An diesem Wochenende führen ARD und ZDF bei der Übertragung der Olympischen Winterspiele eine völlig neue TV-Technik ein – das High Definition-Fernsehen HD. Aber nicht alle Geräte und Empfänger taugen für die neue Technik. Was Sie bei der Umstellung auf ein schärferes Bild alles wissen müssen.

Bedeutet HD, dass ich dafür einen neuen Fernseher kaufen muss?

Richtig. HD-TV steht für High Definition Television. Es ist eine neue Technik, die das alte, seit vielen Jahren übliche Fernsehen irgendwann ablösen wird. Dazu muss alles erneuert werden. Die Sender brauchen neue Sendeanlagen und die Zuschauer neue Fernseher. Aber das geschieht alles erst nach und nach. So werden die Fernsehprogramme von ARD und ZDF eine ganze Weile noch gleichzeitig nebeneinander her und auf getrennten Kanälen gesendet. Im einen mit der alten, im anderen mit der neuen HD-TV-Technik. Zum ersten Mal senden ARD und ZDF in der neuen HD-Technik ab diesem Wochenende – bei der Übertragung der olympischen Winterspiele aus Vancouver. Nach und nach werden ARD und ZDF immer größere Teile des Gesamtprogramms in HD senden. Der Tatort zum Beispiel wird bereits in HD produziert, weitere Sendungen werden folgen.

Ich habe einen „HD-ready“-Fernseher gekauft. Sehe ich damit automatisch alle HD-Sendungen?

Falsch. Sie sind zwar auf der sicheren Seite, wenn Ihr Fernseher beim Kauf einen „HD ready“-Aufkleber hatte oder „HD ready 1080“ oder „Full HD 1080“. Das ist bei praktisch allen großen Flachbild-Fernsehern der Fall. Damit ist schon das meiste, jedoch nicht alles gewonnen. Sie brauchen für HD noch einen speziellen HD-Digital-Receiver für den Satellitenempfang (ab etwa 100 Euro). Oder, wenn Sie das Fernsehprogramm über Kabel empfangen, einen HD-Decoder fürs Kabelnetz (um 130 Euro). Aber Achtung: Sie können sich möglicherweise den Gang in den Elektronik-Supermarkt ersparen. Neuere und teurere Fernseher haben oft schon einen HD-Empfänger eingebaut. Ansonsten hindert Sie niemand daran, auf Ihrem großen HD-Bildschirm mit der althergebrachten, minder scharfen Bildtechnik fernzusehen.


Ist HD der größte Fortschritt seit der Erfindung des Farbfernsehers?

Richtig. Das Bild bei HD ist auf großen Fernsehern deutlich schärfer und detailreicher. Denn jedes Fernsehbild besteht aus einem Raster von sehr vielen winzigen Einzelpunkten. Rückt man nahe genug an einen großen Fernseher heran, kann man diese einzelnen Bildpunkte auch sehen. Diese Bildpunkte sind auf Linien aufgereiht. Das sind beim alten System 576 Linien mit jeweils 720 Punkten.

Das HD der Öffentlich-Rechtlichen Sender lässt sich dagegen mit enormen 720 Linien und jeweils 1280 Punkten sehen. Das ergibt bei entsprechenden HD-Sendungen ein erheblich detailreicheres, viel schärferes Bild. Die Technik, mit der die privaten Sender prunken, sieht nach dem ersten Blick auf die Zahlen sogar noch viel besser und schärfer aus. Dort sind es 1920 Punkte und 1080 Linien. Diese Technik heißt HD 1080i. Das kleine „i“ steht dabei für interlaced, auf Deutsch Zeilensprungverfahren. Das ist ein Trick, die riesige Datenmenge pro Fernsehbild zu halbieren. So senden die Privaten ihre Bilder nur auf jede zweite Linie. Auf den übrigen bleibt das vorangegangene Filmbild stehen.

Beim nächsten Bild tauschen die Zeilen ihre Rollen. So springen die Bilder unmerklich hin und her. Das kann allerdings auch zu Unschärfen führen, vor allem bei schnellen Bewegungen (der Fußball bewegt sich weiter, während nur jede zweite Zeile von ihm gezeichnet wird). Das HD-System von ARD und ZDF heißt dagegen 720p, wobei das kleine „p“ für „progressive“ steht, was einfach heißt: Jedes Einzelbild des Films erscheint komplett auf allen Zeilen. Welches der beiden Systeme besser ist, hängt von der Bildschirmgröße und dem Filmmaterial ab. Beide Methoden liegen qualitativ aber sehr dicht beieinander.

