- Das Heizungsgesetz sorgt in Deutschland noch immer für Diskussionen: Vor allem aus Reihen der Union wird gewaltig gegen die Ampel-Koalition geschossen, insbesondere Robert Habeck
- Habeck ist als Wirtschaftsminister direkt am Gesetz beteiligt. Dabei gibt es längst Regelungen, die von der Union, damals noch in Regierungsverantwortung unter Kanzlerin Angela Merkel, eingeführt wurden
- Dazu gehört die Austauschpflicht für Heizungen, die älter als 30 Jahre sind. Die Union äußert jetzt eine Sorge, die eigentlich keine sein müsste, wenn man sich die Zahlen anschaut
Rund vier Millionen Heizungen in deutschen Wohngebäuden erreichen allein im kommenden Jahr das Alter der gesetzlichen Austauschpflicht von 30 Jahren. Wie die "Augsburger Allgemeine" unter Berufung auf eine Kleine Anfrage der Unionsfraktion an die Bundesregierung berichtet, erreichen rund 1,9 Millionen Ölheizungen und 2,1 Millionen Gasheizungen die entsprechende Altersgrenze. Diese besteht unabhängig vom neu geplanten Gebäudeenergiegesetz (GEG) bereits seit 2020. Allerdings würde das neue GEG weitere Übergangsfristen ermöglichen, wie auch die baupolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag, Christina-Johanne Schröder, auf Twitter betonte. Lesen Sie hier: Heizung älter als 30 Jahre - Diese Förderungen vom Staat gibt es.
Wegen zahlreicher Ausnahmen in dem Gesetz müsse tatsächlich nur ein Teil dieser alten Geräte ausgetauscht werden, teilte die Bundesregierung in ihrer Antwort mit. Angesichts der hohen Zahl alter Geräte forderte der stellvertretende CDU-Vorsitzende Andreas Jung Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) auf, rasch Klarheit über die Neufassung des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) zu schaffen sowie über neue Förderkriterien.
Heizungstausch: Union befürchtet weiteren Ansturm auf fossile Heizungen
"Wenn die Vorgaben für neue Heizungen bei Bestandsgebäuden ohne grundlegende Änderungen einfach nur ein Jahr später zum Jahresbeginn 2025 kommen, dann wird auch im nächsten Jahr der von Habecks Plänen ausgelöste Run auf Öl- und Gasheizungen weitergehen", sagte Jung. Lesen Sie mehr zum Thema: Heizungsgesetz wirkungslos? Klimaforscher spricht Klartext
Aber ist es wirklich ein Run, von dem Jung da spricht? Dazu kann man sich die Zahlen vom Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) im Vergleich zum Vorjahresquartal anschauen. Besonders stark sei der Boom bei den Verkäufen von Wärmepumpen gewesen, wo die Verkaufszahlen um 111 Prozent auf 96.500 verkaufte Anlagen stiegen. Bei Gasheizungen verzeichnete der Verband eine Zunahme um 14 Prozent auf 168.000 neue Anlagen. Bei Ölheizungen verdoppelten die Hersteller ihren Absatz im Vergleich zum Vorjahr sogar und verkauften 21.500 Anlagen. Verkauft wurden außerdem 20.500 Holzzentralheizungen (+7 Prozent).
Darüber hinaus gibt es Zweifel, ob wirklich Millionen Heizungen von der Austauschpflicht betroffen wären. Darauf weist der Journalist Malte Kreutzfeldt auf Twitter hin. Demnach würden viele der vor über 30 Jahren eingebauten Heizsysteme unter Ausnahme-Regelungen fallen. "Niedertemperaturkessel waren schon in den 80er-Jahren Stand der Technik, Brennwertkessel seit Mitte der 90er", schreibt Kreutzfeldt. "Beide sind und bleiben von der Austauschpflicht ausgenommen."
Von der Austauschpflicht wären demzufolge nur solche Heizungen betroffen, die älter als 40 Jahre sind. "Älter als 40 Jahre sind laut aktueller Schornsteinfeger-Statistik in Deutschland rund 300.000 Öl- und rund 140.000 Gasheizungen, insgesamt also deutlich weniger als eine halbe Million Heizungen", schreibt er weiter. Genaue Zahlen, wie viele Verbraucher tatsächlich von der Austauschpflicht betroffen wären, gibt es nicht.
In dieser Übersicht sehen Sie, wie teuer der Einbau eines neuen Heizsystems etwa sein könnte:
Heizung | Kosten in EUR |
Ölheizung | ab ca. 8.000 |
Gasheizung | ab ca. 7.000 |
Holz- oder Pelletheizung | ab ca. 10.000 |
Nah- und Fernwärme | ab ca. 5.000 |
Wasserstoffheizung | ab ca. 30.000 |
Solarthermie | ab ca. 10.000 |
Luft-Wasser-Wärmepumpe | 8000 bis 16.000 |
Erdwärmepumpe | 12.000 bis 15.000 (ohne Erschließung) |
Grundwasser-Wärmepumpe | 9000 bis 12.000 (ohne Erschließung) |
Zu beachten ist: Die Kosten in dieser Tabelle sind durchschnittliche Werte und können im individuellen Fall abweichen. Nicht beachtet werden zudem die Kosten für die Installation oder einen nötigen Umbau/Sanierung. Auch Förderungen werden nicht berücksichtigt.
Heizung älter als 30 Jahre: Viele Härtefälle
Ungeachtet davon fordert CDU-Politiker Jung verstärkt Förderungen, betonte er. Die Bedeutung der sogenannten Wärmewende wollte Jung zwar nicht in Abrede stellen - allerdings sei die dafür notwendige Förderung von der Ampel-Regierung bislang massiv gekürzt worden, kritisierte Jung gegenüber der "Augsburger Allgemeinen". "Bei Biomasse von bis zu 55 Prozent auf maximal 20 Prozent und selbst bei der doch so präferierten Wärmepumpe von bis zu 50 auf höchstens 40 Prozent", bemängelte Jung.
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Dies treffe nicht nur wenige Härtefälle, sondern "die Mitte der Gesellschaft". Es brauche jetzt zeitnah ein neues Konzept, die Kürzungspläne bei den Fördermitteln müssten zurückgenommen werden, forderte Jung. Außerdem brauche es mehr Unterstützung für Haushalte mit kleineren Einkommen und bessere Abschreibungsmöglichkeiten für Heizungsanlagen. Robert Habeck hatte zuletzt Änderungen an dem geplanten Gebäudeenergiegesetz angekündigt. Wirtschaftsvertreter zeigten sich erleichtert. (mja/bekö)
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