Fachkräftemangel

DIW fordert Zuwanderung aus islamischen Ländern

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Deutschland sei ein Auswanderungsland und brauche dringend mehr ausländische Fachkräfte, fordern Wirtschaftsforscher.

Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Klaus Zimmermann, hat mehr Zuwanderung gefordert und dabei muslimische Zuwanderer ausdrücklich eingeschlossen. "Es gibt massive Handlungsnotwendigkeiten“, sagte er dem "Kölner Stadt-Anzeiger“. „Im Augenblick kommen 700.000 Menschen pro Jahr rein, aber mehr als 700.000 Menschen verlassen uns auch wieder. Wir sind ein Auswanderungsland“, sagte Zimmermann. Dies sei "eine gefährliche Entwicklung“ und werde in den nächsten 20 bis 30 Jahren "zu erheblichen Anpassungsschwierigkeiten“ führen.

Nötig seien "jährlich 500.000 Menschen netto mehr im Land“, sagte der DIW-Präsident weiter. "Wir brauchen eine Öffnung. Und weil alle unsere europäischen Partnerländer ebenfalls einen hohen Fachkräftemangel haben, können wir nicht darauf setzen, dass aus den immer leerer werdenden osteuropäischen Beitrittsländern die Menschen ausgerechnet zu uns kommen.“ Deshalb sei es sinnvoll, das Zuwanderungsgesetz um ein Punktesystem zu ergänzen.

"Die Aufnahmefähigkeit von Migranten aus muslimischen Ländern ist nicht automatisch schlechter als die von anderen Migranten“, sagte Zimmermann weiter. "Menschen mit einem größeren kulturellen Abstand haben auch eine größere Bereitschaft, diesen Abstand zu vermindern.“ Von daher sei es falsch, eine entsprechende Debatte zu führen.

Derweil zeigt sich auch Niedersachsens Sozialministerin Aygül Özkan (CDU) besorgt darüber, dass derzeit mehr Menschen aus Deutschland ab- als zuwandern. Da spiele die derzeitige emotionale Debatte um Zuwanderung eine gewisse Rolle, sagte sie.. Es gebe viele, gut ausgebildete Menschen, die angesichts mancher Debattenbeiträge nicht wüssten, ob sie wirklich willkommen seien. „Das kann ich in vielen Mails und Briefen an mich lesen. Wir müssen aufpassen, dass diese oftmals schon in Deutschland geborenen und hier gut integrierten jungen Menschen nicht unserem Land plötzlich den Rücken kehren.“

Deutschland habe eine älter werdende Gesellschaft, die den Bedarf an Arbeitskräften von sich aus nicht decken könne, sagte Özkan. Eine gezielte Zuwanderung für bestimmte Branchen und Bereiche sei daher sinnvoll. „Aber ich teile nicht die Auffassung, dass wir bei der Zuwanderung nach Nationalitäten, Herkunftsländern oder Religionszugehörigkeit trennen können“ erklärte sie.

Damit widerspricht Özkan dem bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer (CSU), der sich für einen Zuwanderungsstopp aus islamisch geprägten Ländern wie der Türkei oder arabischen Ländern ausgesprochen hatte.

( AFP/dapd/mac )