Zwischen dem Münchner Bezahlsender Sky (früher Premiere) und der Deutschen Telekom ist ein offener Streit ausgebrochen. Nach Informationen von Morgenpost Online ONLINE will Sky seine Programmpakete nicht mehr in das Internet-Fernsehangebot der Deutschen Telekom einspeisen lassen und hat eine außerordentliche Kündigung ausgesprochen. Die Telekom konnte vor dem Landgericht Hamburg eine Einstweilige Verfügung dagegen erwirken. Derzeit werden Gespräche über das weitere Vorgehen geführt, heißt es aus dem Umfeld des Unternehmens.
Hintergrund des Schlagabtausches ist die Entscheidung der Telekom, das Bundesliga-Angebot für die Internet-Übertragung mit dem neuen Partner Constantin Medien zu produzieren. Bisher hat die Telekom das Bundesliga-Programm von Premiere übernommen. Da die Kooperation nun aufgekündigt ist, sieht Sky den ehemaligen Partner Telekom als Konkurrenten an und will daher auch andere Bezahlpakete nicht mehr für die Verbreitung über das Internet zur Verfügung stellen. Sky bestätigte gegenüber Morgenpost Online die Auseinandersetzung, wollte aber keine weiteren Angaben machen.
Nach der Entscheidung des Hamburger Landgerichts bleibt Sky nur noch das ordentliche Kündigungsrecht mit entsprechenden Fristen. Sollte Sky diesen Weg wählen, muss der Sender jedoch für zwei Jahre auf den Internet-Übertragungsweg verzichten. Denn die Telekom hat in ihren Vertrag mit Premiere eine Exklusivitätsklausel schreiben lassen. Somit darf Sky seine Pakete nicht auf einer anderen Internet-TV-Plattform anbieten. „Das dürfte nicht im Interesse von Sky sein“, sagte ein Telekom-Manager.
Die Telekom will den Nutzern ihres Internet-TV-Angebotes Entertain die Sky-Pakete auch in Zukunft anbieten. „Fallen diese Pakete weg, ist das für uns aber keine Katastrophe“, heißt es bei der Telekom. Inzwischen hat der Bonner Konzern für das Internet-TV sieben eigene Programmpakete geschnürt, die Entertain-Nutzer zubuchen können. Neukunden können derzeit bei der Telekom keine Sky-Pakete buchen, die Angebote sind auch von der Telekom-Website verschwunden. „Wir verhandeln derzeit“, heißt es bei Sky und der Telekom dazu.
Die Telekom hat sich für den neuen Partner Constantin Medien entschieden, um sich mit einem eigenen Bundesliga-Programm von dem bisherigen Premiere-Angebot abgrenzen zu können. Fußball ist das Zugpferd für das Internet-Fernsehen der Telekom.
Bislang konnte der Konzern 700.000 Kunden für Entertain gewinnen. Bis Ende des Jahres sollen es eine Million sein. Technisch kann bereits jeder zweite Haushalt in Deutschland Internet-TV empfangen. Für einen nicht genannten Millionenbetrag hat die Telekom die Senderechte über ihr Internet-Fernsehen für die nächsten vier Spielzeiten von der Deutschen Fußball Liga (DFL) erworben. Wie viele ihrer Entertain-Kunden auch das Bundesliga-Paket gebucht hätten, will die Telekom allerdings nicht verraten.
Experten halten das Telekom-TV-Angebot für konkurrenzfähig. Zwar verlangt Sky für sein billigstes Paket mit Bundesliga nur 33 Euro und damit deutlich weniger als die Telekom. Doch im günstigsten 60-Euro-Paket der Telekom sind auch Internet- und Telefonanschluss mit Flatrates enthalten. Wer zu seinem Sky-Abo noch die TV-Kabelnetzgebühren sowie die Kosten für Telefon und Internet zahlt, wird insgesamt über den Telekom-Tarifen liegen.
Die Telekom spielt derzeit Pläne durch, ihr Entertain-Paket auch Unternehmen wie 1&1 zum Weiterverkauf anzubieten. „Wir stehen hier aber noch ganz am Anfang“, sagte Christian P. Illek, Bereichsvorstand Marketing bei T-Home und T-Mobile, dem Nachrichtenportal Morgenpost Online. Über einen reinen Weiterverkauf will sich der Konzern aber offenbar nicht hinauswagen, weil nach eigenen Angaben die Qualität nur im eigenen Netz gewährleistet werden kann.