Berlin. Die Ansiedlung des Elektroautobauers Tesla im brandenburgischen Grünheide könnte Berlins Batterieindustrie und der angeschlossenen Forschung einen neuen Schub verleihen. „Berlin gerät durch das Elektroautowerk vor der Haustür stärker als bislang ins Blickfeld, was die Batteriekompetenz angeht“, sagte der Geschäftsführer der Berliner Agentur für Elektromobilität Gernot Lobenberg am Donnerstag der Berliner Morgenpost. Lobenberg rechnet damit, dass sich durch Tesla das Netzwerk der Berliner Unternehmer und Forscher erweitern könnten. Die Firmen selbst könnten mit ihren Produkten aber auch Zulieferer für Tesla sein, so der Experte.
Der US-amerikanische E-Auto-Pionier hatte am Dienstagabend verkündet, in Brandenburg, unweit des neuen Flughafens BER eine sogenannte Giga-Factory errichten zu wollen. In dem Werk südöstlich von Berlin sollen sowohl Fahrzeuge als auch Antriebsstränge und Batterien produziert werden. Bis zu 10.000 Jobs könnten entstehen. Schon Ende 2021 soll das erste Auto vom Band laufen. In Berlin will der Konzern zudem ein Zentrum für Entwicklung und Design aufbauen.
Die Zahl der Unternehmen in der deutschen Hauptstadt, die mit Batterietechnik ihr Geld verdienen, ist in den vergangenen Jahren gewachsen. Hoffnungen auf eine Zusammenarbeit mit Tesla dürfte sich unter anderem Berlins größter Sondermaschinenbauer Jonas & Redman machen. Das Unternehmen arbeitet bereits mit Volkswagen zusammen, liefert für den Wolfsburger Konzern auch Maschinen für die Batteriefertigung.
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Teslas Ansiedlung vor Berlin: Auch Firmen wie Greenpack könnten profitieren
Von dem neuen Glanz vor Berlins Haustür könnten aber auch Firmen wie Greenpack profitieren: Das Start-up stellt Wechsel-Akkus und entsprechende Stationen für E-Fahrzeuge her. Die erhöhte Aufmerksamkeit durch Tesla dürfte dem eigenen Geschäft gut tun. Auch Siemens in Berlin hätte für eine Partnerschaft mit Tesla Argumente auf seiner Seite: In der Hauptstadt entwickelt der Konzern unter anderem Software für das Energiemanagement der Akkus.
Die Technische Universität Berlin betonte am Mittwoch die eigene Stärke bei der Forschung und Entwicklung im Bereich Batterien für Elektromobilität. Die TU ist auch Teil des deutschlandweiten Kompetenznetzwerks Lithium-Ionen-Batterien. Forscher an der Universität beschäftigen sich unter anderem mit der Frage, wie die Batterien schneller und kostengünstiger gefertigt werden können.
Auch eine Rolle spielen Beschaffenheit und Lebensdauer der Akkus. Daran arbeitet Julia Kowal vom Fachgebiet Elektrische Energiespeichertechnik an der TU. „Künftig werden immer leichtere und kleinere Batterien benötigt, die mehr Kapazität, eine längere Lebensdauer und einen niedrigeren Preis haben. Die Charakterisierung einer Batteriezelle ist dabei von entscheidender Bedeutung, um die Reichweite und Lebensdauer von Elektrofahrzeugen zu erhöhen“, erklärte Kowal.
Berliner forschen für effiziente Rohstoffnutzung
TU-Forscher denken die Batteriezelle aber auch aus einer anderen Richtung: Vera Rotter hat eine Online-Plattform aufgebaut, die alle wichtigen Rohstoffe anzeigt, die innerhalb Europas zum Beispiel in Auto-Batterien oder Smartphones verbaut wurden. So können Recycling-Unternehmen künftige Abfallströme besser planen. Und auch Firmen wissen durch das Portal, wo in Europa recycelte Rohstoffe erworben werden können. Langfristig sollen die Informationen dann auch dazu führen, dass weniger Rohstoffe neu abgebaut werden – und dass so umweltschonender produziert werden kann.