Studie

Berlin verliert Spitzenplatz bei Start-ups

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Dominik Bath
Ein Co-Working-Space, von oben fotografiert.

Ein Co-Working-Space, von oben fotografiert.

Foto: Leonardo Patrizi / Getty Images/iStock

Steigende Gewerbemieten machen die Expansion schwieriger. Dennoch bleibt die Hauptstadt Zentrum für Firmengründer.

Die CDU im Berliner Abgeordnetenhaus sah angesichts der neuen Zahlen des Deutschen Start-up Monitors bereits eine „Wirtschaftswatsche für den Senat“. Doch möglicherweise kam die Kritik verfrüht: Andere Regionen werden zwar aktiver, was die Gründung von Unternehmen angeht. Berlin bleibe jedoch nach wie vor der Hotspot, sagte der Vorsitzende des Bundesverbandes Deutsche Start-ups, Florian Nöll, am Mittwoch bei der Präsentation der Studienergebnisse.

Demnach habe zwar Nordrhein-Westfalen Berlin vom Spitzenplatz für Start-up-Gründungen verdrängt. 19 Prozent der Umfrageteilnehmer gaben an, den Firmensitz im bevölkerungsreichsten deutschen Bundesland zu haben. Berlin nannten nur noch 15,8 Prozent der Unternehmensgründer als Heimat. Allerdings: Die Studie ist nicht repräsentativ.

Die Antworten geben lediglich wieder, wo die Firmen ihren Sitz haben. Insgesamt hatten 1550 Unternehmen an der Befragung, die der Bundesverband Deutsche Start-ups gemeinsam mit der Wirtschaftsprüfgesellschaft KPMG durchgeführt hat, teilgenommen. Im vergangenen Jahr waren es noch 1837 Teilnehmer.

Möglicherweise ist die geringere Rückmeldung aus der deutschen Hauptstadt auch ein Zeichen dafür, dass die Berliner Jungunternehmen erwachsen geworden sind. Denn vor allem Firmen, die noch vor der eigenen Wachstumsphase stehen, haben an der Befragung teilgenommen. „Die Zahlen lassen nicht den Schluss zu, dass Berlin als Standort abgefallen ist“, so Nöll. Allerdings müsse die Hauptstadt aufpassen, im europaweiten Wettbewerb um junge Gründer nichts ins Hintertreffen zu geraten, erklärte er. Steigende Gewerbemieten machten die Expansion für Start-ups schwieriger. Zudem habe Berlin nach wie vor Nachholbedarf, wenn es um englischsprachige Auskünfte und Formulare bei Behörden gehe.

Start-ups fällt Suche nach Fachkräften schwerer

Es gibt aber auch Probleme, die alle deutschen Start-ups teilen: Den Jungunternehmen fällt es immer schwerer, Fachkräfte zu finden. Sechs von zehn Start-ups können offene Stellen nicht besetzen. Besonders im IT-Bereich finden die Firmen kaum noch Personal. Drei von vier Start-ups sehen etwa die Suche nach Softwareentwicklern als besonders schwierig an, auch weil verstärkt größere Firmen als Konkurrenten auftreten.

„Im Gegensatz zu etablierten Unternehmen können Start-ups nicht die gleichen Löhne und Sicherheiten bieten“, erklärte Tobias Kollmann von der Universität Duisburg-Essen, der die Studie wissenschaftlich begleitet hatte.

Der durchschnittliche Gründer arbeitet mit 56 Stunden pro Woche zwar überdurchschnittlich viel. Der Großteil der Jungunternehmer gibt aber an, mit der eigenen Work-Life-Balance zufrieden zu sein.

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