In Brieselang westlich von Berlin soll im Sommer ein neues Amazon-Versandlager mit 100 Beschäftigten an den Start gehen. Die Zahl der fest Angestellten soll dann später auf 1000 steigen.

Der Internet-Versandhändler Amazon eröffnet am Rande Berlins ein neues Logistikzentrum. Es wird das neunte Versandlager des US-Unternehmens in Deutschland werden.

Der Standort in Brieselang westlich Berlins im Brandenburger Landkreis Havelland soll im Juli, August oder September 2013 mit zunächst 100 Beschäftigten an den Start gehen, wie das Unternehmen ankündigte. Innerhalb von drei Jahren soll die Zahl der fest Angestellten demnach auf 1000 steigen, hinzu kämen bis zu 2000 Saisonkräfte, so das Unternehmen.

Amazon will in Brieselang ein Logistikzentrum mit 65.000 Quadratmetern anmieten und von dort seine gesamte Produktpalette vertreiben. Der Bürgermeister des 11.000 Einwohner-Ortes, Wilhelm Garn, sprach von einem glücklichen Tag für seine Gemeinde. Dort hat auch der Versandhändler Zalando ein Logistikzentrum.

Druck im Tarifstreik

Unterdessen macht die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di erstmals mit einem mehrtägigen Streik Druck im Tarifstreit mit dem US-Versandhändler. Am Montag legten demnach Mitarbeiter in den Logistikzentren in Leipzig und Bad Hersfeld die Arbeit nieder. Gestreikt wird auch am Dienstag.

Am Montag hatten sich laut Ver.di mehr als 1000 Mitarbeiter an den Arbeitsniederlegungen beteiligt. Amazon sprach von weniger als 875. „Die Stimmung ist gut. Die Kollegen wollen es jetzt wissen – und das ist auch richtig so“, sagte Ver.di-Chef Frank Bsirske in Leipzig. „Es muss Schluss sein damit, dass sie wie Arbeitnehmer zweiter Klasse behandelt werden.“ Für die Amazon-Mitarbeiter stehe ein Tarifvertrag wie im Einzel- und Versandhandel an. Bsirske: „Was nicht ansteht, ist Wild West wie in Texas. Wir sind hier nicht in Texas!“

Am Standort Leipzig sei mit 250 Mitarbeitern etwa die Hälfte der Frühschicht vor den Werkstoren geblieben, sagte Ver.di-Sprecher Jörg Lauenroth-Mago. „Das ist ein guter Start, da auch Mitarbeiter dabei sind, die sich zum ersten Mal an Streiks beteiligen.“

Höhere Löhne abgelehnt

Schwerpunkt der Aktion war am Montagnachmittag ein Demonstrationszug vom Streiklokal in der Bad Hersfelder Innenstadt zum Amazon-Zentrum vor der Stadt.

Ver.di fordert für die Beschäftigten einen Tarifvertrag nach den Konditionen des Einzel- und Versandhandels, was den Beschäftigten mehr Geld bringen würde. Das US-Unternehmen lehnt dies ab. Amazon orientiert sich nach eigenen Angaben an den Konditionen der Logistikbranche und bezahlt 9,55 Euro brutto im ersten Jahr. Die Gewerkschaft versucht deshalb seit Mitte April, mit Warnstreiks und Streiks den Druck zu erhöhen.

Amazon ist der weltgrößte Online-Versandhändler. Er hat in Deutschland acht Lager. In Leipzig arbeiten rund 2000, in Bad Hersfeld mehr als 3300 der 9000 Amazon-Beschäftigten in Deutschland.