Rio de Janeiro. Es ist ein Skandal: Brasilien will ein ausgemustertes Schiff im Atlantik versenken. Umweltschützer sind entsetzt. Nach Angaben mehrerer Umweltorganisationen soll das 266 Meter lange Schiff mit Asbest, Farben und anderen giftigen Abfällen beladen sein. Die Umweltorganisation Robin Wood bezeichnete das Schiff als „30.000 Tonnen schweres Giftpaket“.
Bei dem Schiff handelt es sich um den früheren französischen Flugzeugträger „Foch“. Angesichts seines schlechten Zustands sei „ein kontrolliertes Versenken“ des Schiffs unausweichlich, teilten die brasilianische Marine und das Verteidigungsministerium am Mittwoch in einer gemeinsamen Erklärung mit. Wegen der „Abschlepp-Risiken“ und der „schlechten Schwimmfähigkeit“ des Schiffsrumpfes bestehe darin die einzige Möglichkeit, das einstige Vorzeige-Schiff der französischen Marine loszuwerden.
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Brasilien lässt das Schiff nicht in Hafen einlaufen
Vor zwei Wochen hatte die brasilianische Marine mitgeteilt, dass sie den früheren Flugzeugträger im Atlantik abgeschleppt habe. Sie hatte betont, dass das Schiff angesichts seines schlechten Zustandes und des „erhöhten Risikos“ für die Umwelt nicht mehr in einen brasilianischen Hafen oder auch nur in brasilianische Hoheitsgewässer dürfe.
Mehrere Organisationen hatten daraufhin Befürchtungen hinsichtlich eines „Umweltvergehens“ geäußert. Wenn Brasilien das Schiff „vorsätzlich“ versenke, „käme das einem vom Staat in Auftrag gegebenen Umweltvergehen gleich“, erklärte die Nichtregierungsorganisation Shipbreaking Platform.
Umweltorganisationen hoffen auf Brasiliens neuen Staatschef Luiz Inácio Lula da Silva, der versprochen hat, sich für die Umwelt stark zu machen.
Das Schiff bereitet schon länger Probleme
Die „Foch“ stand 37 Jahre lang in den Diensten der französischen Marine. Nach ihrem Erwerb 2000 durch Brasilien wurde das Schiff in „São Paulo“ umbenannt. Das alte Schiff bereitete bald Probleme, die sich durch einen Brand an Bord im Jahr 2005 deutlich verschlimmerten. Eine Modernisierung des Flugzeugträgers wäre zu teuer gewesen. Brasilien beschloss, ihn loszuwerden.
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Im April 2021 kaufte die türkische Werft Sök Denizcilik das riesige Schiff, um das Altmetall auszuschlachten. Seitdem fuhr ein niederländischer Schlepper mit der „São Paulo“ auf Kosten der Werft durchs Meer.
Da aber kein Hafen der „São Paulo“ Einfahrt gewährte, drohte Sök Denizcilik, das Schiff einfach mitten im Atlantik führerlos zurückzulassen. Brasilien ließ die „São Paulo“ schließlich zurückkehren, aber in keinen Hafen einlaufen. (AFP/bea)
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