US-Elektroautobauer

Ein Top-Manager für Tesla

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Die Baustelle von Teslas Gigafactory in Grünheide bei Berlin bei einer Pressetour am 9. September 2020.

Die Baustelle von Teslas Gigafactory in Grünheide bei Berlin bei einer Pressetour am 9. September 2020.

Foto: Sergej Glanze / FUNKE Foto Services

Manager René Reif verlässt laut IG Metall das Mercedes-Werk in Marienfelde und wechselt zu Tesla. Kritik kommt von der Gewerkschaft.

Berlin. Der US-Elektroautobauer Tesla hat offenbar den früheren Leiter des Berliner Mercedes-Werks abgeworben. Nach Angaben der Industriegewerkschaft IG Metall vom Mittwoch wechselt René Reif, der bis Ende Oktober Chef des Motorenwerks in Marienfelde war, zu Tesla. Der Elektroautopionier errichtet vor den Toren Berlins, im brandenburgischen Grünheide, derzeit eine neue Produktionsstätte. Tesla-Chef Elon Musk hatte nach eigenen Angaben noch in der vergangenen Woche Bewerbungsgespräche auf der Baustelle des neuen Werks geführt.

In welcher Funktion Reif künftig für Tesla arbeitet, wurde zunächst nicht bekannt. Tesla war auf Anfrage nicht für eine Bestätigung der Personalie zu erreichen. Daimler erklärte auf Nachfrage, dass René Reif Ende des Jahres auf eigenen Wunsch in den Vorruhestand wechsle. Personalien anderer Unternehmen kommentiere man nicht. Die Leitung des Mercedes-Werks in Marienfelde habe seit 1. November Clemenz Dobrawa inne.

Das Mercedes-Werk hat schon einen neuen Leiter

Dobrawa war zuvor Geschäftsführer bei der Accumotive in Kamenz, dem Leitwerk für den globalen Batterieproduktionsverbund von Mercedes-Benz. Neben dem Berliner Werk ist er auch für den Hamburger Standort verantwortlich. „Durch seine Tätigkeit als Standortverantwortlicher der Accumotive in Kamenz bringt er insbesondere wichtiges Know-How bezüglich der Transformation hin zur Elektromobilität mit“, sagte eine Sprecherin der Berliner Morgenpost.

Er werde die Transformation der Mercedes-Benz Werke vorantreiben und auf ein zukunftsfähiges Fundament stellen. Mercedes-Benz sei fest entschlossen, seine Antriebssparte konsequent zu transformieren und auf „Electric First“ sowie Digitalisierung auszurichten, sagte sie.

In Marienfelde bei Mercedes werden Stellen abgebaut

Der Personalwechsel geschieht im Mercedes-Motorenwerk in bewegten Zeiten. Wie Ende September bekannt wurde, will Daimler an dem Standort in den nächsten Jahren zahlreiche Stellen abbauen. Zuletzt hieß es, etwa 2000 der rund 2500 Arbeitsplätze am Standort könnten den Plänen zum Opfer fallen. Daimler hatte den Schritt mit der Transformation von Verbrenner- zu Elektromotoren begründet. Bislang wird in Marienfelde der V6-Dieselmotor produziert.

Die IG Metall hatte die Pläne scharf verurteilt und als verheerend für die deutsche Premium-Marke bezeichnet. „Es kann doch nicht angehen, dass Tesla keine 50 Kilometer vom Mercedes Benz-Werk Berlin entfernt ein ganz neues Werk mit 10.000 Arbeitsplätzen baut und dem Daimler-Management fällt gleichzeitig nicht mehr ein, als vor der Zukunft zu kneifen und sein ältestes produzierendes Werk hier dicht machen zu wollen“, sagte der Geschäftsführer der Berliner IG Metall, Jan Otto.

„Mit solchen seelenlosen Managern können wir die Zukunft nicht bauen“

Otto kritisierte am Mittwoch auch den Abgang des bisherigen Werksleiters in Marienfelde: „Mit solchen seelenlosen Managern können wir die Zukunft nicht bauen“, so Otto. „Wir verstehen nicht, warum so ein traditionsreicher und innovativer Autobauer wie der Daimler-Konzern vor dem amerikanischen Konkurrenten kapitulieren will. Wir wollen die Zukunft im Werk gestalten. Dazu sind wir im Gespräch mit der Landespolitik.“

Otto kündige zudem eine Kundgebung vor dem Mercedes-Werkstor am Donnerstag an. „Wir werden klarmachen, dass wir den Wechsel des Werksleiters als Verrat empfinden, fraglich ist, ob wir nicht die ganze letzte Zeit belogen wurden“, sagte Otto.