Untersuchungen haben gezeigt, dass bei einer Entfernung von 2,7 Metern HD 720p gegenüber dem Standard-TV schon bei einer Bildschirmgröße von 32 Zoll als überlegen empfunden wird. HD 1080i gefiel den Testpersonen noch besser als HD 720p – allerdings erst bei Bildschirmen mit 50 Zoll und darüber. Übrigens: Niederländische Studien haben gezeigt, dass für viele bereits ein Logo mit „HD“ reicht, um ein Bild besser zu finden.

Ist HD teuer?

Ohne einen großen HD-ready-Fernseher und ohne einen HD-Empfänger können Sie keine hochauflösenden Sendungen sehen. Wer einen digitalen Festplattenrekorder ohne HD besitzt, wird ebenfalls nachrüsten müssen. Für das HD+ der Privatsender muss es wegen des Kopierschutzes ohnehin ein spezielles HD+-Gerät sein. Kleiner Trost: Nicht nur das HD-Bild ist besser. Der Ton ist es ebenfalls. Es kann sich also lohnen, eine bessere Anlage im Wohnzimmer aufzubauen. Soundsysteme für Heimkino und HD fangen bei einigen hundert Euro an.

Kann ich für HD-TV meinen Computer verwenden?

Es gibt Geräte, um HD über Kabel oder Satellit mit Ihrem PC zu empfangen und am Computerbildschirm anzusehen. Das sind zum Beispiel Steckkarten oder externe Geräte, die man über ein USB-Kabel mit dem Computer verbindet.

Ist HD ist immer gleich HD?

Nein, das HD von ARD, ZDF und Arte sendet 50 Bilder pro Sekunde mit 720 Bildzeilen. Das Programm ist offen und unverschlüsselt, und jeder, der einen HD-Fernseher und einen HD-Empfänger hat, kann es ohne Einschränkungen ansehen. Die privaten Sendergruppen RTL Group und ProSiebenSat.1 senden mit einer anderen Technik. Sie heißt HD+, die Sendungen sind verschlüsselt. Sie bekommen Sie nur dann auf den Schirm, wenn Sie einen Decoder mit einer passenden SmartCard kaufen. HD+ kostet eine zusätzliche jährliche Gebühr von 50 Euro und die Receiver sind mit circa 200 Euro teurer.

Zudem ist beim privaten HD+ ein Kopierschutz eingebaut. Er sorgt dafür, dass die Sendungen zwar in HD zu empfangen und auf dem Schirm anzusehen sind. Aber aufzeichnen lassen sie sich nur in der normalen und alten, minder guten Fernsehqualität.

Ich sehe fern über DVB-T. Muss ich für HD auf Satellit oder Kabel umrüsten?

Ja, denn obwohl es technisch möglich wäre, wird es auf absehbare Zeit kein HD-TV für DVB-T in Deutschland geben. In Frankreich und vielen weiteren Ländern ist das anders. Dass es damit in Deutschland nichts wird, liegt auch daran, dass die Sendetürme und die Frequenzen von Mobilfunkbetreibern genutzt werden sollen. Das bringt viel Geld in die öffentlichen Kassen. Informieren Sie sich, ob Ihr Kabelbetreiber HD anbietet. Falls ja, verkauft er Ihnen auch gern einen passenden HD-Receiver, meistens zu einem günstigen Preis. HD+ gibt es derzeit nur über Satellit (Astra). Mit dem Receiver für HD+ können Sie jedoch auch das HD-TV der öffentlich-rechtlichen Sender empfangen, das ebenfalls über Astra ausgestrahlt wird.

HD-TV ist wie der Übergang vom Schwarzweiß- zum Farb-TV: Kommt alles über den selben Kanal?

HD-TV-Sender belegen eigene, neue Sendekanäle und eigene, neue Frequenzen. Sie finden diese Sender über den Sendersuchlauf oder auf den Websites der Anstalten – zum Beispiel www.ard-digital.de. Auf diesen Sendern kommt dann zwar nur HD. Aber viele Sendungen sind noch von alter Fernsehqualität. Der Sender hat sie nur auf die HD-Technik umgerechnet, alte Filme zum Beispiel oder Sendungen, die noch mit alten Fernsehkameras aufgenommen wurden (Für HD-Aufnahmen sind spezielle, neue Kameras erforderlich). Die Qualität des hochgerechneten Materials hängt von vielen Faktoren ab. Sie ist jedoch nie so gut wie bei echten HD-Aufnahmen.

Da immer mehr alte Kameras durch HD-Nachfolgemodelle ersetzt werden, wird der HD-Anteil schnell steigen. Zusammengefasst: Auf den HD-Kanälen, egal, ob öffentlich oder privat, kommt kein anderes Programm als auf den Standardplätzen, sondern nur eine höhere Qualität. Sie können die Winterspiele also auch problemlos und unverändert mit Ihrem alten Fernseher sehen.