Großbrand in Berlin

Flammeninferno vernichtet Lagerhalle in Siemensstadt

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Peter Oldenburger

Fast 200 Feuerwehrmänner kämpften den ganzen Tage gegen die Flammen. Explodierende Gasflaschen brachten sie immer wieder in Lebensgefahr.

Ein chaotisch wirkendes Trümmerfeld aus Schutt, verbogenen Stahlträgern und verrußten Autowracks hat der Großbrand einer Lagerhalle in Siemensstadt hinterlassen. Dieses Bild bot sich am Donnerstag Feuerwehrleuten, als sie nach mehr als achtstündigen Löscharbeiten gegen Mittag erstmals die eingestürzte Halle an der Gartenfelder Straße aus der Nähe betrachten konnten. Fast 200 Feuerwehrmänner waren seit den frühen Morgenstunden damit beschäftigt gewesen, das Inferno unter Kontrolle zu bringen. Die benachbarten Lager- und Fabrikhallen konnten zwar gerettet werden, doch das riesige Lagergebäude, in dem der Großbrand ausgebrochen war, brach wie ein gigantisches Kartenhaus zusammen.

Die Feuerwehr kontrollierte mit mehreren Messfahrzeugen die Luftqualität um den Großbrand. Zwar wurden laut Feuerwehrsprecher Sven Gerling erhöhte Schadstoffkonzentrationen gemessen, sie lagen jedoch unterhalb der Grenzwerte, ab denen Alarm ausgelöst werden müsste. Für Menschen in der Umgebung bestand keine direkte Gefahr.

Kurz nach 4 Uhr am Donnerstagmorgen war in der Leitzentrale der Feuerwehr der Notruf eingegangen. In einer Lagerhalle sei ein Auto in Brand geraten, hieß es. Zwei Löschstaffeln machten sich umgehend auf den Weg. Beim Eintreffen der ersten Löschfahrzeuge war sofort klar, dass die 20 Feuerwehrmänner allein nicht viel ausrichten konnten. Das 24.000 Quadratmeter große Hallengebäude brannte bereits in voller Ausdehnung; eine riesige Qualmwolke stieg in die Luft. „Die Halle stand schon in Vollbrand. Die Kollegen alarmierten bereits während ihres Eintreffens Verstärkung.

Verstärkung angefordert

Die Leitstelle hat sofort 50 weitere Brandbekämpfer in das Gewerbegebiet beordert“, berichtete Feuerwehrsprecher Sven Gerling. Außerdem sei ein Löschboot der Feuerwache Spandau-Süd ebenfalls in Marsch gesetzt worden. Das Boot musste jedoch erst zeitraubend eine Schleuse passieren, bevor es die Löschmannschaften unterstützen konnte. Zeitweilig waren bis zu 170 Feuerwehrleute gleichzeitig im Einsatz, dazu eine Flotte von 20 Löschfahrzeugen, fünf Drehleiterwagen sowie ein Speziallöschfahrzeug, das der Flughafen Tegel zur Verfügung stellte. Die gewaltige Hitze verhinderte zunächst einen direkten Angriff auf den Brandherd. Das Hauptaugenmerk lag darauf, ein Übergreifen der Flammen auf drei angrenzende Lagerhallen zu verhindern. Dabei befanden sich die Löschtrupps in ständiger Lebensgefahr: Immer wieder explodierten Druckgasbehälter in dem Lagergebäude, in dem sich vor allem ältere Autos und Lastwagen befanden, die für den Export bestimmt waren.

Probleme mit den Hydranten

Bei ihren Löscharbeiten hatten die Feuerwehrleute nicht nur gegen die Flammen und die Hitze zu kämpfen, sondern auch mit der ungenügenden Wasserversorgung auf dem weitläufigen Gewerbeareal. Aus etlichen Hydranten sei zu wenig Wasser gekommen, mit zu geringem Druck. Andere seien vollkommen trocken gewesen, sagte Sven Gerling.

Den Feuerwehrleuten machte auch zu schaffen, dass die Stromversorgung nicht abgeschaltet werden konnte. So bestand lange die Gefahr eines Stromschlags. Der Generator, der die benachbarten Lager- und Produktionshallen versorgte, befand sich in einem wegen der Flammen und der Hitze nicht erreichbaren Nebengebäude der brennenden Halle.

Der gewaltige Rauchpilz über der Einsatzstelle lag direkt in der westlichen Einflugschneise des Flughafens Tegel. Anfliegende Flugzeuge mussten die Wolke durchqueren. Beeinträchtigungen für den Flugverkehr, Verspätungen oder Flugausfälle gab es nach Angaben der Deutschen Flugsicherung jedoch nicht.

Um die Einsatzbereitschaft der Feuerwehr in der gesamten Stadt aufrecht zu erhalten, beteiligten sich auch mehrere Freiwillige Wehren an dem Großeinsatz. Erst gegen 10.15 Uhr war die Brandstelle unter Kontrolle, die Gefahr einer Ausweitung war gebannt. Es sollte aber noch mehr als zwei weitere Stunden dauern, bis die ersten Löschtrupps in die Reste der Halle vordringen konnten. Ein Teil der Einsatzkräfte konnte abrücken. Die am Brandort bleibenden Feuerwehrleute gingen gegen Brandnester vor. Diese Arbeiten dauerten noch bis weit in den Abend.

Wodurch der Großbrand ausgelöst wurde – einen technischen Defekt, Fahrlässigkeit oder Brandstiftung – ist noch nicht bekannt. Es wird von einem Schaden in Millionenhöhe ausgegangen.