Kängurus, Koalas oder das Great Barrier Reef: Australien hat für naturinteressierte Besucher eine Menge zu bieten. Und in Australien kann man auch reichlich Bekanntschaft mit Tieren machen, bei denen ein allzu zu enger Kontakt lebensbedrohlich werden kann. Immerhin neun der zehn giftigsten Tiere der Welt leben auf dem 5. Kontinent. Im Wasser lauern giftige Quallen und Kraken, an Land sind es vor allem Spinnen und Schlangen, deren Stiche oder Bisse tödlich enden können. Da ist es kein Wunder, dass „down under“ auch die giftigste Schlange der Welt zu finden ist: der Inlandtaipan.
Auf den ersten Blick ist die giftigste Schlange der Welt ein eher unspektakuläres Reptil. Mit einer Länge von zwei bis zweieinhalb Metern ist der Inlandtaipan weder besonders groß noch besonders klein. Und auch die Färbung, ein dunkles Grün, ist nicht sonderlich auffällig. Aber das Gift hat es in sich.
Laboruntersuchungen zeigen, dass das Gift der australischen Schlange das stärkste Gift aller Schlangen ist. Es ist etwa 50 mal giftiger als das einer Indischen Kobra und sogar 650 bis 850 mal giftiger als das einer Diamantklapperschlange. Die bei einem Biss durchschnittlich abgesonderte Giftmenge reicht theoretisch aus, um bis zu 250 erwachsene Menschen, 250.000 Mäuse oder 150.000 Ratten zu töten.
Sie sind ziemlich scheu
Immer wieder hört man von tödlichen Bissen von Kobras, Klapperschlangen oder Schwarzen Mambas, aber die giftigste Schlange der Welt kennt kaum einer. Das hängt vor allem damit zusammen, dass der Inlandtaipan nur ein sehr kleines Verbreitungsgebiet hat, nämlich tief im Outback, in den heißen Wüstengegenden im Westen von Queensland. In dieser weitgehend unbewohnten Gegend ist die Chance relativ gering, dass es zu einer Begegnung zwischen Mensch und Schlange kommt. Hinzu kommt, dass Inlandtaipane ziemlich scheu sind. Sie ergreifen normalerweise bei Gefahr sofort die Flucht oder verstecken sich in einer Erdhöhle. Nur wenn keine Flucht möglich ist oder er in die Enge getrieben wird, beißt der Inlandtaipan zu.
Die giftigste Schlange der Welt ist aber nicht automatisch die gefährlichste. So sind viele Schlangenarten, die als besonders giftig gelten, eben oft nicht die Ursache für die meisten Todesfälle. Geht man nach der Zahl der jährlichen Todesopfer, die durch Schlangenbisse hervorgerufen werden, kommt nur eine Schlange für den Titel „gefährlichste der Welt“ infrage: die Sandrasselotter, eine sehr aggressive und sehr giftige Schlangenart. Wie viele Menschen der Sandrasselotter jährlich zum Opfer fallen, ist umstritten, da die Dunkelziffer relativ hoch ist. Experten schätzen jedoch, dass von den etwa 40.000 Menschen, die jährlich weltweit von Schlangenbissen getötet werden, rund 10.000 auf das Konto der Sandrasselotter gehen. Allein in Indien töten diese jährlich 8.000 Menschen.
Gefahr im Sand
Dass die Sandrasselotter für so viele Todesfälle verantwortlich ist, hat mehrere Gründe. Zum einen ist sie eine der häufigsten Giftschlangen und dann hat sie auch noch ein riesiges Verbreitungsgebiet. Sie kommt von West- und Zentralafrika über Nordafrika und den Mittleren Osten bis nach Indien, Pakistan und Sri Lanka vor. Und unglücklicherweise ist die Sandrasselotter auch häufig in der Nähe von Häusern anzutreffen, wo Zusammenstöße mit Menschen vorprogrammiert sind.
Wird die Sandrasselotter gestört oder gar erschreckt, zieht sie sich nicht zurück, sondern reagiert meist mit großer Aggressivität und beißt oft ohne Vorwarnung zu. Gefährdet sind besonders Menschen, die keine Schuhe oder nur Sandalen tragen, da sich die Schlange tagsüber oft tief im Sand eingräbt, so dass nur noch der Kopf herausschaut. Denn sie will nicht durch die starke Hitze Feuchtigkeit verlieren. So werden besonders häufig Menschen gebissen, die sich barfuß im Sand bewegen.