Für die Chefs der Berliner Landesunternehmen sind die Gehälter im vergangenen Jahr wieder stark gestiegen. Durchschnittlich wuchsen die Bezüge um 8,3 Prozent. Das ergab eine Auswertung der Jahresabschlüsse durch die Nachrichtenagentur dpa unter den 38 wichtigsten Vorständen und Geschäftsführern, darunter die der Verkehrsbetriebe, der Stadtreinigung, der Messe und der Wohnungsbaugesellschaften. Die Berliner Arbeitnehmer konnten ihr Gehalt unterdessen um 3,2 Prozent steigern.
Der Top-Verdiener in den Landesunternehmen saß 2011 in der Führungsetage des landeseigenen Klinikkonzerns Vivantes. Dessen Finanzgeschäftsführer Peter Schnitzler strich 630.000 Euro ein. Eine Abfindung ließ seine Gesamtbezüge verglichen mit dem Vorjahr um mehr als 80 Prozent wachsen. Damit ließ Schnitzler auch Vivantes-Chef Joachim Bovelet (472.000 Euro) hinter sich. Zum Jahresende verließ Schnitzler das Unternehmen.
Die Nummer zwei war Flughafenchef Rainer Schwarz. An seinen Jahresbezügen von insgesamt 555.000 Euro hatte sich schon nach der geplatzten Eröffnung des neuen Großflughafens Kritik entzündet. Schwarz verfehlte im vergangenen mit 37.000 Euro erfolgsabhängiger Vergütung zwar den insgesamt möglichen Bonus von 50.000 Euro, wie das Unternehmen erklärte. Verschiedene Ziele seien nicht erreicht worden. Weil aber das Grundgehalt höher lag, konnte der Flughafenchef sein Einkommen dennoch leicht steigern.
Über eine halbe Million Euro erhielt auch Ulrich Kissing, der Chef der Investitionsbank Berlin. Er durfte sich über ein Plus von knapp 14 Prozent auf 521.000 Euro freuen, weil er für das Vorjahr erstmals die volle Erfolgsvergütung erhielt, wie das Unternehmen mitteilte. Zum Vergleich: Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit (SPD), verdient etwa 150.000 Euro im Jahr.
Kritiker: Viele Chefs verdienen mehr als zuständige Senatoren
Kritiker verweisen seit längerem darauf, dass viele landeseigene Unternehmen im Grunde staatliche Aufgaben erfüllten. Trotzdem verdienten ihre Chefs meistens mehr als etwa die fachlich zuständigen Senatoren. Damit die Bürger Einblick erhalten, hatte das Abgeordnetenhaus die Unternehmen gesetzlich verpflichtet, die Gehälter detailliert offen zu legen.
2010 waren die Bezüge in den untersuchten Betrieben durchschnittlich um 7,4 Prozent gestiegen. In die Auswertung flossen 16 Unternehmen des Landes ein, darunter auch die Wasser- und Bäderbetriebe sowie die Berliner Immobilienmanagementgesellschaft. Der Jahresabschluss der Lottogesellschaft liegt noch nicht vor.
Hendrik Jellema, Chef der Wohnungsbaugesellschaft Gewobag, konnte seine Bezüge um knapp 11 Prozent auf rund 270.000 Euro steigern. Man habe festgestellt, dass der Vorstand im Vergleich zu den Vorständen anderer Aktiengesellschaften schlechter vergütet wurde, teilte Aufsichtsratschef Lutz Freitag mit. Dabei erfordere die Größe des Unternehmens und der Schwierigkeitsgrad der Führungsaufgabe eine Gleichbehandlung. „Ein weiteres wichtiges Kriterium für die Entscheidung des Aufsichtsrats waren die hervorragende Führungsleistungen des Vorstandes“, hob Freitag hervor. Die Gewobag habe sich erfolgreich entwickelt.
Vivantes-Vizechefin Dorothea Dreizehnter verdiente 377.000 Euro - ein Plus von 13,6 Prozent. Deutlich mehr Geld bekamen auch die Geschäftsführer der Messegesellschaft, Raimund Hosch und Christian Göke. Sie hatten jedoch im Vorjahr in ähnlichem Maße eingebüßt – hier spiegelt sich der Zwei-Jahres-Rhythmus des Messegeschäfts in Berlin.