Trauermarsch

Berliner beten in Neukölln für erschossenen Burak B.

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Rund 250 Menschen haben in Berlin-Neukölln mit einem Trauermarsch an den Anfang April ermordeten 22-Jährigen erinnert.

Bewegende Szenen in Berlin-Neukölln: Gut drei Wochen nach den tödlichen Schüssen auf einen 22-Jährigen in Berlin haben am Samstag etwa 250 Menschen gegen Gewalt und Intoleranz demonstriert. In der Nähe des Tatorts am Krankenhaus Neukölln saßen die Teilnehmer minutenlang auf der Straße und beteten für den erschossenen Burak B. Viele legten Blumen und Kerzen nieder. „Wir hoffen, dass der Täter endlich identifiziert und gefasst wird“, sagte der Vater des Opfers am Rande der Demonstration. Er sei voller Wut und Trauer, dass „in unserem Kiez solch herzlose Menschen wohnen“. Sein Sohn habe doch nur mit Freunden geredet und gelacht.

Ein Unbekannter hatte in der Nacht zum 5. April 2012 auf eine fünfköpfige Gruppe geschossen. Dabei wurde der 22-Jährige, der aus einer türkischen Zuwandererfamilie stammte, getötet. Zwei weitere 16 und 17 Jahre alte Jugendliche wurden schwer verletzt.

Während des mehr als einstündigen Protestzuges von der Johannisthaler Chaussee zum Krankenhaus Neukölln skandierten die Teilnehmer immer wieder „Findet den Mörder“ und „Wir wollen Gerechtigkeit“. Auf Plakaten war unter anderem zu lesen „Wie viele Mütter müssen noch weinen“ oder „Respekt füreinander und miteinander“.

Gedenkverein will Rapper-Konzert organisieren

Die Trauer schlage langsam in Wut um, sagte der Mitorganisator des Protestzuges, Yunus Jaya. Von der Aktion sollte ein Aufruf für ein friedliches Zusammenleben in Deutschland ausgehen. „Wir wollen friedlich mit unseren Nachbarn zusammenleben“, unterstrich der Onkel des getöteten 22-Jährigen in einer Ansprache, die er nach wenigen Worten unter Tränen abbrach.

Ebenfalls mehr gesellschaftlichen Zusammenhalt hat Berlins Innensenator Frank Henkel (CDU) angemahnt. „Es gibt für einige anscheinend kein Mitgefühl mehr“, sagte der CDU-Politiker. Die „Achtung vor dem Nächsten“ und die „Unversehrtheit seines Lebens“ müsse wieder stärker in den Mittelpunkt gesellschaftlicher Debatten gerückt werden. Er verurteilte Vorkommnisse wie in Neukölln. „Es stellt sich die Frage, warum für einige die letzte Hemmschwelle nicht mehr gilt“, sagte Henkel.

Eine Spur auf den Täter hat die Polizei nach eigenen Angaben bislang nicht. Aktuell gebe es 71 Hinweise aus der Bevölkerung, erklärte ein Polizeisprecher. Für Hinweise zur Ergreifung des Täters hatte zuletzt die Staatsanwaltschaft 15.000 Euro versprochen.

Ein von der Familie und Freunden des getöteten Jugendlichen gegründeter Gedenkverein will nach eigenen Angaben Spenden sammeln und damit die Summe erhöhen. So sollen beispielsweise an einem Solidaritätsstand beim Myfest am nächsten Dienstag (1. Mai) in Kreuzberg Hähnchenflügel verkauft werden. Der Erlös gehe auf das Spendenkonto, hieß es. Zudem ist für Ende Mai oder Anfang Juni ein Konzert mit namhaften Rappern in Neukölln geplant. Eine Anfrage wurde unter anderem an Bushido gerichtet.

( dapd/sei )