Die Katze ist aus dem Sack: Auf 15,5 Prozent soll der Krankenkassenbeitrag 2009 für alle Versicherten steigen. Dafür hat sich die Mehrheit des Schätzerkreises der Krankenversicherung ausgesprochen. Jetzt ist die Regierung am Zug. Sie muss entscheiden, ob sie der Vorgabe folgt. Tut sie dies, dann sind die Konsequenzen schon jetzt klar: Es gibt fast nur Verlierer.
Mit einem Beitrag von 15,5 Prozent wird nämlich nach Modellrechnungen des GKV-Spitzenverbands für 92,1 Prozent der Mitglieder die Krankenkasse im kommenden Jahr teurer. Das sind rund 46 Millionen Menschen, die zusammen mit ihren Arbeitgebern tiefer in die Tasche greifen müssen, um ab 2009 den neuen Gesundheitsfonds zu füllen. 200.000 zahlen genauso viel wie bisher. Freuen dürfen sich immerhin 3,75 Millionen Menschen, denn sie müssen weniger berappen.
Der Krankenkassenbeitrag steigt im Durchschnitt um 0,6 Prozentpunkte – von bislang etwa 14,9 Prozent inklusive der 0,9 Prozent Sonderbeitrag. Noch viel deutlicher ist der Sprung für Menschen, die in besonders preisgünstigen Kassen versichert sind, zum Beispiel bei der IKK Sachsen mit bislang 12,7 Prozent Komplettbeitrag. Sie zahlen bei einem Bruttoeinkommen von 2500 Euro monatlich zusammen mit dem Arbeitgeber nun 70 Euro mehr. Bei Gutverdienern mit einem Gehalt über der Beitragsbemessungsgrenze von 3562,50 Euro kann die Differenz bis zu 100 Euro im Monat ausmachen.
Bei der City-BKK, die bislang inklusive 0,9 Prozent Sonderbeitrag 17,4 Prozent verlangte, ist der Effekt umgekehrt. Mit 2500 Euro Einkommen im Monat zahlt man dort nun immerhin 47,50 Euro weniger.
Daraus ergibt sich die Frage: Was macht die IKK Sachsen, die ihre Versicherten bislang auch mit dem deutlich geringeren Beitrag offenbar gut versorgen konnte, eigentlich mit so viel extra Geld? Die Regierung hat schon einmal vorsorglich an solche Versicherer appelliert, etwaige Überschüsse als Prämie an die Kassenmitglieder auszuzahlen. Denn das ist mit Einführung des Gesundheitsfonds ab 2009 grundsätzlich möglich.
Gesundheitsfonds könnte bisher billige Kassen benachteiligen
Ganz so einfach ist die Sache allerdings nicht. Denn die Verteilung aus dem Fonds funktioniert nach ganz eigenen, höchst komplizierten Regeln. Jede Kasse erhält für jeden Versicherten eine Zuweisung aus dem Fonds, der sich zunächst einmal nach Alter und Geschlecht staffelt. Für eine 24 Jahre alte Frau gibt es mehr als für einen gleichaltrigen Mann, weil sie möglicherweise eine teure Geburt vor sich hat. Für einen 58 Jahre alten Mann gibt es mehr als für einen 40-Jährigen, weil sein Krankheitsrisiko größer ist – und so weiter.
Zuschläge gibt es dann noch, wenn ein Versicherter eine von 80 eigens definierten, schweren oder langwierigen Krankheiten hat. Denn die Behandlung verursacht hohe Kosten, und die Krankenkasse soll keinen Nachteil haben, wenn sie solche Patienten ordentlich versorgen lässt.
Tatsächlich werden über diesen Ausgleich – den sogenannten morbiditätsorientierten Risikostrukturausgleich (Morbi RSA) – Milliardensummen umverteilt, denn einige Kassen haben deutlich mehr Kranke in ihren Versichertenreihen als andere. Und so kann es sein, dass manche bislang billige Krankenkasse nicht nur per Gesetz den Beitragssatz hochgesetzt bekommt, sondern am Ende nicht mehr Geld zur Verfügung hat als bisher.
Die Techniker Krankenkasse gilt zum Beispiel als eine Kasse mit besonders gesunden Versicherten. Ihre Mitglieder zahlen nun deutlich mehr – 15,5 statt bislang 14,7 Prozent inklusive Sonderbeitrag. Die TK hat aber vom Morbi RSA wenig. Tendenziell fließt eher Geld von dort ab zu Kassen wie den Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK), die viele Alte und Kranke versichern.
Tabelle: 150 Krankenkassen im Beitragsvergleich Überblicke und Kassen-Rechner, nach Bundesländern: krankenkasseninfo.dekrankenkassentarife.de