehinderte Frau, was auch immer die Hintergründe sind, nicht einfach auf die Straße setzen. Das ist eine grundlegende Frage der Humanität.“
Grasshoff macht den an der Räumung Beteiligten in seinem Video schwere Vorwürfe, spricht von „Mord“. Er ruft zu Protesten auf und sagt, er sei bereit, „radikalerer Maßnahmen zu ergreifen“, er freue sich „über jeden, der das genau so sieht“.
Die „Kälte Nothilfe“ ruft nun zu einer Trauerkundgebung am 12. April um 18 Uhr auf.