Berlin . Immer mehr Berliner glauben, im Alter nicht genug Geld zu haben. Ein Experte erklärt, wie es mit der Altersvorsorge klappt.
Immer weniger Berliner im erwerbstätigen Alter sind der Überzeugung, genug Vorsorge fürs Alter getroffen zu haben. Nur noch 39 Prozent der Hauptstädter glauben, dass sie nach dem Erwerbsleben finanziell gut abgesichert sein werden. Bei einer Umfrage vor genau einem Jahr waren immerhin noch 44 Prozent der Auffassung, dass sie im Alter über ein ausreichendes finanzielles Polster verfügen werden. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage, die die Info GmbH Markt- und Meinungsforschung im Auftrag der Berliner Sparkasse durchgeführt hat und die der Berliner Morgenpost exklusiv vorliegt.
Ebenfalls 39 Prozent der im September dieses Jahres befragten 1001 Berliner im Alter von 18 bis 65 Jahren gaben an, dass sie der Meinung sind, bisher nicht genug für die persönliche Altersvorsorge getan zu haben. Insbesondere die jüngeren Befragten im Alter zwischen 18 und 29 Jahren sagten, bisher eher nicht oder gar nicht ausreichend fürs Alter vorzusorgen (48 Prozent).
Große Mehrheit bereit, privat vorzusorgen
Dabei ist mit 78 Prozent der Befragten immer noch eine große Mehrheit bereit, auch privat für das Alter vorzusorgen. Allerdings gibt auch diese Zahl Anlass zur Sorge: Vor einem Jahr hatten noch 82 Prozent der Berliner angegeben, neben der gesetzlichen Rentenversicherung in irgendeiner Form eine private Vorsorge für das Alter getroffen zu haben. An erster Stelle steht die Betriebsrente (44 Prozent). An zweiter Stelle rangiert die individuelle Altersversorgung, etwa in Form von Immobilien, Wertpapieren oder Sparverträgen (37 Prozent).
Dahinter folgen die Lebensversicherung (29 Prozent) und die Riester-Rente (28 Prozent). Der Anteil der Riester-Rente ist im Laufe der letzten Jahre dabei stetig gesunken. Vor zwei Jahren hatte mit 33 Prozent immerhin noch jeder Dritte eine durch staatliche Zulagen und durch Sonderausgabenabzug geförderte, privat finanzierte Rente. Etwa jeder vierte Berliner nutzt zudem weiterhin Bausparen als Altersvorsorge (21 Prozent).

Experte: Vorsorge wird auf die lange Bank geschoben
Gleichzeitig gibt jeder dritte Erwerbsfähige an, gar kein Geld für die Altersvorsorge aufzuwenden (35 Prozent). Dies betrifft insbesondere Personen mit einem monatlichen Haushaltsnettoeinkommen von unter 1000 Euro (74 Prozent) sowie jüngere Erwerbsfähige im Alter unter 30 Jahren (47 Prozent)
„Die Vorsorge fürs Alter wird leider oft auf die lange Bank geschoben, sei es aus Bequemlichkeit oder weil es am nötigsten fehlt“, sagte Olaf Schulz, Direktor Private Kunden bei der Berliner Sparkasse der Berliner Morgenpost. Doch es nütze nichts, die Augen vor finanziellen Engpässen im Alter zu verschließen. „Mein Rat: mit kleinen Beträgen starten und auf jeden Fall die staatliche Förderung sichern – je früher, desto besser. Diese Unterstützung lassen sich zu viele Berlinerinnen und Berliner entgehen“, sagt der Finanzexperte.
Fast jeder Zweite will vor 55 oder 60 Jahren in Rente
Wenig überraschend geben die Befragten an, ein höheres verfügbares Einkommen würde sie dazu veranlassen, (mehr) in ihre Altersvorsorge zu investieren (81 Prozent). Dies betrifft insbesondere Befragte im Alter unter 50 Jahren (83 Prozent). An zweiter Stelle würde dies auch eine höhere staatliche Förderung bewirken (38 Prozent). Mehr Transparenz bei den Vorsorgeprodukten wünscht sich immerhin knapp jeder Dritte.
Das Meinungsforschungsinstitut Info hat die Berliner jedoch nicht nur nach ihrem Vorsorgeverhalten gefragt, sondern auch danach, in welchem Alter sie in Rente gehen möchten. Dabei fällt eine große Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit auf. Fast jeder zweite Befragte (45 Prozent) wünscht sich einen früheren Renteneintritt, im Alter unter 55 Jahren (13 Prozent) beziehungsweise bis 60 Jahren (32 Prozent).
Bei früherem Renteneintritt gute Vorplanung nötig
Jedoch halten nur 19 Prozent der Befragten diesen Wunsch auch für realistisch. Bei einem Renteneintritt bis 65 Jahren liegen die Anteile von Wunsch und Realität sehr nah beieinander (Wunsch 41 Prozent, Realität 38 Prozent). Etwa jeder achte Befragte (13 Prozent) wünscht sich einen späteren Rentenbeginn (bis 67 Jahre fünf Prozent, nach 68 Jahre acht Prozent). 43 Prozent aller Befragten halten allerdings einen Renteneintritt mit 67 Jahren beziehungsweise nach 68 Jahren für realistisch.
Damit der Traum vom früheren Renteneintritt nicht in die Altersarmut führt, ist eine gute Vorplanung erforderlich, rät Sparkassen-Experte Olaf Schulz. Wer früher in den Ruhestand gehe, müsse mit Abschlägen rechnen. „Daher empfehlen wir eine rechtzeitige und umfassende Beratung, ob man sich diesen Traum auch ohne finanzielle Einbußen erfüllen kann“, so Schulz. Je früher man sich damit befasse, desto besser könnten mögliche Versorgungslücken noch geschlossen werden. Wer will, könne sich auch online bei seiner Bank unter dem Stichwort „Altersvorsorge“ über Lösungsmöglichkeiten informieren beziehungsweise einen Termin vereinbaren.
Viele verlieren den Überblick im Tarif-Dschungel
Orientierung in der Flut an Produkten, um für das Alter vorzusorgen, bieten auch andere Organisationen. Zum Teil hätten die Menschen mehrere Verträge und oftmals den Überblick verloren, womit sie genau im Alter rechnen können, heißt es etwa bei der Stiftung Warentest. In so einem Fall könne ein Rentenberater etwa bei der Deutschen Rentenversicherung Bund, bei den Verbraucherzentralen oder bei einem Honorarberater helfen.