Die Berliner S-Bahn Berlin will bis Ende 2011 wieder mit deutlich mehr Fahrzeugen unterwegs sein. Der Austausch der Radsätze für die Züge ist inzwischen zur Hälfte abgeschlossen.

Halbzeit beim bisher größten technischen Kraftakt der Berliner S-Bahn: Die Tochter der Deutschen Bahn hat seit Dezember 2010 an den Zügen ihrer wichtigsten Baureihe 481 gut 2000 Radsätze gegen neue mit stabileren Radscheiben ausgetauscht. Die restlichen 2000 sollen bis Ende des Jahres im Werk Schöneweide gewechselt werden, kündigte S-Bahn-Chef Peter Buchner am Mittwoch an.

Von dem 50 Millionen Euro teuren Austauschprogramm erhofft sich die S-Bahn, dass Räder und Achsen künftig nicht mehr in so kurzen Abständen kontrolliert werden müssen und damit mehr Wagen für den Verkehr zur Verfügung stehen.

Die Baureihe 481 ist mit 500 Doppelwagen das Rückgrat der Berliner S-Bahn, die aber auch noch über Fahrzeuge der älteren Baureihen 480 und 485 verfügt. Nach Buchners Worten verlassen derzeit jede Woche zwölf mit neuen Radsätzen ausgerüstete Doppelwagen das Bahnwerk Schöneweide.

Die alten Radsätze hatten der S-Bahn ein gewaltiges Problem beschert, weil sie nicht so stabil sind wie von der Bahn erwartet. Deshalb müssen nach Absprache mit dem Eisenbahn-Bundesamt (EBA) die Achswellen alle 30.000 Kilometer, die Antriebsräder alle 60.000 und die Laufräder alle 120.000 Kilometer per Ultraschall auf mögliche Risse untersucht werden. Die Züge fehlen dann im Verkehr.

Die neuen Prüffristen müssen noch vom EBA festgelegt werden, wie Buchner erläuterte. „Bei den Radscheiben wissen wir, dass die Intervalle erheblich länger werden.“ Denn die Radscheiben seien stabilere Neukonstruktionen mit 18 statt bisher 13 Millimeter dicken Stegen.

500 Doppelwagen sollen noch in diesem Jahr fahren

Bei den Achswellen habe es jedoch beim bisherigen Chrom-Nickel-Stahl bleiben müssen, weil sie sonst zu schwer und zu groß geworden wären. Deshalb werde es hier wohl bei engen Prüffristen bleiben. Doch dass es sich um neue Achswellen handele, sei in jedem Fall ein Fortschritt, sagte Buchner.

Der S-Bahnchef äußerte sich erneut zuversichtlich, am Jahresende wieder Tag für Tag 500 Doppelwagen im Verkehr einsetzen zu können. 546 Doppelwagen waren es laut Buchner vor dem Beginn der Unternehmenskrise mit zahllosen Zugausfällen vor zwei Jahren gewesen und so viele sollen es auch 2012 wieder sein.

Seit Montag sind bereits wieder 450 Doppelwagen im Beförderungsbetrieb unterwegs, und Teltow Stadt wird im Zehn-Minuten-Takt angesteuert. Nächstes Ziel von Buchner ist es, die Züge zwischen Frohnau und Wannsee wieder mit sechs Wagen zu behängen und die S45 von Schönefeld wieder über den Südring fahren zu lassen. Termine dafür nannte der S-Bahnchef nicht.

Vorbereitungen auf den Winter laufen

Parallel zum Austausch von Radsätzen laufen bei der S-Bahn die Vorbereitungen auf den Winter weiter. Nach Unternehmensangaben werden Woche für Woche 46 Fahrmotoren ausgetauscht. Ein Großteil der Fahrzeugflotte wird damit zu Winterbeginn besser als bisher gegen Eis und Schnee isolierte Motoren haben.

Bis dahin sollen auch rund 200 Doppelwagen an den Besandungsanlagen der Bremsen mit Heizstäben sowie elektronischen Füllstands- und Funktionskontrollen ausgerüstet sein. Der Großauftrag für die Einbau-Kits sei kürzlich nach einer Ausschreibung erteilt worden, sagte Buchner.

Im vergangenen Winter waren die Sandstreuer, die beim Bremsen helfen, oftmals eingefroren. Züge durften deshalb höchstens Tempo 60 fahren, was die Fahrpläne wochenlang durcheinander wirbelte. Nach Buchners Worten sollen die aufgerüsteten Züge in erster Linie auf der S7 (Potsdam-Ahrensfelde) und der S25 (Hennigsdorf-Teltow Stadt) zum Einsatz kommen, wo unbedingt Tempo 80 gehalten werden müsse.