Frühere Königin Beatrix wird 80 – und wirkt wie „befreit“
Geburtstag
Frühere Königin Beatrix wird 80 – und wirkt wie „befreit“
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Annika Fischer
Sie genießt die Nähe des Volks: Beatrix, einstige Königin der Niederlande, ist nach ihrer Pensionierung deutlich lockerer geworden.
Foto: Getty Images / WireImage/Getty Images
Beatrix, die ehemalige Königin der Niederlande, genießt das Leben jetzt in vollen Zügen. Die Prinzessin feiert ihren 80. Geburtstag.
Den Haag.
Königin war ihr Beruf, das Leben der Prinzessin ist privat. Geburtstag feiert sie deshalb „im kleinen Kreis“, wen sie dazu eingeladen hat, darüber wird vornehm geschwiegen. Und die Regentin in Rente redet öffentlich sowieso wenig, seitdem sie nicht mehr muss. An diesem Mittwoch wird Beatrix Wilhelmina Armgard, Prinzessin der Niederlande, 80 Jahre alt.
Es ist ein typisches Foto aus dem Leben einer Königin, 1000-mal geknipst: wie sie hinunterschaut aus dem Palastfenster in Amsterdam, winkt und lächelt. Aber dieses ist anders. Beatrix lacht. Wäre sie nicht immer noch „Ihre Königliche Hoheit“, würde man sagen, sie lacht sich kaputt! Denn was sie sieht an jenem „Prinsjesdag“ im September, ist ihr Sohn, König Willem Alexander, der in der gläsernen Kutsche vorbeifährt, und sie allein weiß, wie sich das anfühlt: Bequem ist anders, hat sie mal gesagt.
Seit ihrer Abdankung wirkt Beatrix erleichtert
Es gibt jetzt viele solcher Aufnahmen von der ehemaligen Monarchin der Niederlande. Wie sie in Utrecht mit vor Begeisterung offenem Mund einen Strauß bekommt mit 80 roten Rosen. Wie sie in Roelofarendsveen freudestrahlend eine Mühle wieder in Betrieb nimmt. Beatrix war für ihr Volk immer eine freundliche Frau. Jetzt ist sie eine fröhliche. Der Verzicht auf das Amt, fünf Jahre ist das auch schon wieder her, hat sie „befreit“, sagen Wegbegleiter. Erleichtert. Sie nimmt noch offizielle Termine war, sie berät sich noch mit ihrem Sohn, vor allem aber lebt sie das Leben anderer in ihrem Alter: Sie ist jetzt vor allem Oma.
Acht Enkel hat die nun 80-Jährige von ihren drei Söhnen – und drei Schwiegertöchtern, mit denen sie sich gut versteht. Oft ist sie in London, wo zwei Enkelinnen leben, manchmal im Familien-Ferienhaus in der Toskana, nächste Woche wieder im österreichischen Lech, zum Skifahren, immer noch. Oder sie bleibt daheim auf Schloss Drakensteyn, dem Ort, der für sie am ehesten „zu Hause“ ist: im kleinen Ort Lage Vuursche bei Utrecht. Und sieht dabei stets aus wie immer, die modeunabhängigen Kleider breit in den Schultern, die Haare wie zum Helm gekämmt.
Die ehemalige Königin ist eine begabte Bildhauerin
Die „Betonfrisur“ ist berühmt geworden, der niederländische Name für die königliche Haartracht, „Beatrixkapsel“, nahm sogar Einzug ins Wörterbuch. Es heißt, sie macht jetzt nur noch, was sie will – aber was das ist, darüber rätselt das Land. Jedenfalls hat Beatrix viel Zeit für die Kunst, die sie liebt. Sie geht zu Ausstellungen, ins Ballett, ist aber auch selbst kreativ: Die ehemalige Königin ist eine begabte Bildhauerin. Oft bekommt sie auf Drakensteyn Besuch, die Kinder, alte Freundinnen aus Jugendtagen, eine frühere Hofdame. Männer? Auch das weiß man nicht, hin und wieder hat man ihr eine neue Liebe angedichtet, ein Vertrauter aber sagt: „Sie vermisst einen Partner.“
Es gab ja auch andere Bilder aus ihrem Leben, traurige, Fotos, auf denen Geschwister und Söhne die Königin stützen mussten: nach dem Tod ihres Mannes, des Deutschen Claus von Amsberg, nach dem Tod beider Eltern 2004, nach dem Tod ihres Zweitgeborenen. Prins Friso starb 2013 nach einem Skiunfall und Jahren im Koma. Sein Grab liegt auf dem Kirchhof gleich neben dem Wohnsitz der Prinzessin; sie pflegt es selbst.
Beatrix lässt dem Königspaar alle Freiheiten
Distanz war immer ihr Markenzeichen, populär zu sein war nichts, wonach sie gestrebt hätte. Als junge Prinzessin nicht, in 33 Jahren als Königin nicht. Im Gegenteil: Es war ihr nie wichtig, wie sie wirkte, nur, was sie bewirkte. Geradlinig, fleißig, pflichtbewusst und meinungsstark arbeitete sie für die Würde des Königshauses. Man nannte sie einen „Kontrollfreak“, „Vorstandsvorsitzende der Niederlande GmbH“, und sie lebte das auch so. Ein „Vorrecht“ war es für sie, „einen großen Teil meines Lebens in den Dienst unseres Landes zu stellen“. Bei ihrer Thronrede 1980 sagte sie: „Dieses Amt ist nicht erworben. Es ist eine Funktion, um die kein Mensch bitten würde.“
Beatrix hat immer einen Unterschied gemacht zwischen Mensch und Majestät, sie wurde dafür eher respektiert als geliebt. Ein bisschen davon ist geblieben, „Majesteit“ mag sie zwar nicht mehr hören, „Hoheit“ aber hat es bitte schön zu sein. Die Königin ist immerhin noch Prinzessin, aber eine, die dem neuen Königspaar Willem Alexander und Màxima alle Freiheiten lässt, nie öffentlich kommentiert und über ihre eigene Regentschaft kein Sterbenswörtchen mehr verliert. Eine, die mehr und mehr ihre warme, zugewandte Seite zeigt. Seit sie abgedankt hat, sind ihre Lachfalten sichtlich tiefer geworden – nicht nur wegen des Alters.