Washington. In Tirol bitte wachsam sein, die Steiermark dringend überdenken, Kärnten auf jeden Fall fernbleiben. Man stelle sich vor, das Auswärtige Amt in Berlin würde kurz vor den Osterferien für die Regionen im südlichen Nachbarland Österreich solche Reisewarnungen herausgeben. Weil Deutsche dort nicht nur leichte Beute von Entführern werden – sondern auch ihr Leben lassen könnten. Etwa durch drogenverseuchte Medikamente, die in Apotheken gehandelt werden.
So ist das Verhältnis gerade zwischen den USA und Mexiko. Nachdem Killer eines Drogen-Kartells in Matamoros zwei US-Bürger erschossen haben, die wegen eines kostengünstigen medizinischen Eingriffs aus Texas über die Grenze gekommen und irrtümlich für Drogen-Dealer gehalten worden waren, rät das State Departement in Washington von Besuchen jenseits des Rio Grande massiv ab.
USA warnt vor touristischen Reisen nach Mexiko
„Gewaltverbrechen wie Mord, Entführungen, Auto-Diebstahl und Raub sind weit verbreitet und gewöhnlich in Mexiko”, heißt es in einer offiziellen Depesche. Zusatz: „Die US-Regierung hat in vielen Regionen des Landes limitierte Möglichkeiten, Nothilfe für US-Bürger zu leisten, weil Regierungsangestellten das Reisen in diese Gebiete untersagt ist.” Mit anderen Worten: Wer trotzdem in den „Narco“-Staat fährt, ist auf sich allein gestellt.
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Und das just vor „Spring Break”, den berühmt-berüchtigten Kurz-Ferien zwischen den Semestern, in denen vor allem Zehntausende US-Studenten traditionell bei Corona (dem Bier) und Tequila in Florida und Mexiko die Sau rauslassen.
Sechs Bundesstaaten sollten unbedingt gemieden werden – darunter Tamaulipas, wo die Amerikaner starben. Für sieben weitere Regionen raten die Experten von Außenminister Tony Blinken zum Wechsel des Reiseziels. In 17 weiteren Regionen soll man höhere Wachsamkeit walten lassen. Nur in Yucatan, wo das Touristen-Ziel Chichen Itza liegt, und in Campeche sei keine größere Gefahr zu befürchten. Details gibt es auf der Seite des US-Außenministeriums unter www.state.gov.
Mexikanische Regierung empört über US-Paranoia
Dass Washington damit quasi ein ganzes Land zur No-Go-Area erklärt, ist neu. Entsprechend vergrätzt reagierte Präsident Andrés Manuel López Obrador. Er sprach von „Paranoia” und behauptet: „Es gibt keinerlei Probleme, sicher in Mexiko zu reisen. Mexiko ist sicherer als die USA.”
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Dagegen stehen erschütternde Zahlen. Wie die Zeitung „El Norte” berichtet, gab es seit Amtsantritt des amtierenden Präsidenten vor etwas mehr als vier Jahren bis heute rund 140.000 Morde in Mexiko; das Gros stand im Zusammenhang mit Drogen-Kriminalität. Unter seinen Vorgängern Enrique Peña Nieto (2012-2018) und Felipe Calderón (2006-2012) starben zusammen 250.000 Mexikanerinnen und Mexikaner einen gewaltsamen Tod, der meist auf das Konto rivalisierender Kartelle ging, die sich mit grausamsten Mord-Praktiken traktieren.
Die Beziehungen zwischen Amerika und Mexiko sind historisch angespannt, zuletzt aber durch die Auswüchse im Drogen-Handel regelrecht vergiftet. US-Drogenfahnder der „DEA” weisen seit Langem darauf hin, dass chinesisches Roh-Material für die extrem tödliche Elends-Droge Fentanyl in Laboren in Mexiko veredelt und über die Grenze Richtung Norden geschafft wird. Nicht nur das. Rechercheure der Los Angeles Times haben im Touri-Badeort Cabo San Lucas in Apotheken gefälschte Medikamente aufgetan, die mit Fentanyl versetzt waren.
Republikaner fordern Vorgehen gegen Kartelle
Die Ermordung von Shaeed Hakim Woodard und Zindell Zaquille Mckinley Brown Anfang des Monats (ihre Reise-Kollegen Latavia McGee und Eric James Williams überlebten die Entführung) hat im Kongress in Washington Hardliner auf den Plan gerufen.
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Republikaner fordern ernsthaft den Einsatz des US-Militärs, um den Kartellen den Todesstoß zu versetzen. Senatoren wie Lindsey Graham geben dabei das Echo zu Donald Trump. Der Ex-Präsident hält Mexiko für den Quell großen Übels für Amerika und hat für den Fall seiner Wiederwahl 2024 radikales Durchgreifen angekündigt.
Auf der Gegenseite wiederholen Demokraten und unabhängige Experten ihr Standard-Argument: Die Kartelle seien Angelegenheit der mexikanischen Regierung und Justiz. Außerdem würde ein grenzüberschreitender US-Militärschlag gegen Verbrecher in Mexiko nicht die hohe Nachfrage nach illegalen Drogen auf den Straßen von Chicago, Dallas oder Philadelphia senken.