Neue Arbeitsplatzmodelle sollen verhindern, dass der Online-Modehändler Zalando als Konzern schwerfällig wird.
Online-Modehändler Zalando hat ein Problem: Das Unternehmen hat im Laufe von siebeneinhalb Jahren 17 Millionen aktive Kunden gewonnen und beschäftigt 10.000 Mitarbeiter – davon arbeiten 4000 in Berlin. Die Webseite wird jeden Monat 130 Millionen Mal aufgerufen – zu 60 Prozent von Smartphones und Tablets. Die Größe birgt die Gefahr, schwerfällig zu werden. Das wäre für Zalando der Untergang. Deshalb hat der Onlinehändler jetzt gemeinsam mit der Deutschen Telekom und ihrem Partner, dem Cloud-Anbieter Salesforce, eine Lösung für den digitalen Arbeitsplatz der Zukunft entwickelt.
Die Cloud-Plattform macht jedem Mitarbeiter Informationen über Kunden und Warenströme verfügbar. Kollegen können sich dort vernetzen und Nachrichten teilen. Gespeichert werden die Informationen in Telekom-Rechenzentren, die dem deutschen Datenschutz unterliegen. Zalando hat so den Rücken frei und kann sich um seine Geschäfte kümmern.
Der digitale Arbeitsplatz ist im Kern eine Informationsplattform, in die Geschäftsprozesse integriert werden. Das System helfe dem Mitarbeiter, sich selber zu organisieren. „Wir nehmen die Software von Salesforce und kombinieren sie mit unserem Organisationsmodell“, erläutert Philipp Erler, der Technologiechef des Mode-Start-ups, die Strategie. „Die Lösung ist wie ein internes Facebook oder Twitter, bleibt da aber nicht stehen, sondern unterstützt die gesamte Wissensverteilung.“
„Wir stehen vor der Herausforderung schnell zu bleiben“, sagt Erler. Zalando wandele sich zunehmend vom Handels- zum Technologieunternehmen. „Wir möchten das Betriebssystem der Modeindustrie bauen“, umschreibt er sein Ziel.
Jeder Mitarbeiter soll sich einbringen können, wann und wo er gerade ist und zu 100 bis 120 Prozent. Er soll verstehen, was in seinem Team und im Unternehmen passiert. „Sonst werden wir nicht erfolgreich sein.“ Um dieses Ziel zu erreichen, hat Zalando seine Organisationsstruktur auf den Kopf gestellt. Nicht mehr die Hierarchie trifft die Entscheidung, sondern das Team, weil dort die Kompetenz sitzt. Das Management ist nur noch für das große Ganze zuständig. „Das erfordert aber, dass jeder Mitarbeiter versteht, was passiert.“ Und das erfordert Kommunikation.
„Die Digitalisierung macht Mitarbeiter erreichbar, hilft bei ihrer Zusammenarbeit und verbessert den Service“, sagt Hagen Rickmann, Geschäftsführer Geschäftskunden bei der Deutschen Telekom. Er hat die Kooperation betreut. „Die Cloud von Telekom und Salesforce ermöglicht Zalando Agilität. Sie vereinfacht Arbeitsabläufe, sie steigert die Produktivität und die Zusammenarbeit unter den Kollegen, weil sie auf eine gleiche Basis an Daten gucken“, erklärt Rickmann.
„Die Kooperation zwischen Zalando und der Deutschen Telekom ist ein Rollenmodell für die Digitalisierung des deutschen Mittelstandes“, sagt Rickmann. Das cloudbasierte Kundenmanagement von Salesforce ermögliche selbst Kleinunternehmen eine digitale Transformation. Hier werde mit einer globalen Software und einem kundenzentrierten Online-Geschäftsmodell gearbeitet.
Die Deutsche Telekom und Salesforce, ein Anbieter für geschäftliche Cloud-Lösungen, haben im Jahr 2014 eine Partnerschaft vereinbart: Zum einen nutzt der amerikanische Experte für Kundenbeziehungssoftware (CRM) Rechenzentrumsfläche von T-Systems. Zum anderen vereinbarten die Partner einen gemeinsamen Vertrieb der CRM-Plattform von Salesforce, die in Deutschland schärfster Konkurrent von SAP ist.
„Es funktioniert gut, wenn das Gnu anfängt mit dem Elefant zu tanzen“, sagt Rickmann. Auch der Elefant – sprich die Telekom – profitiert davon. „Wir hören Unternehmen wie Zalando gut zu“, sagt Rickmann. Schaden wird es dem Elefanten nicht.