Das weltweit dominierende soziale Netzwerk Facebook führt eine Funktion für Videochats ein. Das Angebot wurde zusammen mit dem Internettelefonie-Anbieter Skype entwickelt, wie das Unternehmen am Mittwoch ankündigte. „Wir glauben, dass das großartig ist, denn wir nutzen die beste Technologie für Videochats zusammen mit der besten sozialen Infrastruktur“, erklärte Facebook-Gründer Mark Zuckerberg. Die Internet-Plattform, die weltweit 750 Millionen Mitglieder hat, überarbeitete zudem den klassischen Textchat, unter anderem sind jetzt Gruppenchats möglich. Eine neue Seitenleiste zeigt die Facebook-Freunde an, mit denen die Nutzer am meisten interagieren. Ein neuer Chat lässt sich dort mit einem Klick starten.
Facebook reagierte damit besonders schnell auf seine neue Konkurrenz: Erst vor wenigen Tagen hatte der Internetriese Google sein soziales Netzwerk Google+ gestartet, mit dem er Facebook das Wasser abgraben will. Google+ bietet unter anderem einen Videochat - den im Gegensatz zur Funktion bei Facebook allerdings auch gleich mehrere Freunde nutzen können. Die Technik sorgt dabei dafür, dass immer das Bild desjenigen groß eingeblendet wird, der gerade die Konversation anführt. Die Bilder der Anderen sind dabei aber noch klein zu sehen.
Die Präsentation des neuesten Facebook-Features eröffnete Gründer Mark Zuckerberg mit einer Anekdote: Ein alter Mann habe ihn beim Spazierengehen angesprochen und gefragt, ob Facebook endlich eine Videotelefonie-Funktion einführe, sagte Zuckerberg am Mittwoch in der Zentrale des Online-Netzwerks in Paolo Alto im US-Staat Kalifornien. Er wolle gerne auf diese Weise mit seinem Enkel sprechen, habe der Mann erklärt. Nach der Präsentation dürfte der Rentner glücklich sein, denn: Facebook kann jetzt auch Videochat.
Die Verkündung des in Zusammenarbeit mit dem VoIP-Pionier Skype entwickelten Dienstes stellt die beiden anderen vorgestellten Neuerungen ziemlich in den Schatten. Nutzer können nun mit wenigen Klicks Gruppen-Chats eröffnen. Außerdem erscheint abhängig von der Größe des Browserfensters – sofern genug Platz auf dem Bildschirm ist – eine Liste der Freunde, sortiert danach, ob sie on- und offline sind. Beides sind praktische Änderungen, aber eher Kleinigkeiten.
Das Bemerkenswerteste an der Videochat-Funktion ist wohl ihre Einfachheit. Anders als beim bisherigen Skype ist kein separates Programm nötig. Ein kleines Browser-Plugin reicht. Ein Mini-Skype-Client also, der bei erstmaliger Nutzung der Funktion an einem Gerät mit schneller Internetanbindung in weniger als einer halben Minute und mit nur ein oder zwei Klicks installiert sein sollte.
Denkbar einfache Bedienung
Danach funktioniert der Videochat denkbar einfach: Den „call“-Knopf im Freunde-Feld anklicken und der Angerufene erhält eine Benachrichtigung. Nimmt er den Anruf an, öffnet sich innerhalb von Sekunden das Videofenster – zumindest tat es das bei der Präsentation. Die Bedienung sei also so simpel, dass auch der Rentner problemlos mit seinem Enkel sprechen könne, sagte Zuckerberg.
Skype erschließt sich mit der Kooperation auf einen Schlag 750 Millionen Facebook-Nutzer als potenzielle Kunden. Zwar ist das nun vorgestellte Angebot kostenlos – wie bisher auch die Videotelefonate mit dem Skype-Client von Computer zu Computer. Doch längerfristig würden wohl auch kostenpflichtige Premiumdienste Einzug ins Online-Netzwerk halten, sagte Skype-Chef Tony Bates.
Weitere Neuerungen angekündigt
Zuckerberg nutzte die Aufmerksamkeit der anwesenden Journalisten und über 50.000 Menschen, die die Vorstellung per Live-Stream verfolgten, nicht nur zur Präsentation der neuen Features. Er legte auch dar, wie die Entwicklung der sozialen Medien seiner Ansicht nach weitergeht. In den vergangenen fünf Jahren sei es mehr oder weniger um die Etablierung der sogenannten Sozialen Netzwerke gegangen. In den kommenden fünf Jahren werde die spannende Frage dann sein, welche Anwendungen nun auf diese Infrastruktur aufbauen.
Einige dieser Anwendungen wird Zuckerberg wohl selbst vorstellen. Schon für die kommenden Wochen und Monaten kündigte er eine Reihe von weiteren Neuerungen an.