Das Programm für Führungsentwicklung Programm an der Copenhagen Business School hat Luise Mentz besonders beeindruckt. „Ich gehe heute viel bewusster mit anderen Menschen um“, sagt die 30-Jährige, die eine Auslandsstation des „European MBA“ der Mannheim Business School in Dänemark absolviert hat.
Dort erarbeitete sie mit Hilfe von Tests, Gruppendiskussionen und Übungen ein detailliertes Stärken-Schwächen-Profil. „Es gibt einen Trend zu mehr praktischer Anwendung“, sagt Evelyn Williams, Direktorin des Center for Leadership Development (deutsch: Zentrum für Entwicklung von Führung/Leitung) an der Stanford Graduate School of Business. In Rollenspielen müssen sich Studenten etwa als Geschäftsführer bewähren und werden dabei durchgängig von Top-Managern und Coaches beobachtet.
Doch lässt sich Führung überhaupt lernen? MBA-Kritiker wie Thomas Sattelberger halten das für Unsinn. Slogans wie „We educate leaders“ (deutsch: „Wir bilden Führungskräfte aus“) spiegeln für den Personalvorstand der Deutschen Telekom nur die Allmachtsphantasien der Business Schools wider. „Lernfeld für Leadership ist das reale Leben des Geschäftes“, sagt Sattelberger. Erst durch die Bewährung in kritischen Situationen schäle sich Führungspersönlichkeit heraus.
Gerade deutsche Manager haben erheblichen Nachholbedarf in Sachen richtige Führung. „Managementforscher beschreiben deutsche Führungskräfte als aufgabenorientiert und technisch versiert, aber als wenig inspirierend und mangelhaft in ihrer sozialen Kompetenz“, erklärt Professor Felix C. Brodbeck von der Ludwig-Maximilians-Universität in München. So landete Deutschland bei der weltweiten Globe Studie in Sachen Förderung und Belohnung von fairem und fürsorglichem Verhalten auf einem der letzten Plätze. „Wir stellen fest, dass dem Thema von Unternehmen und Bewerbern eine hohe Wichtigkeit beigemessen wird“, sagt Christian Homburg, Präsident der Mannheim Business School. Im neuen Studienkonzept gibt es daher erstmals auch Kurse zu Projektmanagement, Präsentations- und Verhandlungstrainings sowie Coaching. „Viele Schulen reden über die Entwicklung von Führungsfähigkeiten, gehen das Thema aber nur rational an“, kritisiert Jack Wood, Professor für Leadership am IMD, einer Business-School, in Lausanne. „Aber das funktioniert nur über die emotionale Schiene.“ Am IMD müssen die angehenden Studenten daher schon vor Studienbeginn ein zehnseitiges persönliches und professionelles Statement verfassen.
„Da ist man gezwungen, sich Gedanken über seine Zukunft zu machen und erkennt, dass es dabei nicht nur um die Karriere geht“, sagt Absolvent Roland Hengerer.
Ans Eingemachte geht es im Wahlkurs „Persönliche Entwicklung“, bei dem die Studenten 20 Einzelstunden mit einem ausgebildeten Psychoanalytiker verbringen. Ungewöhnliche Wege geht auch die britische Ashridge Business School. Selbst die Arbeit mit Fallstudien wird zur Selbsterfahrung. Nachdem die Studenten in Teams Lösungen erarbeitet haben, müssen sie zu einer Gesamtlösung kommen, diese in ein Theaterstück verpacken und selbst präsentieren. „Man muss den Menschen immer in seiner Ganzheit erfassen mit seinen Ängsten und Leidenschaften“, betont Albert Zandvoort, Direktor des Leadership Center. „Denn wer gut führen will, muss sich selbst gut kennen.“