München. Angesichts des Wohnungsmangels in vielen deutschen Städten setzen sich die Baubranche und Bundesbauministerin Barbara Hendricks (SPD) für eine Vereinheitlichung des Baurechts der 16 Bundesländer ein. „Wir brauchen ein beschleunigtes Baugenehmigungsverfahren“, sagte Dieter Schäfer, Chef des Beirats der ausstellenden Firmen bei der Messe Bau, die am Montag in München öffnete.
Es sei unverständlich, warum in Berlin andere Vorschriften gelten würden als in Nordrhein-Westfalen. Schäfer regte etwa an, in Wohngebieten, wo eine gute Verkehrsinfrastruktur gegeben sei, auf die vorgeschriebenen Stellplätze für Autos zu verzichten. Auch Hendricks wirbt schon länger für bundesweit einheitliche Bauregeln. Allerdings fällt dies in die Zuständigkeiten der Länder. „Vor einigen Jahren wäre es unvorstellbar gewesen, dass die Länder sich auf eine Musterbauordnung verständigen können“, sagte sie. Doch jetzt bestehe dazu eine Chance.
Nicht in allen Ländern sind Kellerwohnungen erlaubt
Die 16 Landesbauordnungen in Deutschland sind vielen Wohnungsbaugesellschaften ein Ärgernis, weil in jedem Bundesland unterschiedliche Regeln eingehalten werden müssen. So verbieten etwa Bayern und Nordrhein-Westfalen, dass Wohn- und Schlafräume auf der Nordseite des Wohnhauses liegen, Bayern schreibt zusätzlich vor, dass jede Wohnung „besonnte Aufenthaltsräume“ haben muss. In manchen Ländern sind Kellerwohnungen erlaubt, in anderen nicht. Unterschiedliche Vorschriften gibt es auch für Türbreiten, Aufzüge, Trockenräume oder Abstellflächen für Fahrräder.
Laut Experten müssten in Deutschland bis zu 400.000 Wohnungen pro Jahr neu gebaut werden, um den Bedarf zu decken. 2016 waren es aber nur etwa 300.000.