Panama-Stadt/Berlin. Viele Tierarten sind vom Aussterben bedroht. Die Weltartenschutzkonferenz Cites will sie retten. Doch ob das gelingt, ist fraglich.
Gegen 3D-Sonargeräte und Satellitennavigation haben die Fische keine Chance. Mit immer raffinierteren Fangmethoden spüren Hochseefischer ihre Beute weit draußen auf dem Meer auf, werfen ihre Netze aus, ziehen ganze Schwärme an Bord. Und hinterlassen leere Wasserwüsten.
Die Fische, die Schiffe Jahr für Jahr aus den Ozeanen holen, wiegen nach Angaben der Welternährungsorganisation zusammen rund 90 Millionen Tonnen. Die Umweltstiftung WWF warnt eindringlich vor „dem bisherigen Höhepunkt der Artenkrise“.
Sie betrifft nicht nur Speisefische: Schätzungen gehen von 150 Arten aus, die pro Tag für immer von der Erde verschwinden. Nie waren Fauna und Flora dermaßen bedroht wie heute. Die internationale Gemeinschaft will nun gegensteuern. Mehr über bedrohte Wildtiere:Thailand und Vietnam: So wollen sie die letzten Tiger retten
Artenschutz: Cites-Mammutkonferenz in Panama
In Panama treffen sich seit dieser Woche Vertreter von 184 Staaten zu einem Mammutkongress: Bis zum 25. November debattieren mehr als 2500 Delegierte, Experten und Vertreter von Nichtregierungsorganisationen während der 19. Weltartenschutzkonferenz – kurz Cites – darüber, wie das weltweite Massensterben gestoppt werden kann.
Die Teilnehmer haben ehrgeizige Pläne. In Panama sollen 52 Anträge zum besseren Schutz von 600 Wildarten diskutiert werden. Zu Beginn machte die aus Panama stammende Cites-Generalsekretärin Ivonne Higuero deutlich, dass davon der ganze Planet profitieren würde – nicht nur die Länder, in denen die bedrohten Wildarten leben: „Die Vorteile des Artenschutzes sind global.“

Es geht um große Elefanten mit ihren Stoßzähnen aus Elfenbein und winzige Glasfrösche mit durchsichtigem Bauch, um platte Rochen und Seegurken, die als „Staubsauger der Meere“ gelten. Allein bei 36 Haiarten ist der Bestand so stark zurückgegangen, dass sie laut WWF bedroht sind – Haifischflossen gelten in manchen Ländern als Delikatesse. Viele Arten dürften im Zuge der Konferenz erstmals unter Schutz gestellt werden. Das Treffen soll eine Trendwende markieren. Doch die Aufgabe erscheint gewaltig. Auch interessant:Exotische Haustiere: EU plant Beschränkung für Haltung
Artenschützer streiten um Umgang mit Elefanten
Viele Wildtiere landen gar nicht in Suppentöpfen und auf Tellern, sondern fallen Trophäenjägern zum Opfer. Der seit Jahren boomende Elfenbeinhandel bedeutet das Todesurteil für etwa 30.000 Elefanten, die pro Jahr von Wilderern in Afrika getötet werden. Dabei spielen die „als Gärtner des Waldes eine zentrale Rolle für den Erhalt der Regenwälder“, sagt Arnulf Köhncke, der als Leiter der Abteilung Artenschutz beim WWF Deutschland regelmäßig in den natürlichen Lebensraum der Rüsseltiere reist.
In Panama zeichnet sich bereits nach zwei Tagen ein Streit über den Umgang mit Elefanten ab. Es stehen sich zwei Lager gegenüber: die Länder, die ein totales Handelsverbot für Elfenbein fordern – und diejenigen, die sich weniger Beschränkungen wünschen.

„Einige Staaten im Süden von Afrika wollen für den Schutz ihrer Elefanten und deren gestiegene Anzahl belohnt werden, indem sie mit Elefantenprodukten handeln können, vor allem natürlich mit Elfenbein,“ so Davis Morgan, wissenschaftlicher Leiter bei Cites. Ländern wie Namibia und Südafrika geht es darum, Stoßzähne von natürlich verendeten Tieren verkaufen zu dürfen. Der Gewinn soll dann in den Artenschutz fließen.
Nur: Naturschutzorganisationen wie Pro Wildlife warnen vor einem „Deckmantel für den illegalen Handel“, weil es schwer zu kontrollieren sei, woher Elfenbein tatsächlich stamme. „Der Elfenbeinhandel ist fest in der Hand global organisierter krimineller Netzwerke“, so Daniela Freyer von Pro Wildlife. Boko Haram im Norden Nigerias und andere Terrorgruppen sollen sich darüber finanzieren.
Weltmeere sind überfischt
Seit 1970 sind die Bestände von Säugetieren, Vögeln, Fischen, Amphibien und Reptilien nach Angaben des WWF um durchschnittlich 69 Prozent zurückgegangen. Wie angespannt die Situation ist, wird mitunter erst auf den zweiten Blick klar. So ist die Menge der gefangenen Meeresfische in den letzten vier Jahrzehnten zwar relativ stabil geblieben. Experten werten das aber als Indiz für die weltweite Überfischung. Denn mit ihrer Spezialtechnik müssten moderne Fischer eigentlich mehr Fische fangen als je zuvor.
Die Fachleute fordern daher anders geformte Haken und Fluchtfenster in Netzen, um wenigstens zu verhindern, dass Haie oder Delfine als Beifang sinnlos verenden.